Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.e. Dynamometerversuche. Die bemerkenswerthen Verschiedenheiten, welche zwischen dem Die Versuche wurden von Herrn Dr. Dehio und von mir selbst e. Dynamometerversuche. Die bemerkenswerthen Verschiedenheiten, welche zwischen dem Die Versuche wurden von Herrn Dr. Dehio und von mir selbst <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0107" n="91"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">e. Dynamometerversuche.</hi> </head><lb/> <p>Die bemerkenswerthen Verschiedenheiten, welche zwischen dem<lb/> Ausfalle der Unterscheidungs- und Wahlversuche hervorgetreten waren,<lb/> liessen es wünschenswerth erscheinen, noch einen weiteren, möglichst<lb/> rein motorischen Vorgang in den Bereich der Untersuchung zu ziehen.<lb/> Für diesen Zweck geeignet erschien mir die einfache Muskelcontrac-<lb/> tion, wie sie bei der dynamometrischen Prüfung gemessen wird. Das<lb/> sensorische Element des Reactionsvorganges, die Auffassung eines<lb/> äusseren, die Bewegung auslösenden Reizes, fällt hier ganz fort. Vor<lb/> Allem aber bietet sich dabei die willkommene Möglichkeit, nicht die<lb/> Schnelligkeit, sondern die Intensität der Muskelinnervation zu messen<lb/> und somit objectiv die innere Erfahrung zu controliren, welche uns<lb/> bei den Wahlversuchen das Gefühl einer deutlichen Zunahme der<lb/> Kraftleistung signalisirt. Diese Erfahrung ist es bekanntlich, welche<lb/> immer wieder zur Annahme einer „stärkenden“ Wirkung des Alkohols<lb/> geführt hat und denselben noch heute den Massen gerade bei schwerer<lb/> körperlicher Arbeit als unentbehrliches Anregungsmittel erscheinen lässt.</p><lb/> <p>Die Versuche wurden von Herrn Dr. <hi rendition="#g">Dehio</hi> und von mir selbst<lb/> in der Weise ausgeführt, dass wir in kurzen Zwischenräumen die<lb/> Arme eines Dynamometers mit der rechten Hand so kräftig wie mög-<lb/> lich zusammendrückten und den Zeigerstand notirten. Die Intervalle<lb/> zwischen je zwei solchen Druckbewegungen betrugen bei <hi rendition="#g">Dehio</hi> eine<lb/> halbe Minute. Ich selbst schob diese Versuche in die Beobachtungs-<lb/> reihen über Associationen mit Wiederholungen ein, indem ich regel-<lb/> mässig eine Dynamometerablesung vornahm, während der Registri-<lb/> rende den Zeigerstand am Chronoskope aufschrieb und Alles für den<lb/> nächsten Associationsversuch vorbereitete. Mein Manipuliren während<lb/> der freien Pausen ging so schnell und gleichmässig vor sich, dass<lb/> durch dasselbe die Ausführung der Associationen nicht merkbar<lb/> gestört wurde. Jedenfalls blieb mir Zeit genug, mich für die<lb/> kommende Reaction vollständig zu sammeln. Da die 150 Versuche<lb/> durchschnittlich eine Stunde, im Anfange einige Minuten länger,<lb/> in Anspruch nahmen, so fiel das Intervall zwischen zwei Dynamometer-<lb/> beobachtungen unbedeutend kürzer aus, als in <hi rendition="#g">Dehio’s</hi> Reihen.<lb/> Natürlich wurde das Instrument jedesmal aus der Hand gelegt und<lb/> erst nach Beendigung der Association von Neuem ergriffen. Das No-<lb/> tiren der Zahlen besorgte ich selbst, eine Massregel, die deswegen un-<lb/> bedenklich erscheint, weil ich stets den lebhaften Wunsch hatte, einen<lb/> möglichst günstigen „Record“ zu erzielen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0107]
e. Dynamometerversuche.
Die bemerkenswerthen Verschiedenheiten, welche zwischen dem
Ausfalle der Unterscheidungs- und Wahlversuche hervorgetreten waren,
liessen es wünschenswerth erscheinen, noch einen weiteren, möglichst
rein motorischen Vorgang in den Bereich der Untersuchung zu ziehen.
Für diesen Zweck geeignet erschien mir die einfache Muskelcontrac-
tion, wie sie bei der dynamometrischen Prüfung gemessen wird. Das
sensorische Element des Reactionsvorganges, die Auffassung eines
äusseren, die Bewegung auslösenden Reizes, fällt hier ganz fort. Vor
Allem aber bietet sich dabei die willkommene Möglichkeit, nicht die
Schnelligkeit, sondern die Intensität der Muskelinnervation zu messen
und somit objectiv die innere Erfahrung zu controliren, welche uns
bei den Wahlversuchen das Gefühl einer deutlichen Zunahme der
Kraftleistung signalisirt. Diese Erfahrung ist es bekanntlich, welche
immer wieder zur Annahme einer „stärkenden“ Wirkung des Alkohols
geführt hat und denselben noch heute den Massen gerade bei schwerer
körperlicher Arbeit als unentbehrliches Anregungsmittel erscheinen lässt.
Die Versuche wurden von Herrn Dr. Dehio und von mir selbst
in der Weise ausgeführt, dass wir in kurzen Zwischenräumen die
Arme eines Dynamometers mit der rechten Hand so kräftig wie mög-
lich zusammendrückten und den Zeigerstand notirten. Die Intervalle
zwischen je zwei solchen Druckbewegungen betrugen bei Dehio eine
halbe Minute. Ich selbst schob diese Versuche in die Beobachtungs-
reihen über Associationen mit Wiederholungen ein, indem ich regel-
mässig eine Dynamometerablesung vornahm, während der Registri-
rende den Zeigerstand am Chronoskope aufschrieb und Alles für den
nächsten Associationsversuch vorbereitete. Mein Manipuliren während
der freien Pausen ging so schnell und gleichmässig vor sich, dass
durch dasselbe die Ausführung der Associationen nicht merkbar
gestört wurde. Jedenfalls blieb mir Zeit genug, mich für die
kommende Reaction vollständig zu sammeln. Da die 150 Versuche
durchschnittlich eine Stunde, im Anfange einige Minuten länger,
in Anspruch nahmen, so fiel das Intervall zwischen zwei Dynamometer-
beobachtungen unbedeutend kürzer aus, als in Dehio’s Reihen.
Natürlich wurde das Instrument jedesmal aus der Hand gelegt und
erst nach Beendigung der Association von Neuem ergriffen. Das No-
tiren der Zahlen besorgte ich selbst, eine Massregel, die deswegen un-
bedenklich erscheint, weil ich stets den lebhaften Wunsch hatte, einen
möglichst günstigen „Record“ zu erzielen.
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