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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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heraus, wenn wir die Verhältnisszahlen mit Hülfe des Normallese-
versuches berechnen, wie sich aus den eingeklammerten Werthen der
Tabelle ergiebt.

Der Verlauf der Normalreihen beim Lesen ist für die einzelnen
Personen ein sehr verschiedener. Ha. und O. mit ihrer grossen Er-
müdbarkeit liefern eine allmählich abnehmende Reihe von Werthen,
während der sonst ebenfalls sehr ermüdbare De. im Gegentheil eine
stetig wachsende Leistungsfähigkeit darbietet, die erst in der letzten
halben Stunde wieder sinkt. K. zeigt in Schwankungen eine geringe
Zunahme, gegen Schluss des Versuches noch geringere Abnahme der
Arbeitsleistung. Bei Da. nimmt die Lesegeschwindigkeit Anfangs rasch
zu, dann langsam wieder etwas ab, während M. gerade das umge-
kehrte Verhalten an den Tag legt. Im Ganzen ist übrigens der
Spielraum der Schwankungen überhaupt ein verhältnissmässig sehr
geringer. Die früher besprochenen Eigenthümlichkeiten der einzelnen
Versuchspersonen, namentlich hinsichtlich ihrer relativen Ermüdbarkeit,
treten hier nicht in charakteristischer Weise hervor. Ich vermuthe
indessen im Hinblick auf die Erfahrungen über die geringen indi-
viduellen Differenzen in der Lesegeschwindigkeit überhaupt, dass es
sich hier nicht etwa um ein gegensätzliches Verhalten des Lesens
gegenüber den andern untersuchten Functionen handelt, sondern dass
der Grund einfach in der grösseren und gleichmässigeren Uebung der
Versuchspersonen zu suchen ist. Unter diesen Umständen treten die
sonst so ausgeprägten Einflüsse der Ermüdung gegenüber den mehr
zufälligen Verschiedenheiten der augenblicklichen Disposition in den
Hintergrund; gleichzeitig nimmt allerdings auch die Sensibilität des
ganzen Vorganges gegenüber störenden Einwirkungen überhaupt ab.

Der Ausfall der Alkoholversuche ist ebenfalls bei den einzelnen
Versuchspersonen kein ganz gleichmässiger. Allerdings lässt sich fast
überall nach kurzer Zeit eine deutliche Verlangsamung des Lesens
nachweisen, aber derselben geht, wie die folgende Tabelle zeigt, mehr-
fach eine freilich ganz flüchtige Beschleunigung voraus.

Tabelle XXXII.

[Tabelle]

heraus, wenn wir die Verhältnisszahlen mit Hülfe des Normallese-
versuches berechnen, wie sich aus den eingeklammerten Werthen der
Tabelle ergiebt.

Der Verlauf der Normalreihen beim Lesen ist für die einzelnen
Personen ein sehr verschiedener. Ha. und O. mit ihrer grossen Er-
müdbarkeit liefern eine allmählich abnehmende Reihe von Werthen,
während der sonst ebenfalls sehr ermüdbare De. im Gegentheil eine
stetig wachsende Leistungsfähigkeit darbietet, die erst in der letzten
halben Stunde wieder sinkt. K. zeigt in Schwankungen eine geringe
Zunahme, gegen Schluss des Versuches noch geringere Abnahme der
Arbeitsleistung. Bei Da. nimmt die Lesegeschwindigkeit Anfangs rasch
zu, dann langsam wieder etwas ab, während M. gerade das umge-
kehrte Verhalten an den Tag legt. Im Ganzen ist übrigens der
Spielraum der Schwankungen überhaupt ein verhältnissmässig sehr
geringer. Die früher besprochenen Eigenthümlichkeiten der einzelnen
Versuchspersonen, namentlich hinsichtlich ihrer relativen Ermüdbarkeit,
treten hier nicht in charakteristischer Weise hervor. Ich vermuthe
indessen im Hinblick auf die Erfahrungen über die geringen indi-
viduellen Differenzen in der Lesegeschwindigkeit überhaupt, dass es
sich hier nicht etwa um ein gegensätzliches Verhalten des Lesens
gegenüber den andern untersuchten Functionen handelt, sondern dass
der Grund einfach in der grösseren und gleichmässigeren Uebung der
Versuchspersonen zu suchen ist. Unter diesen Umständen treten die
sonst so ausgeprägten Einflüsse der Ermüdung gegenüber den mehr
zufälligen Verschiedenheiten der augenblicklichen Disposition in den
Hintergrund; gleichzeitig nimmt allerdings auch die Sensibilität des
ganzen Vorganges gegenüber störenden Einwirkungen überhaupt ab.

Der Ausfall der Alkoholversuche ist ebenfalls bei den einzelnen
Versuchspersonen kein ganz gleichmässiger. Allerdings lässt sich fast
überall nach kurzer Zeit eine deutliche Verlangsamung des Lesens
nachweisen, aber derselben geht, wie die folgende Tabelle zeigt, mehr-
fach eine freilich ganz flüchtige Beschleunigung voraus.

Tabelle XXXII.

[Tabelle]
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[87/0103] heraus, wenn wir die Verhältnisszahlen mit Hülfe des Normallese- versuches berechnen, wie sich aus den eingeklammerten Werthen der Tabelle ergiebt. Der Verlauf der Normalreihen beim Lesen ist für die einzelnen Personen ein sehr verschiedener. Ha. und O. mit ihrer grossen Er- müdbarkeit liefern eine allmählich abnehmende Reihe von Werthen, während der sonst ebenfalls sehr ermüdbare De. im Gegentheil eine stetig wachsende Leistungsfähigkeit darbietet, die erst in der letzten halben Stunde wieder sinkt. K. zeigt in Schwankungen eine geringe Zunahme, gegen Schluss des Versuches noch geringere Abnahme der Arbeitsleistung. Bei Da. nimmt die Lesegeschwindigkeit Anfangs rasch zu, dann langsam wieder etwas ab, während M. gerade das umge- kehrte Verhalten an den Tag legt. Im Ganzen ist übrigens der Spielraum der Schwankungen überhaupt ein verhältnissmässig sehr geringer. Die früher besprochenen Eigenthümlichkeiten der einzelnen Versuchspersonen, namentlich hinsichtlich ihrer relativen Ermüdbarkeit, treten hier nicht in charakteristischer Weise hervor. Ich vermuthe indessen im Hinblick auf die Erfahrungen über die geringen indi- viduellen Differenzen in der Lesegeschwindigkeit überhaupt, dass es sich hier nicht etwa um ein gegensätzliches Verhalten des Lesens gegenüber den andern untersuchten Functionen handelt, sondern dass der Grund einfach in der grösseren und gleichmässigeren Uebung der Versuchspersonen zu suchen ist. Unter diesen Umständen treten die sonst so ausgeprägten Einflüsse der Ermüdung gegenüber den mehr zufälligen Verschiedenheiten der augenblicklichen Disposition in den Hintergrund; gleichzeitig nimmt allerdings auch die Sensibilität des ganzen Vorganges gegenüber störenden Einwirkungen überhaupt ab. Der Ausfall der Alkoholversuche ist ebenfalls bei den einzelnen Versuchspersonen kein ganz gleichmässiger. Allerdings lässt sich fast überall nach kurzer Zeit eine deutliche Verlangsamung des Lesens nachweisen, aber derselben geht, wie die folgende Tabelle zeigt, mehr- fach eine freilich ganz flüchtige Beschleunigung voraus. Tabelle XXXII.

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/103>, abgerufen am 27.11.2024.