Daten keinesfalls allein auf die fortschreitende Uebung zurückgeführt werden kann. Das geht um so weniger an, als mit Ausnahme der Reihe 6* das Gesammtmittel der Alkoholtage regelmässig auch das Mittel der 1 oder meist sogar 2 Versuchstage früher liegenden Normal- reihen übertrifft. Allerdings beobachten wir einmal, nämlich in der Reihe 10, ebenfalls eine geringfügige Erhöhung gegenüber dem 3 Ver- suchstage zurückliegenden Normalmittel 7, so dass dort ein verlang- samender Einfluss sich geltend gemacht haben muss. Dieser Einfluss ist ohne Zweifel in der späten Versuchsstunde zu suchen, zu welcher die Reihe 10 angestellt wurde. Derselbe Umstand spielt auch wol bei der oben erwähnten Ausnahme eine gewisse Rolle. Da die Reihe 4 ebenfalls Abends spät gewonnen wurde, blieb dieses Mittel in Folge der Ermüdung relativ hoch. Bei dem raschen Fortschreiten der Uebungsverkürzung während des ersten Theils der Versuchsperiode vermochte daher nach 2 weiteren Tagen nun auch die Alkoholwirkung nicht mehr das Mittel der Reihe 6* über dasjenige des vierten Ver- suchstages hinauszuheben.
Dass somit unter dem Einflusse des Alkohols hauptsächlich eine Verlängerung der Associationszeiten sich herausstellt, darf nach den vorliegenden Daten als zweifellos angesehen werden. Es entsteht nur die Frage, ob dieses Ergebniss für die ganze Dauer der Alkohol- wirkung gilt, oder ob möglicherweise entgegengesetzte Schwankungen nur durch das Ueberwiegen der Verlängerung in den Gesammtmitteln verdeckt werden. Einigen Aufschluss in dieser Richtung verspricht uns die Betrachtung der Tagesreihen, da sie den Gang der associativen Leistungsfähigkeit während der einzelnen Tage zu verfolgen gestatten. Allerdings repräsentirt jedes Tagesmittel den Ausfall der Versuche im Verlaufe von mindestens 10 Minuten; Schwankungen von rascherem Ablaufe können also bei der gewählten Rechnungsmethode nicht er- kannt werden. Bei einer Musterung der Alkoholversuche ergiebt sich nun, dass im Allgemeinen sämmtliche Zahlen einer Tagesreihe länger sind, als die entsprechenden des folgenden Tages. Ausnahmen von dieser Regel finden sich nur in Reihe 9*, in welcher der 2. und 5. Werth ein wenig unter die Zahlen der Reihe 10 heruntergeht. Grosses Ge- wicht können wir indessen auf diese Ausnahmen nicht legen, da ja die Reihe 10 wegen ihrer späten Entstehungszeit die Zeichen der Er- müdung schon in dem Umstande erkennen lässt, dass 3 ihrer Werthe höher sind als die entsprechenden der 3 Versuchstage früher ent- standenen Reihe 7. Im Uebrigen sind in den massgebenden 3 Alkohol- versuchen aus der letzten Versuchsperiode nur zwei Werthe vorhanden,
Daten keinesfalls allein auf die fortschreitende Uebung zurückgeführt werden kann. Das geht um so weniger an, als mit Ausnahme der Reihe 6* das Gesammtmittel der Alkoholtage regelmässig auch das Mittel der 1 oder meist sogar 2 Versuchstage früher liegenden Normal- reihen übertrifft. Allerdings beobachten wir einmal, nämlich in der Reihe 10, ebenfalls eine geringfügige Erhöhung gegenüber dem 3 Ver- suchstage zurückliegenden Normalmittel 7, so dass dort ein verlang- samender Einfluss sich geltend gemacht haben muss. Dieser Einfluss ist ohne Zweifel in der späten Versuchsstunde zu suchen, zu welcher die Reihe 10 angestellt wurde. Derselbe Umstand spielt auch wol bei der oben erwähnten Ausnahme eine gewisse Rolle. Da die Reihe 4 ebenfalls Abends spät gewonnen wurde, blieb dieses Mittel in Folge der Ermüdung relativ hoch. Bei dem raschen Fortschreiten der Uebungsverkürzung während des ersten Theils der Versuchsperiode vermochte daher nach 2 weiteren Tagen nun auch die Alkoholwirkung nicht mehr das Mittel der Reihe 6* über dasjenige des vierten Ver- suchstages hinauszuheben.
Dass somit unter dem Einflusse des Alkohols hauptsächlich eine Verlängerung der Associationszeiten sich herausstellt, darf nach den vorliegenden Daten als zweifellos angesehen werden. Es entsteht nur die Frage, ob dieses Ergebniss für die ganze Dauer der Alkohol- wirkung gilt, oder ob möglicherweise entgegengesetzte Schwankungen nur durch das Ueberwiegen der Verlängerung in den Gesammtmitteln verdeckt werden. Einigen Aufschluss in dieser Richtung verspricht uns die Betrachtung der Tagesreihen, da sie den Gang der associativen Leistungsfähigkeit während der einzelnen Tage zu verfolgen gestatten. Allerdings repräsentirt jedes Tagesmittel den Ausfall der Versuche im Verlaufe von mindestens 10 Minuten; Schwankungen von rascherem Ablaufe können also bei der gewählten Rechnungsmethode nicht er- kannt werden. Bei einer Musterung der Alkoholversuche ergiebt sich nun, dass im Allgemeinen sämmtliche Zahlen einer Tagesreihe länger sind, als die entsprechenden des folgenden Tages. Ausnahmen von dieser Regel finden sich nur in Reihe 9*, in welcher der 2. und 5. Werth ein wenig unter die Zahlen der Reihe 10 heruntergeht. Grosses Ge- wicht können wir indessen auf diese Ausnahmen nicht legen, da ja die Reihe 10 wegen ihrer späten Entstehungszeit die Zeichen der Er- müdung schon in dem Umstande erkennen lässt, dass 3 ihrer Werthe höher sind als die entsprechenden der 3 Versuchstage früher ent- standenen Reihe 7. Im Uebrigen sind in den massgebenden 3 Alkohol- versuchen aus der letzten Versuchsperiode nur zwei Werthe vorhanden,
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[56/0072]
Daten keinesfalls allein auf die fortschreitende Uebung zurückgeführt
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Mittel der 1 oder meist sogar 2 Versuchstage früher liegenden Normal-
reihen übertrifft. Allerdings beobachten wir einmal, nämlich in der
Reihe 10, ebenfalls eine geringfügige Erhöhung gegenüber dem 3 Ver-
suchstage zurückliegenden Normalmittel 7, so dass dort ein verlang-
samender Einfluss sich geltend gemacht haben muss. Dieser Einfluss
ist ohne Zweifel in der späten Versuchsstunde zu suchen, zu welcher
die Reihe 10 angestellt wurde. Derselbe Umstand spielt auch wol bei
der oben erwähnten Ausnahme eine gewisse Rolle. Da die Reihe 4
ebenfalls Abends spät gewonnen wurde, blieb dieses Mittel in Folge
der Ermüdung relativ hoch. Bei dem raschen Fortschreiten der
Uebungsverkürzung während des ersten Theils der Versuchsperiode
vermochte daher nach 2 weiteren Tagen nun auch die Alkoholwirkung
nicht mehr das Mittel der Reihe 6* über dasjenige des vierten Ver-
suchstages hinauszuheben.
Dass somit unter dem Einflusse des Alkohols hauptsächlich eine
Verlängerung der Associationszeiten sich herausstellt, darf nach den
vorliegenden Daten als zweifellos angesehen werden. Es entsteht nur
die Frage, ob dieses Ergebniss für die ganze Dauer der Alkohol-
wirkung gilt, oder ob möglicherweise entgegengesetzte Schwankungen
nur durch das Ueberwiegen der Verlängerung in den Gesammtmitteln
verdeckt werden. Einigen Aufschluss in dieser Richtung verspricht
uns die Betrachtung der Tagesreihen, da sie den Gang der associativen
Leistungsfähigkeit während der einzelnen Tage zu verfolgen gestatten.
Allerdings repräsentirt jedes Tagesmittel den Ausfall der Versuche
im Verlaufe von mindestens 10 Minuten; Schwankungen von rascherem
Ablaufe können also bei der gewählten Rechnungsmethode nicht er-
kannt werden. Bei einer Musterung der Alkoholversuche ergiebt sich
nun, dass im Allgemeinen sämmtliche Zahlen einer Tagesreihe länger
sind, als die entsprechenden des folgenden Tages. Ausnahmen von
dieser Regel finden sich nur in Reihe 9*, in welcher der 2. und 5. Werth
ein wenig unter die Zahlen der Reihe 10 heruntergeht. Grosses Ge-
wicht können wir indessen auf diese Ausnahmen nicht legen, da ja
die Reihe 10 wegen ihrer späten Entstehungszeit die Zeichen der Er-
müdung schon in dem Umstande erkennen lässt, dass 3 ihrer Werthe
höher sind als die entsprechenden der 3 Versuchstage früher ent-
standenen Reihe 7. Im Uebrigen sind in den massgebenden 3 Alkohol-
versuchen aus der letzten Versuchsperiode nur zwei Werthe vorhanden,
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/72>, abgerufen am 16.02.2025.
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