Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
"Er ist nun mein, den sie geliebt.
"Du aber, zu der edeln Fürstin eilend
"Sey du ihr Schutzgeist in der kalten Welt,
"Bis einem höherm Geist', auf Erden
weilend,

"Sie mein Verhängniß zugesellt.
"Nur mit beschränkter Macht sollst du voll-
ziehen,

"Gleich Sterblichen, was Hülfe schafft;
"Doch sey der Täuschung Gabe dir verlie-
hen

"Und des Gebetes Wunderkraft,
"Bis du bekämpft des Lasters freche Hyder, --
"Dann löse sich das lockre Erdenband,
"Und schwinge dich mit luftigem Gefieder
"Herauf zu mir!" -- Er sprachs -- ich
schwand.

Im Nu durchflattert' ich die Himmelsräume
Mich senkend in die Erden-Nacht
Hinab ins düstre Land der schwülen Träume --
Und Euer Guido ist erwacht.
Astulf
„Er ist nun mein, den sie geliebt.
„Du aber, zu der edeln Fuͤrstin eilend
„Sey du ihr Schutzgeist in der kalten Welt,
„Bis einem hoͤherm Geist', auf Erden
weilend,

„Sie mein Verhaͤngniß zugesellt.
„Nur mit beschraͤnkter Macht sollst du voll-
ziehen,

„Gleich Sterblichen, was Huͤlfe schafft;
„Doch sey der Taͤuschung Gabe dir verlie-
hen

„Und des Gebetes Wunderkraft,
„Bis du bekaͤmpft des Lasters freche Hyder, —
„Dann loͤse sich das lockre Erdenband,
„Und schwinge dich mit luftigem Gefieder
„Herauf zu mir!” — Er sprachs — ich
schwand.

Im Nu durchflattert' ich die Himmelsraͤume
Mich senkend in die Erden-Nacht
Hinab ins duͤstre Land der schwuͤlen Traͤume —
Und Euer Guido ist erwacht.
Astulf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#GUI">
            <pb facs="#f0019" n="13"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>&#x201E;Er ist nun <hi rendition="#g">mein</hi>, den sie geliebt.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Du aber, zu der edeln Fu&#x0364;rstin eilend</l><lb/>
                <l>&#x201E;Sey du ihr Schutzgeist in der kalten Welt,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Bis einem ho&#x0364;herm Geist', auf <hi rendition="#g">Erden</hi><lb/>
weilend,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Sie mein Verha&#x0364;ngniß zugesellt.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Nur mit beschra&#x0364;nkter Macht sollst du voll-<lb/>
ziehen,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Gleich Sterblichen, was Hu&#x0364;lfe schafft;</l><lb/>
                <l>&#x201E;Doch sey der Ta&#x0364;uschung Gabe dir verlie-<lb/>
hen</l><lb/>
                <l>&#x201E;Und des Gebetes Wunderkraft,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Bis du beka&#x0364;mpft des Lasters freche Hyder, &#x2014;</l><lb/>
                <l>&#x201E;Dann lo&#x0364;se sich das lockre Erdenband,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Und schwinge dich mit luftigem Gefieder</l><lb/>
                <l>&#x201E;Herauf zu mir!&#x201D; &#x2014; Er sprachs &#x2014; ich<lb/>
schwand.</l><lb/>
                <l>Im Nu durchflattert' ich die Himmelsra&#x0364;ume</l><lb/>
                <l>Mich senkend in die Erden-Nacht</l><lb/>
                <l>Hinab ins du&#x0364;stre Land der schwu&#x0364;len Tra&#x0364;ume &#x2014;</l><lb/>
                <l>Und Euer Guido ist erwacht.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Astulf</hi> </hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0019] „Er ist nun mein, den sie geliebt. „Du aber, zu der edeln Fuͤrstin eilend „Sey du ihr Schutzgeist in der kalten Welt, „Bis einem hoͤherm Geist', auf Erden weilend, „Sie mein Verhaͤngniß zugesellt. „Nur mit beschraͤnkter Macht sollst du voll- ziehen, „Gleich Sterblichen, was Huͤlfe schafft; „Doch sey der Taͤuschung Gabe dir verlie- hen „Und des Gebetes Wunderkraft, „Bis du bekaͤmpft des Lasters freche Hyder, — „Dann loͤse sich das lockre Erdenband, „Und schwinge dich mit luftigem Gefieder „Herauf zu mir!” — Er sprachs — ich schwand. Im Nu durchflattert' ich die Himmelsraͤume Mich senkend in die Erden-Nacht Hinab ins duͤstre Land der schwuͤlen Traͤume — Und Euer Guido ist erwacht. Astulf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/19
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/19>, abgerufen am 03.12.2024.