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Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

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Sie schwiegen als ich plötzlich näher trat,
Doch las ich deutlich in den scheuen Blicken,
Daß ihnen wohlgefiel der böse Rath.
Azzo.
Gesindel! sollst mich vorbereitet finden.
Oswald.
Auch blieb ein wackres Häuflein noch Euch
treu,
Und will mit Euch den Teufel überwinden,
Erhübe nur der Magen kein Geschrei.
Nun, wir sind Männer, hart wie Stahl
und Eisen,
Mich jammert nur die zarte Königin,
Was wird aus der? -- Wohl trug ich selbst
die Speisen
Bisher im Ueberfluß ihr täglich hin,
Und, während uns der Hunger fast ver-
zehrte,

Ihr Euch entzogt den letzten Tropfen Wein,
Genoß sie wahrlich was ihr Herz begehrte,
Nicht einmal ahnend unsre Sorg' und Pein.
Doch
Sie schwiegen als ich ploͤtzlich naͤher trat,
Doch las ich deutlich in den scheuen Blicken,
Daß ihnen wohlgefiel der boͤse Rath.
Azzo.
Gesindel! sollst mich vorbereitet finden.
Oswald.
Auch blieb ein wackres Haͤuflein noch Euch
treu,
Und will mit Euch den Teufel uͤberwinden,
Erhuͤbe nur der Magen kein Geschrei.
Nun, wir sind Maͤnner, hart wie Stahl
und Eisen,
Mich jammert nur die zarte Koͤnigin,
Was wird aus der? — Wohl trug ich selbst
die Speisen
Bisher im Ueberfluß ihr taͤglich hin,
Und, waͤhrend uns der Hunger fast ver-
zehrte,

Ihr Euch entzogt den letzten Tropfen Wein,
Genoß sie wahrlich was ihr Herz begehrte,
Nicht einmal ahnend unsre Sorg' und Pein.
Doch
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[201/0207] Sie schwiegen als ich ploͤtzlich naͤher trat, Doch las ich deutlich in den scheuen Blicken, Daß ihnen wohlgefiel der boͤse Rath. Azzo. Gesindel! sollst mich vorbereitet finden. Oswald. Auch blieb ein wackres Haͤuflein noch Euch treu, Und will mit Euch den Teufel uͤberwinden, Erhuͤbe nur der Magen kein Geschrei. Nun, wir sind Maͤnner, hart wie Stahl und Eisen, Mich jammert nur die zarte Koͤnigin, Was wird aus der? — Wohl trug ich selbst die Speisen Bisher im Ueberfluß ihr taͤglich hin, Und, waͤhrend uns der Hunger fast ver- zehrte, Ihr Euch entzogt den letzten Tropfen Wein, Genoß sie wahrlich was ihr Herz begehrte, Nicht einmal ahnend unsre Sorg' und Pein. Doch

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/207>, abgerufen am 24.11.2024.