von a bei Versuchen derselben Art erlaubt mit einigem Vorbehalt den Schluss auf Gleichheit aller wesentlichen inneren und äusseren Ver- suchsbedingungen und umgekehrt.
Die asymmetrische Vertheilung der Beobachtungen zu beiden Seiten des wahrscheinlichen Mittelwerthes ist, wie schon oben ange- deutet, der Grund dafür, dass wir das arithmetische Mittel bei den Versuchen über psychische Zeitmessung nicht als zuverlässigen Aus- druck einer Beobachtungsreihe ansehen dürfen. Bei gleicher Zahl der über und unter dem wahrscheinlichen Mittel gelegenen Werthe überwiegen die ersteren wegen ihrer grösseren Abweichung vom Mittel mehr oder weniger stark über die letzteren, so dass sie das arith- metische Mittel über das wahrscheinliche erhöhen. Der Umfang dieser Erhöhung ist von dem Grade der Asymmetrie, dieser letztere bei unsern Versuchen wieder von allen jenen äusseren und inneren Ver- suchsumständen abhängig, welche die Dichtigkeit der Zahlen beein- flussen. Dem gegenüber ist für das wahrscheinliche Mittel wesentlich die Grösse der mittleren Beobachtungswerthe, nicht aber die spezielle Vertheilung der Zahlen im ganzen Bereiche massgebend; diese letztere kommt erst bei der Berechnung der Grösse a in Betracht. In Folge dessen wird das Verhältniss des arithmetischen zum wahrscheinlichen Mittel ein wechselndes. In der folgenden Tabelle finden sich z. B. die betreffenden Werthe für die hier besprochenen 7 Versuchstage mit wiederholten Associationsreactionen zusammengestellt:
Tabelle VI.
[Tabelle]
Mit Ausnahme des letzten Tages ist also das arithmetische that- sächlich überall grösser, als das wahrscheinliche Mittel, weil eben jenes erstere nicht nur durch die Anzahl, sondern auch durch die numerische Grösse der extremen Beobachtungswerthe mitbestimmt wird. Je mehr durch die fortschreitende Uebung die zufälligen sehr grossen Zahlen wegfallen, desto mehr nähert sich das arithmetische Mittel allmählich dem wahrscheinlichen. Diese Erfahrungen lehren, dass gerade bei unsern Versuchen, bei denen durch Vergiftungen die Entwicklung unregelmässiger Schwankungen und insbesondere das Auf-
von a bei Versuchen derselben Art erlaubt mit einigem Vorbehalt den Schluss auf Gleichheit aller wesentlichen inneren und äusseren Ver- suchsbedingungen und umgekehrt.
Die asymmetrische Vertheilung der Beobachtungen zu beiden Seiten des wahrscheinlichen Mittelwerthes ist, wie schon oben ange- deutet, der Grund dafür, dass wir das arithmetische Mittel bei den Versuchen über psychische Zeitmessung nicht als zuverlässigen Aus- druck einer Beobachtungsreihe ansehen dürfen. Bei gleicher Zahl der über und unter dem wahrscheinlichen Mittel gelegenen Werthe überwiegen die ersteren wegen ihrer grösseren Abweichung vom Mittel mehr oder weniger stark über die letzteren, so dass sie das arith- metische Mittel über das wahrscheinliche erhöhen. Der Umfang dieser Erhöhung ist von dem Grade der Asymmetrie, dieser letztere bei unsern Versuchen wieder von allen jenen äusseren und inneren Ver- suchsumständen abhängig, welche die Dichtigkeit der Zahlen beein- flussen. Dem gegenüber ist für das wahrscheinliche Mittel wesentlich die Grösse der mittleren Beobachtungswerthe, nicht aber die spezielle Vertheilung der Zahlen im ganzen Bereiche massgebend; diese letztere kommt erst bei der Berechnung der Grösse a in Betracht. In Folge dessen wird das Verhältniss des arithmetischen zum wahrscheinlichen Mittel ein wechselndes. In der folgenden Tabelle finden sich z. B. die betreffenden Werthe für die hier besprochenen 7 Versuchstage mit wiederholten Associationsreactionen zusammengestellt:
Tabelle VI.
[Tabelle]
Mit Ausnahme des letzten Tages ist also das arithmetische that- sächlich überall grösser, als das wahrscheinliche Mittel, weil eben jenes erstere nicht nur durch die Anzahl, sondern auch durch die numerische Grösse der extremen Beobachtungswerthe mitbestimmt wird. Je mehr durch die fortschreitende Uebung die zufälligen sehr grossen Zahlen wegfallen, desto mehr nähert sich das arithmetische Mittel allmählich dem wahrscheinlichen. Diese Erfahrungen lehren, dass gerade bei unsern Versuchen, bei denen durch Vergiftungen die Entwicklung unregelmässiger Schwankungen und insbesondere das Auf-
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von a bei Versuchen derselben Art erlaubt mit einigem Vorbehalt den
Schluss auf Gleichheit aller wesentlichen inneren und äusseren Ver-
suchsbedingungen und umgekehrt.
Die asymmetrische Vertheilung der Beobachtungen zu beiden
Seiten des wahrscheinlichen Mittelwerthes ist, wie schon oben ange-
deutet, der Grund dafür, dass wir das arithmetische Mittel bei den
Versuchen über psychische Zeitmessung nicht als zuverlässigen Aus-
druck einer Beobachtungsreihe ansehen dürfen. Bei gleicher Zahl
der über und unter dem wahrscheinlichen Mittel gelegenen Werthe
überwiegen die ersteren wegen ihrer grösseren Abweichung vom Mittel
mehr oder weniger stark über die letzteren, so dass sie das arith-
metische Mittel über das wahrscheinliche erhöhen. Der Umfang dieser
Erhöhung ist von dem Grade der Asymmetrie, dieser letztere bei
unsern Versuchen wieder von allen jenen äusseren und inneren Ver-
suchsumständen abhängig, welche die Dichtigkeit der Zahlen beein-
flussen. Dem gegenüber ist für das wahrscheinliche Mittel wesentlich
die Grösse der mittleren Beobachtungswerthe, nicht aber die spezielle
Vertheilung der Zahlen im ganzen Bereiche massgebend; diese letztere
kommt erst bei der Berechnung der Grösse a in Betracht. In Folge
dessen wird das Verhältniss des arithmetischen zum wahrscheinlichen
Mittel ein wechselndes. In der folgenden Tabelle finden sich z. B.
die betreffenden Werthe für die hier besprochenen 7 Versuchstage mit
wiederholten Associationsreactionen zusammengestellt:
Tabelle VI.
Mit Ausnahme des letzten Tages ist also das arithmetische that-
sächlich überall grösser, als das wahrscheinliche Mittel, weil eben
jenes erstere nicht nur durch die Anzahl, sondern auch durch die
numerische Grösse der extremen Beobachtungswerthe mitbestimmt
wird. Je mehr durch die fortschreitende Uebung die zufälligen sehr
grossen Zahlen wegfallen, desto mehr nähert sich das arithmetische
Mittel allmählich dem wahrscheinlichen. Diese Erfahrungen lehren,
dass gerade bei unsern Versuchen, bei denen durch Vergiftungen die
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/47>, abgerufen am 16.07.2024.
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