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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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V. Die centrale Wirkung der
Arzneimittel.


Sobald es uns auf irgend einem Gebiete naturwissenschaftlicher
Forschung gelungen ist, den Zusammenhang zweier Erscheinungen
durch sorgfältige und allseitige Prüfung mit voller Sicherheit festzu-
stellen, darf diese Sicherheit durch die Rücksicht auf das System unserer
bisherigen Erfahrungen weder erhöht noch vermindert werden. Nur
die Deutung einer wirklichen Thatsache kann sich nach dem Inhalte
der herrschenden Meinungen ändern; ihr Wesen soll wol diese letzteren
beeinflussen, nicht aber selbst durch sie berührt werden. Anders liegt
die Sache dort, wo wir es nicht mit unverrückbar feststehenden Be-
obachtungsergebnissen, sondern, wie auf psychischem Gebiete zumeist,
mit mehr oder weniger schwankenden, theilweise einander wider-
sprechenden Versuchsresultaten zu thun haben. Hier wird nicht selten
der eine oder der andere Schluss aus unsern Wahrnehmungen dadurch
an Sicherheit gewinnen, dass er sich in die aus den Grundthatsachen
abgeleitete Gesammtanschauung widerspruchslos einordnet. Ja, wir
werden sogar in die Lage kommen können, von zwei nach dem reinen
Erfahrungsmateriale gleichberechtigten Möglichkeiten der einen den
Vorzug zu geben, weil sie am besten in das Bild hineinpasst, welches
wir uns von den untersuchten Vorgängen zusammengesetzt haben.
Unter diesem Gesichtspunkte wird es nützlich sein, nunmehr uns klar
zu machen, wie weit sich alle die in den früheren Abschnitten aus
den Beobachtungen gezogenen Folgerungen zu einheitlichen Anschau-
ungen verarbeiten lassen, oder wie weit sich Widersprüche ergeben,
deren Lösung nur durch Fortsetzung der Experimente geschehen kann.
Den Ausgangspunkt bei diesen Betrachtungen werden naturgemäss

V. Die centrale Wirkung der
Arzneimittel.


Sobald es uns auf irgend einem Gebiete naturwissenschaftlicher
Forschung gelungen ist, den Zusammenhang zweier Erscheinungen
durch sorgfältige und allseitige Prüfung mit voller Sicherheit festzu-
stellen, darf diese Sicherheit durch die Rücksicht auf das System unserer
bisherigen Erfahrungen weder erhöht noch vermindert werden. Nur
die Deutung einer wirklichen Thatsache kann sich nach dem Inhalte
der herrschenden Meinungen ändern; ihr Wesen soll wol diese letzteren
beeinflussen, nicht aber selbst durch sie berührt werden. Anders liegt
die Sache dort, wo wir es nicht mit unverrückbar feststehenden Be-
obachtungsergebnissen, sondern, wie auf psychischem Gebiete zumeist,
mit mehr oder weniger schwankenden, theilweise einander wider-
sprechenden Versuchsresultaten zu thun haben. Hier wird nicht selten
der eine oder der andere Schluss aus unsern Wahrnehmungen dadurch
an Sicherheit gewinnen, dass er sich in die aus den Grundthatsachen
abgeleitete Gesammtanschauung widerspruchslos einordnet. Ja, wir
werden sogar in die Lage kommen können, von zwei nach dem reinen
Erfahrungsmateriale gleichberechtigten Möglichkeiten der einen den
Vorzug zu geben, weil sie am besten in das Bild hineinpasst, welches
wir uns von den untersuchten Vorgängen zusammengesetzt haben.
Unter diesem Gesichtspunkte wird es nützlich sein, nunmehr uns klar
zu machen, wie weit sich alle die in den früheren Abschnitten aus
den Beobachtungen gezogenen Folgerungen zu einheitlichen Anschau-
ungen verarbeiten lassen, oder wie weit sich Widersprüche ergeben,
deren Lösung nur durch Fortsetzung der Experimente geschehen kann.
Den Ausgangspunkt bei diesen Betrachtungen werden naturgemäss

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[[172]/0188] V. Die centrale Wirkung der Arzneimittel. Sobald es uns auf irgend einem Gebiete naturwissenschaftlicher Forschung gelungen ist, den Zusammenhang zweier Erscheinungen durch sorgfältige und allseitige Prüfung mit voller Sicherheit festzu- stellen, darf diese Sicherheit durch die Rücksicht auf das System unserer bisherigen Erfahrungen weder erhöht noch vermindert werden. Nur die Deutung einer wirklichen Thatsache kann sich nach dem Inhalte der herrschenden Meinungen ändern; ihr Wesen soll wol diese letzteren beeinflussen, nicht aber selbst durch sie berührt werden. Anders liegt die Sache dort, wo wir es nicht mit unverrückbar feststehenden Be- obachtungsergebnissen, sondern, wie auf psychischem Gebiete zumeist, mit mehr oder weniger schwankenden, theilweise einander wider- sprechenden Versuchsresultaten zu thun haben. Hier wird nicht selten der eine oder der andere Schluss aus unsern Wahrnehmungen dadurch an Sicherheit gewinnen, dass er sich in die aus den Grundthatsachen abgeleitete Gesammtanschauung widerspruchslos einordnet. Ja, wir werden sogar in die Lage kommen können, von zwei nach dem reinen Erfahrungsmateriale gleichberechtigten Möglichkeiten der einen den Vorzug zu geben, weil sie am besten in das Bild hineinpasst, welches wir uns von den untersuchten Vorgängen zusammengesetzt haben. Unter diesem Gesichtspunkte wird es nützlich sein, nunmehr uns klar zu machen, wie weit sich alle die in den früheren Abschnitten aus den Beobachtungen gezogenen Folgerungen zu einheitlichen Anschau- ungen verarbeiten lassen, oder wie weit sich Widersprüche ergeben, deren Lösung nur durch Fortsetzung der Experimente geschehen kann. Den Ausgangspunkt bei diesen Betrachtungen werden naturgemäss

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. [172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/188>, abgerufen am 24.11.2024.