136 s heruntergehen, im Gegensatze zu den Mittelwerthen von 256 resp. 238 s. Dabei sei übrigens bemerkt, dass die Wahlzeiten solche zwischen Ruhe und Bewegung sind, da nur dann reagirt wurde, wenn der vorher verabredete acustische Reiz (Ton oder Geräusch) erzeugt wurde.
b. Chloralhydrat.
Auch über das Chloralhydrat haben Cervello und Coppola eine grössere Reihe von Versuchen angestellt, von denen sich 10 auf die einfache Reaction, 8 auf die Unterscheidung und 8 auf die Wahl beziehen. Diese Versuche führten in der Hauptsache zu demselben Ergebnisse, wie diejenigen mit Paraldehyd. Ueberall trat schon bald eine länger dauernde und im Allgemeinen weit intensivere Verlängerung der Zahlen hervor. Auch hier wurde häufig diese Veränderung subjectiv nicht bemerkt, namentlich nicht von Cervello und der Versuchs- person G. T., während Coppola die Erschwerung meistens wahrnahm. G. T. glaubte nach 0,5 gr Chloralhydrat vorübergehend sogar schneller zu reagiren.
Mir stehen aus älterer Zeit über das Chloralhydrat nur 2 Ver- suche zu Gebote, die beide an mir selbst mit der gleichen Dosis von 2 gr angestellt worden sind. Der Ausfall derselben war folgender:
Tabelle LXXI.
[Tabelle]
Die einfache Reaction ist somit durch das Chloralhydrat nur in geringem Masse, und zwar im Sinne einer ziemlich rasch eintretenden Verlangsamung, beeinflusst worden. Nach etwa 30 Minuten erscheinen die Zahlen bereits wieder normal. Ich will indessen bemerken, dass aus dem Protokolle dieses Versuches, eines der ersten derart, die ich überhaupt anstellte, nicht mit voller Sicherheit zu ersehen ist, ob das Mittel, wie gewöhnlich, nach der ersten Reihe von Beobachtungen, oder nicht vielleicht schon vor dem Beginne der Messungen genommen wurde; das Letztere ist mir im Hinblick auf einige andere unbedeutende Verschiedenheiten der Versuchstechnik fast wahrscheinlicher. Da die ersten Zahlen meinen sonstigen Reactionszeiten nahezu entsprechen,
Kraepelin, Beeinflussung. 11
136 σ heruntergehen, im Gegensatze zu den Mittelwerthen von 256 resp. 238 σ. Dabei sei übrigens bemerkt, dass die Wahlzeiten solche zwischen Ruhe und Bewegung sind, da nur dann reagirt wurde, wenn der vorher verabredete acustische Reiz (Ton oder Geräusch) erzeugt wurde.
b. Chloralhydrat.
Auch über das Chloralhydrat haben Cervello und Coppola eine grössere Reihe von Versuchen angestellt, von denen sich 10 auf die einfache Reaction, 8 auf die Unterscheidung und 8 auf die Wahl beziehen. Diese Versuche führten in der Hauptsache zu demselben Ergebnisse, wie diejenigen mit Paraldehyd. Ueberall trat schon bald eine länger dauernde und im Allgemeinen weit intensivere Verlängerung der Zahlen hervor. Auch hier wurde häufig diese Veränderung subjectiv nicht bemerkt, namentlich nicht von Cervello und der Versuchs- person G. T., während Coppola die Erschwerung meistens wahrnahm. G. T. glaubte nach 0,5 gr Chloralhydrat vorübergehend sogar schneller zu reagiren.
Mir stehen aus älterer Zeit über das Chloralhydrat nur 2 Ver- suche zu Gebote, die beide an mir selbst mit der gleichen Dosis von 2 gr angestellt worden sind. Der Ausfall derselben war folgender:
Tabelle LXXI.
[Tabelle]
Die einfache Reaction ist somit durch das Chloralhydrat nur in geringem Masse, und zwar im Sinne einer ziemlich rasch eintretenden Verlangsamung, beeinflusst worden. Nach etwa 30 Minuten erscheinen die Zahlen bereits wieder normal. Ich will indessen bemerken, dass aus dem Protokolle dieses Versuches, eines der ersten derart, die ich überhaupt anstellte, nicht mit voller Sicherheit zu ersehen ist, ob das Mittel, wie gewöhnlich, nach der ersten Reihe von Beobachtungen, oder nicht vielleicht schon vor dem Beginne der Messungen genommen wurde; das Letztere ist mir im Hinblick auf einige andere unbedeutende Verschiedenheiten der Versuchstechnik fast wahrscheinlicher. Da die ersten Zahlen meinen sonstigen Reactionszeiten nahezu entsprechen,
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136 σ heruntergehen, im Gegensatze zu den Mittelwerthen von 256
resp. 238 σ. Dabei sei übrigens bemerkt, dass die Wahlzeiten solche
zwischen Ruhe und Bewegung sind, da nur dann reagirt wurde, wenn
der vorher verabredete acustische Reiz (Ton oder Geräusch) erzeugt
wurde.
b. Chloralhydrat.
Auch über das Chloralhydrat haben Cervello und Coppola
eine grössere Reihe von Versuchen angestellt, von denen sich 10 auf
die einfache Reaction, 8 auf die Unterscheidung und 8 auf die Wahl
beziehen. Diese Versuche führten in der Hauptsache zu demselben
Ergebnisse, wie diejenigen mit Paraldehyd. Ueberall trat schon bald
eine länger dauernde und im Allgemeinen weit intensivere Verlängerung
der Zahlen hervor. Auch hier wurde häufig diese Veränderung subjectiv
nicht bemerkt, namentlich nicht von Cervello und der Versuchs-
person G. T., während Coppola die Erschwerung meistens wahrnahm.
G. T. glaubte nach 0,5 gr Chloralhydrat vorübergehend sogar schneller
zu reagiren.
Mir stehen aus älterer Zeit über das Chloralhydrat nur 2 Ver-
suche zu Gebote, die beide an mir selbst mit der gleichen Dosis von
2 gr angestellt worden sind. Der Ausfall derselben war folgender:
Tabelle LXXI.
Die einfache Reaction ist somit durch das Chloralhydrat nur in
geringem Masse, und zwar im Sinne einer ziemlich rasch eintretenden
Verlangsamung, beeinflusst worden. Nach etwa 30 Minuten erscheinen
die Zahlen bereits wieder normal. Ich will indessen bemerken, dass
aus dem Protokolle dieses Versuches, eines der ersten derart, die ich
überhaupt anstellte, nicht mit voller Sicherheit zu ersehen ist, ob das
Mittel, wie gewöhnlich, nach der ersten Reihe von Beobachtungen,
oder nicht vielleicht schon vor dem Beginne der Messungen genommen
wurde; das Letztere ist mir im Hinblick auf einige andere unbedeutende
Verschiedenheiten der Versuchstechnik fast wahrscheinlicher. Da die
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/177>, abgerufen am 16.02.2025.
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