Entwicklung derselben in dieser Gruppe innerhalb niederer Grenzen. An den Alkoholtagen erreicht sogar in Gruppe III die Zahl der äusseren Associationen nahezu oder völlig ihr Minimum. Diese Er- fahrung ist deswegen besonders auffallend, weil Gruppe III mit ins- gesammt 105 nach dem ersten Tage auftretenden neuen Associationen gegenüber der Gruppe I mit 80 und der Gruppe II mit 81 derartigen Vorstellungen eigentlich eine grössere Labilität der Verbindungen be- sitzt, wie sie sich hier auch wol durch die beginnende Versuchsermü- dung rechtfertigen würde. Freilich lehrt die genauere Betrachtung der einzelnen Zahlenreihen, dass diese erhöhte Labilität gerade in den Alkoholversuchen kaum hervorgetreten, vielmehr hauptsächlich auf Rechnung der Tage 4 und 10 mit Versuchen zu später Abend- stunde und demgemäss grösserer Ermüdung zu setzen ist. Die durchschnittliche Anzahl der neuen Associationen in den einzelnen Gruppen und an den verschiedenen Versuchstagen war nämlich folgende:
Tabelle XIX.
[Tabelle]
Im Gegensatz zu den letzten 4 Alkoholreihen haben wir es am Versuchstage 3* nach Ausweis der Uebersicht auf p. 60 offenbar mit dem Auftauchen ungewöhnlich zahlreicher neuer Vorstellungsverbin- dungen zu thun. Bei dem völligen Verschwinden dieser Erscheinung an den folgenden Alkoholtagen kann man, wenn man nicht auf eine Erklärung überhaupt verzichten oder den Zufall heranziehen will, kaum der Annahme entgehen, dass stabile, eingeübte Associationen vielleicht in anderem Sinne durch den Alkohol beeinflusst werden, als labile. Dafür würde auch die sehr beträchtliche Umwandlung der Vorstellungsverbindungen in dem früher berichteten Associations- versuche sprechen. Es wäre ja auch sehr wol denkbar, dass bei fri- schen, nicht eingeübten Associationen die Neigung, äussere Ver- knüpfungen zu bilden, zum Auftreten zahlreicher neuer Vorstellungen führen müsste, während bei eingelernten und durch die Wiederholung schon in äussere umgewandelten Associationen einfach diese letzteren befestigt würden. Der Einfluss der Uebung und des Alkohols würden
Entwicklung derselben in dieser Gruppe innerhalb niederer Grenzen. An den Alkoholtagen erreicht sogar in Gruppe III die Zahl der äusseren Associationen nahezu oder völlig ihr Minimum. Diese Er- fahrung ist deswegen besonders auffallend, weil Gruppe III mit ins- gesammt 105 nach dem ersten Tage auftretenden neuen Associationen gegenüber der Gruppe I mit 80 und der Gruppe II mit 81 derartigen Vorstellungen eigentlich eine grössere Labilität der Verbindungen be- sitzt, wie sie sich hier auch wol durch die beginnende Versuchsermü- dung rechtfertigen würde. Freilich lehrt die genauere Betrachtung der einzelnen Zahlenreihen, dass diese erhöhte Labilität gerade in den Alkoholversuchen kaum hervorgetreten, vielmehr hauptsächlich auf Rechnung der Tage 4 und 10 mit Versuchen zu später Abend- stunde und demgemäss grösserer Ermüdung zu setzen ist. Die durchschnittliche Anzahl der neuen Associationen in den einzelnen Gruppen und an den verschiedenen Versuchstagen war nämlich folgende:
Tabelle XIX.
[Tabelle]
Im Gegensatz zu den letzten 4 Alkoholreihen haben wir es am Versuchstage 3* nach Ausweis der Uebersicht auf p. 60 offenbar mit dem Auftauchen ungewöhnlich zahlreicher neuer Vorstellungsverbin- dungen zu thun. Bei dem völligen Verschwinden dieser Erscheinung an den folgenden Alkoholtagen kann man, wenn man nicht auf eine Erklärung überhaupt verzichten oder den Zufall heranziehen will, kaum der Annahme entgehen, dass stabile, eingeübte Associationen vielleicht in anderem Sinne durch den Alkohol beeinflusst werden, als labile. Dafür würde auch die sehr beträchtliche Umwandlung der Vorstellungsverbindungen in dem früher berichteten Associations- versuche sprechen. Es wäre ja auch sehr wol denkbar, dass bei fri- schen, nicht eingeübten Associationen die Neigung, äussere Ver- knüpfungen zu bilden, zum Auftreten zahlreicher neuer Vorstellungen führen müsste, während bei eingelernten und durch die Wiederholung schon in äussere umgewandelten Associationen einfach diese letzteren befestigt würden. Der Einfluss der Uebung und des Alkohols würden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0077"n="61"/>
Entwicklung derselben in dieser Gruppe innerhalb niederer Grenzen.<lb/>
An den Alkoholtagen erreicht sogar in Gruppe III die Zahl der<lb/>
äusseren Associationen nahezu oder völlig ihr Minimum. Diese Er-<lb/>
fahrung ist deswegen besonders auffallend, weil Gruppe III mit ins-<lb/>
gesammt 105 nach dem ersten Tage auftretenden neuen Associationen<lb/>
gegenüber der Gruppe I mit 80 und der Gruppe II mit 81 derartigen<lb/>
Vorstellungen eigentlich eine grössere Labilität der Verbindungen be-<lb/>
sitzt, wie sie sich hier auch wol durch die beginnende Versuchsermü-<lb/>
dung rechtfertigen würde. Freilich lehrt die genauere Betrachtung<lb/>
der einzelnen Zahlenreihen, dass diese erhöhte Labilität gerade in<lb/>
den Alkoholversuchen kaum hervorgetreten, vielmehr hauptsächlich<lb/>
auf Rechnung der Tage 4 und 10 mit Versuchen zu später Abend-<lb/>
stunde und demgemäss grösserer Ermüdung zu setzen ist. Die<lb/>
durchschnittliche Anzahl der neuen Associationen in den einzelnen<lb/>
Gruppen und an den verschiedenen Versuchstagen war nämlich<lb/>
folgende:</p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">Tabelle</hi> XIX.</hi></p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Im Gegensatz zu den letzten 4 Alkoholreihen haben wir es am<lb/>
Versuchstage 3* nach Ausweis der Uebersicht auf p. 60 offenbar mit<lb/>
dem Auftauchen ungewöhnlich zahlreicher neuer Vorstellungsverbin-<lb/>
dungen zu thun. Bei dem völligen Verschwinden dieser Erscheinung<lb/>
an den folgenden Alkoholtagen kann man, wenn man nicht auf eine<lb/>
Erklärung überhaupt verzichten oder den Zufall heranziehen will,<lb/>
kaum der Annahme entgehen, dass stabile, eingeübte Associationen<lb/>
vielleicht in anderem Sinne durch den Alkohol beeinflusst werden, als<lb/>
labile. Dafür würde auch die sehr beträchtliche Umwandlung der<lb/>
Vorstellungsverbindungen in dem früher berichteten Associations-<lb/>
versuche sprechen. Es wäre ja auch sehr wol denkbar, dass bei fri-<lb/>
schen, nicht eingeübten Associationen die Neigung, äussere Ver-<lb/>
knüpfungen zu bilden, zum Auftreten zahlreicher neuer Vorstellungen<lb/>
führen müsste, während bei eingelernten und durch die Wiederholung<lb/>
schon in äussere umgewandelten Associationen einfach diese letzteren<lb/>
befestigt würden. Der Einfluss der Uebung und des Alkohols würden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[61/0077]
Entwicklung derselben in dieser Gruppe innerhalb niederer Grenzen.
An den Alkoholtagen erreicht sogar in Gruppe III die Zahl der
äusseren Associationen nahezu oder völlig ihr Minimum. Diese Er-
fahrung ist deswegen besonders auffallend, weil Gruppe III mit ins-
gesammt 105 nach dem ersten Tage auftretenden neuen Associationen
gegenüber der Gruppe I mit 80 und der Gruppe II mit 81 derartigen
Vorstellungen eigentlich eine grössere Labilität der Verbindungen be-
sitzt, wie sie sich hier auch wol durch die beginnende Versuchsermü-
dung rechtfertigen würde. Freilich lehrt die genauere Betrachtung
der einzelnen Zahlenreihen, dass diese erhöhte Labilität gerade in
den Alkoholversuchen kaum hervorgetreten, vielmehr hauptsächlich
auf Rechnung der Tage 4 und 10 mit Versuchen zu später Abend-
stunde und demgemäss grösserer Ermüdung zu setzen ist. Die
durchschnittliche Anzahl der neuen Associationen in den einzelnen
Gruppen und an den verschiedenen Versuchstagen war nämlich
folgende:
Tabelle XIX.
Im Gegensatz zu den letzten 4 Alkoholreihen haben wir es am
Versuchstage 3* nach Ausweis der Uebersicht auf p. 60 offenbar mit
dem Auftauchen ungewöhnlich zahlreicher neuer Vorstellungsverbin-
dungen zu thun. Bei dem völligen Verschwinden dieser Erscheinung
an den folgenden Alkoholtagen kann man, wenn man nicht auf eine
Erklärung überhaupt verzichten oder den Zufall heranziehen will,
kaum der Annahme entgehen, dass stabile, eingeübte Associationen
vielleicht in anderem Sinne durch den Alkohol beeinflusst werden, als
labile. Dafür würde auch die sehr beträchtliche Umwandlung der
Vorstellungsverbindungen in dem früher berichteten Associations-
versuche sprechen. Es wäre ja auch sehr wol denkbar, dass bei fri-
schen, nicht eingeübten Associationen die Neigung, äussere Ver-
knüpfungen zu bilden, zum Auftreten zahlreicher neuer Vorstellungen
führen müsste, während bei eingelernten und durch die Wiederholung
schon in äussere umgewandelten Associationen einfach diese letzteren
befestigt würden. Der Einfluss der Uebung und des Alkohols würden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/77>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.