Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.Im Gegensatze zu den Erfahrungen beim Alkohol lässt hier die Vergleicht man die einzelnen Abschnitte der Theeversuche mit Im Gegensatze zu den Erfahrungen beim Alkohol lässt hier die Vergleicht man die einzelnen Abschnitte der Theeversuche mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0140" n="124"/> <p>Im Gegensatze zu den Erfahrungen beim Alkohol lässt hier die<lb/> procentische Grösse des unteren Abschnittes keine deutliche Beein-<lb/> flussung durch den Thee erkennen. Zwar ist das Mittel aus den<lb/> Werthen der Normalreihen etwas kleiner, als dasjenige der Thee-<lb/> reihen, aber einerseits sind die Schwankungen der einzelnen Zahlen<lb/> sehr beträchtliche, andererseits verbietet die zunehmende Neigung<lb/> einer relativen Vergrösserung des unteren Abschnittes während der<lb/> Versuchsreihen eine derartige Mittelziehung überhaupt.</p><lb/> <p>Vergleicht man die einzelnen Abschnitte der Theeversuche mit<lb/> denjenigen der benachbarten Reihen, so ergiebt sich Folgendes. Der<lb/> obere Abschnitt weist regelmässig in den Theereihen niedrigere Werthe<lb/> auf, als in den vorangehenden, einmal (<hi rendition="#b">8</hi>) sogar als in den folgenden<lb/> Normalversuchen. Dieser Umstand ist deswegen bemerkenswerth,<lb/> weil diese letzteren mit Ausnahme von 17 immer noch durch einen<lb/> Alkoholversuch von der voraufgehenden Theereihe getrennt sind, so<lb/> dass die allgemeine Neigung zur Verringerung der Schwankungen in<lb/> ihnen eigentlich ausnahmslos kleinere obere Abschnitte liefern sollte.<lb/> Umgekehrt könnte man, da den Theereihen <hi rendition="#b">8, 11</hi> und <hi rendition="#b">16</hi> ein ver-<lb/> suchsfreier Tag vorherging, hier eher einmal eine Vergrösserung des<lb/> oberen Abschnittes gegenüber der letzten Normalreihe erwarten. Es<lb/> hat demnach den Anschein, als ob der Thee im Ganzen eine Verklei-<lb/> nerung des oberen Abschnittes begünstige. Dass diese Annahme nicht<lb/> völlig unbegründet ist, wird wahrscheinlich durch das entgegengesetzte<lb/> Verhalten des unteren Abschnittes. Dieser letztere ist nicht nur in<lb/> den Theereihen durchgehends grösser, als in den folgenden, sondern<lb/> zweimal (<hi rendition="#b">11</hi> und <hi rendition="#b">8</hi>) auch, als in den vorangehenden Normalreihen.<lb/> Im Hinblick auf die oben angeführten Gründe möchte ich diese Nei-<lb/> gung zu einer Vergrösserung des unteren Abschnittes nicht mit Be-<lb/> stimmtheit auf den Theeeinfluss zurückführen, da noch andere Ur-<lb/> sachen vorliegen, welche in der gleichen Richtung hätten wirken<lb/> können. Wenn sich dagegen trotz derselben Ursachen beim oberen<lb/> Abschnitte nicht dasselbe Ergebniss herausstellte, so spricht dies da-<lb/> für, dass wir das nähere Aneinanderrücken der höheren Werthe eben<lb/> als Theewirkung ansehen dürfen. Wir würden demnach auch hier<lb/> einen Gegensatz zum Alkohol zu verzeichnen haben, bei dem gerade<lb/> die längeren Associationszeiten unregelmässiger, die kürzeren regel-<lb/> mässiger zu werden schienen. Dieses Verhalten erscheint leicht<lb/> verständlich, wenn der Alkohol im Allgemeinen die Zeiten verlängert,<lb/> der Thee sie verkürzt. Im ersteren Falle muss der Spielraum für die<lb/> über das Mittel hinausgehenden Zahlen ein relativ grösserer sein.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0140]
Im Gegensatze zu den Erfahrungen beim Alkohol lässt hier die
procentische Grösse des unteren Abschnittes keine deutliche Beein-
flussung durch den Thee erkennen. Zwar ist das Mittel aus den
Werthen der Normalreihen etwas kleiner, als dasjenige der Thee-
reihen, aber einerseits sind die Schwankungen der einzelnen Zahlen
sehr beträchtliche, andererseits verbietet die zunehmende Neigung
einer relativen Vergrösserung des unteren Abschnittes während der
Versuchsreihen eine derartige Mittelziehung überhaupt.
Vergleicht man die einzelnen Abschnitte der Theeversuche mit
denjenigen der benachbarten Reihen, so ergiebt sich Folgendes. Der
obere Abschnitt weist regelmässig in den Theereihen niedrigere Werthe
auf, als in den vorangehenden, einmal (8) sogar als in den folgenden
Normalversuchen. Dieser Umstand ist deswegen bemerkenswerth,
weil diese letzteren mit Ausnahme von 17 immer noch durch einen
Alkoholversuch von der voraufgehenden Theereihe getrennt sind, so
dass die allgemeine Neigung zur Verringerung der Schwankungen in
ihnen eigentlich ausnahmslos kleinere obere Abschnitte liefern sollte.
Umgekehrt könnte man, da den Theereihen 8, 11 und 16 ein ver-
suchsfreier Tag vorherging, hier eher einmal eine Vergrösserung des
oberen Abschnittes gegenüber der letzten Normalreihe erwarten. Es
hat demnach den Anschein, als ob der Thee im Ganzen eine Verklei-
nerung des oberen Abschnittes begünstige. Dass diese Annahme nicht
völlig unbegründet ist, wird wahrscheinlich durch das entgegengesetzte
Verhalten des unteren Abschnittes. Dieser letztere ist nicht nur in
den Theereihen durchgehends grösser, als in den folgenden, sondern
zweimal (11 und 8) auch, als in den vorangehenden Normalreihen.
Im Hinblick auf die oben angeführten Gründe möchte ich diese Nei-
gung zu einer Vergrösserung des unteren Abschnittes nicht mit Be-
stimmtheit auf den Theeeinfluss zurückführen, da noch andere Ur-
sachen vorliegen, welche in der gleichen Richtung hätten wirken
können. Wenn sich dagegen trotz derselben Ursachen beim oberen
Abschnitte nicht dasselbe Ergebniss herausstellte, so spricht dies da-
für, dass wir das nähere Aneinanderrücken der höheren Werthe eben
als Theewirkung ansehen dürfen. Wir würden demnach auch hier
einen Gegensatz zum Alkohol zu verzeichnen haben, bei dem gerade
die längeren Associationszeiten unregelmässiger, die kürzeren regel-
mässiger zu werden schienen. Dieses Verhalten erscheint leicht
verständlich, wenn der Alkohol im Allgemeinen die Zeiten verlängert,
der Thee sie verkürzt. Im ersteren Falle muss der Spielraum für die
über das Mittel hinausgehenden Zahlen ein relativ grösserer sein.
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