Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.Und die Verzweiflung packt ihn gräßlich an! So ist die letzte Hoffnung mir geschwun- den! Auch stille Thränen sind mir nicht vergönnt -- Kein Tropfen Oel in meine Herzens-Wun- den -- Von Allen, die ich liebte, weit getrennt -- Mit schweren Ketten an den Mann gebun- den, Den meine Lippe nur mit Schaudern nennt -- In liebender Brust die fremde Qual -- zu hassen! So steh' ich da von Gott und Welt verlas- sen! Von Gott? der sich erbarmend zu dem Staube Des Wurmes neigt? -- Vergib die Läste- rung! Du lebst! es lebt in mir der feste Glaube An deine Macht, an deine Vorsehung! Nicht
Und die Verzweiflung packt ihn graͤßlich an! So ist die letzte Hoffnung mir geschwun- den! Auch stille Thraͤnen sind mir nicht vergoͤnnt — Kein Tropfen Oel in meine Herzens-Wun- den — Von Allen, die ich liebte, weit getrennt — Mit schweren Ketten an den Mann gebun- den, Den meine Lippe nur mit Schaudern nennt — In liebender Brust die fremde Qual — zu hassen! So steh' ich da von Gott und Welt verlas- sen! Von Gott? der sich erbarmend zu dem Staube Des Wurmes neigt? — Vergib die Laͤste- rung! Du lebst! es lebt in mir der feste Glaube An deine Macht, an deine Vorsehung! Nicht
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Und die Verzweiflung packt ihn graͤßlich an!
So ist die letzte Hoffnung mir geschwun-
den!
Auch stille Thraͤnen sind mir nicht vergoͤnnt —
Kein Tropfen Oel in meine Herzens-Wun-
den —
Von Allen, die ich liebte, weit getrennt —
Mit schweren Ketten an den Mann gebun-
den,
Den meine Lippe nur mit Schaudern nennt —
In liebender Brust die fremde Qual — zu
hassen!
So steh' ich da von Gott und Welt verlas-
sen!
Von Gott? der sich erbarmend zu dem
Staube
Des Wurmes neigt? — Vergib die Laͤste-
rung!
Du lebst! es lebt in mir der feste Glaube
An deine Macht, an deine Vorsehung!
Nicht
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/65>, abgerufen am 16.02.2025. |