auch über den ihnen vorangehenden Theeversuchen liegen, trotzdem 12* und 15* durch die kürzere Wiederholungspause vor ihnen unter günstigeren Bedingungen standen, als 11 und 16. Auch 9* hat 3 höhere Gruppenmittel aufzuweisen als 8, während in dem Verhältnisse zwischen 5 und 6* der in dieser Versuchsphase noch beträchtliche Uebungseffect durch die verlangsamende Wirkung des Alkohols nicht ausgeglichen werden konnte.
Ohne Zweifel ist demnach der Einfluss des Thees auf den Asso- ciationsvorgang ein anderer, als derjenige des Alkohols. Die oben angestellten Erwägungen sprechen sogar dafür, dass es sich hier nicht um nur graduelle Unterschiede handelt, und dass wir auch die Eigen- thümlichkeiten der Theereihen kaum als einfache Zufälligkeiten auf- fassen können. Vielmehr ist es wol am wahrscheinlichsten, dass unter gleichen Bedingungen im Allgemeinen die kürzeren Beobachtungswerthe in den Theereihen gegenüber der Norm überwiegen. Andererseits aber kommt, wie die Versuche 11 und 16 darthun, unter gewissen, noch nicht näher bekannten Umständen gegen Ende der Reihe ein rasches Anwachsen der Zahlen zu Stande. Anscheinend ist dies gerade dann der Fall, wenn die ersten Werthe besonders niedrige gewesen sind. Umgekehrt stellt sich im Versuche 14 mit seinen normal hohen An- fangszahlen späterhin eine beträchtliche und recht lange andauernde Verkürzung der Associationszeiten ein. Im Hinblick auf die Er- fahrungen über Wirkung verschiedener Alkoholgaben könnte man hier etwa an Verschiedenheiten in der Resorptionsgeschwindigkeit denken. Wo der Thee rasch aufgesogen wurde und demnach in relativ grösserer Dosis gleich im Anfange des Versuches seine Wirkung entfaltete, käme sofort eine Beschleunigung der Associationen, dafür aber auch ziemlich bald, nach 30--40 Minuten, eine mehr oder weniger be- deutende Verlangsamung derselben zu Stande. Bei langsamer Resorp- tion würde sich die verkürzende Wirkung später geltend machen, aber auch weit länger andauern. Auch manche der älteren Versuche würden sich in diesem Sinne deuten lassen.
Ich will indessen ausdrücklich darauf hinweisen, dass vielleicht eine andere Erklärung weit näher liegt. In Uebereinstimmung mit den im methodischen Theile angestellten Betrachtungen lässt sich schon in den Normalreihen hier eine gewisse Beziehung zwischen der Anfangsgeschwindigkeit der Reactionen und dem weiteren Verlaufe der Arbeitsleistung erkennen. Wir sehen, dass die anfänglich grosse Erregbarkeit am Tage 13 sehr rasch sinkt, um allerdings später wieder ein wenig zu steigen; der weitere Verlauf hätte hier wol zu einem
auch über den ihnen vorangehenden Theeversuchen liegen, trotzdem 12* und 15* durch die kürzere Wiederholungspause vor ihnen unter günstigeren Bedingungen standen, als 11 und 16. Auch 9* hat 3 höhere Gruppenmittel aufzuweisen als 8, während in dem Verhältnisse zwischen 5 und 6* der in dieser Versuchsphase noch beträchtliche Uebungseffect durch die verlangsamende Wirkung des Alkohols nicht ausgeglichen werden konnte.
Ohne Zweifel ist demnach der Einfluss des Thees auf den Asso- ciationsvorgang ein anderer, als derjenige des Alkohols. Die oben angestellten Erwägungen sprechen sogar dafür, dass es sich hier nicht um nur graduelle Unterschiede handelt, und dass wir auch die Eigen- thümlichkeiten der Theereihen kaum als einfache Zufälligkeiten auf- fassen können. Vielmehr ist es wol am wahrscheinlichsten, dass unter gleichen Bedingungen im Allgemeinen die kürzeren Beobachtungswerthe in den Theereihen gegenüber der Norm überwiegen. Andererseits aber kommt, wie die Versuche 11 und 16 darthun, unter gewissen, noch nicht näher bekannten Umständen gegen Ende der Reihe ein rasches Anwachsen der Zahlen zu Stande. Anscheinend ist dies gerade dann der Fall, wenn die ersten Werthe besonders niedrige gewesen sind. Umgekehrt stellt sich im Versuche 14 mit seinen normal hohen An- fangszahlen späterhin eine beträchtliche und recht lange andauernde Verkürzung der Associationszeiten ein. Im Hinblick auf die Er- fahrungen über Wirkung verschiedener Alkoholgaben könnte man hier etwa an Verschiedenheiten in der Resorptionsgeschwindigkeit denken. Wo der Thee rasch aufgesogen wurde und demnach in relativ grösserer Dosis gleich im Anfange des Versuches seine Wirkung entfaltete, käme sofort eine Beschleunigung der Associationen, dafür aber auch ziemlich bald, nach 30—40 Minuten, eine mehr oder weniger be- deutende Verlangsamung derselben zu Stande. Bei langsamer Resorp- tion würde sich die verkürzende Wirkung später geltend machen, aber auch weit länger andauern. Auch manche der älteren Versuche würden sich in diesem Sinne deuten lassen.
Ich will indessen ausdrücklich darauf hinweisen, dass vielleicht eine andere Erklärung weit näher liegt. In Uebereinstimmung mit den im methodischen Theile angestellten Betrachtungen lässt sich schon in den Normalreihen hier eine gewisse Beziehung zwischen der Anfangsgeschwindigkeit der Reactionen und dem weiteren Verlaufe der Arbeitsleistung erkennen. Wir sehen, dass die anfänglich grosse Erregbarkeit am Tage 13 sehr rasch sinkt, um allerdings später wieder ein wenig zu steigen; der weitere Verlauf hätte hier wol zu einem
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[116/0132]
auch über den ihnen vorangehenden Theeversuchen liegen, trotzdem
12* und 15* durch die kürzere Wiederholungspause vor ihnen unter
günstigeren Bedingungen standen, als 11 und 16. Auch 9* hat 3
höhere Gruppenmittel aufzuweisen als 8, während in dem Verhältnisse
zwischen 5 und 6* der in dieser Versuchsphase noch beträchtliche
Uebungseffect durch die verlangsamende Wirkung des Alkohols nicht
ausgeglichen werden konnte.
Ohne Zweifel ist demnach der Einfluss des Thees auf den Asso-
ciationsvorgang ein anderer, als derjenige des Alkohols. Die oben
angestellten Erwägungen sprechen sogar dafür, dass es sich hier nicht
um nur graduelle Unterschiede handelt, und dass wir auch die Eigen-
thümlichkeiten der Theereihen kaum als einfache Zufälligkeiten auf-
fassen können. Vielmehr ist es wol am wahrscheinlichsten, dass unter
gleichen Bedingungen im Allgemeinen die kürzeren Beobachtungswerthe
in den Theereihen gegenüber der Norm überwiegen. Andererseits aber
kommt, wie die Versuche 11 und 16 darthun, unter gewissen, noch
nicht näher bekannten Umständen gegen Ende der Reihe ein rasches
Anwachsen der Zahlen zu Stande. Anscheinend ist dies gerade dann
der Fall, wenn die ersten Werthe besonders niedrige gewesen sind.
Umgekehrt stellt sich im Versuche 14 mit seinen normal hohen An-
fangszahlen späterhin eine beträchtliche und recht lange andauernde
Verkürzung der Associationszeiten ein. Im Hinblick auf die Er-
fahrungen über Wirkung verschiedener Alkoholgaben könnte man hier
etwa an Verschiedenheiten in der Resorptionsgeschwindigkeit denken. Wo
der Thee rasch aufgesogen wurde und demnach in relativ grösserer
Dosis gleich im Anfange des Versuches seine Wirkung entfaltete,
käme sofort eine Beschleunigung der Associationen, dafür aber auch
ziemlich bald, nach 30—40 Minuten, eine mehr oder weniger be-
deutende Verlangsamung derselben zu Stande. Bei langsamer Resorp-
tion würde sich die verkürzende Wirkung später geltend machen, aber
auch weit länger andauern. Auch manche der älteren Versuche
würden sich in diesem Sinne deuten lassen.
Ich will indessen ausdrücklich darauf hinweisen, dass vielleicht
eine andere Erklärung weit näher liegt. In Uebereinstimmung mit
den im methodischen Theile angestellten Betrachtungen lässt sich
schon in den Normalreihen hier eine gewisse Beziehung zwischen der
Anfangsgeschwindigkeit der Reactionen und dem weiteren Verlaufe
der Arbeitsleistung erkennen. Wir sehen, dass die anfänglich grosse
Erregbarkeit am Tage 13 sehr rasch sinkt, um allerdings später wieder
ein wenig zu steigen; der weitere Verlauf hätte hier wol zu einem
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/132>, abgerufen am 16.07.2024.
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