Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Wegnehmer bei Tausenden kommen, so sind
es keine Wilddiebe mehr.
Baronin. Und wenn mein Grauschim-
mel gefehlt hat, was kann ich dafür? -
ich bin doch die Frau Pachterin.
Graf. Du hast recht; für dich muß ge-
sorgt werden.
Bar. Es stünde ja wohl bei dir, deinen
Mann zu verlassen, wenn er dumme Strei-
che macht.
Gräfin. Seht doch, wie warm sich die
Herren für die Unschuld interessiren. Aber
Mann und Frau dürfen auch im Unglück
nicht getrennt werden. Nicht wahr, Gret-
chen, du kamst hierher, um für deinen Mann
zu bitten?
Baronin. Freilich. Mein Mann sag-
te - (sie lacht verschämt).
Gräfin. Nun, was sagte er denn?
Baronin. Ei, er sagte: ich wäre hübsch
Wegnehmer bei Tausenden kommen, so sind
es keine Wilddiebe mehr.
Baronin. Und wenn mein Grauschim-
mel gefehlt hat, was kann ich dafuͤr? –
ich bin doch die Frau Pachterin.
Graf. Du hast recht; fuͤr dich muß ge-
sorgt werden.
Bar. Es stuͤnde ja wohl bei dir, deinen
Mann zu verlassen, wenn er dumme Strei-
che macht.
Graͤfin. Seht doch, wie warm sich die
Herren fuͤr die Unschuld interessiren. Aber
Mann und Frau duͤrfen auch im Ungluͤck
nicht getrennt werden. Nicht wahr, Gret-
chen, du kamst hierher, um fuͤr deinen Mann
zu bitten?
Baronin. Freilich. Mein Mann sag-
te – (sie lacht verschaͤmt).
Graͤfin. Nun, was sagte er denn?
Baronin. Ei, er sagte: ich waͤre huͤbsch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#GRAF">
              <p><pb facs="#f0071" n="65"/>
Wegnehmer bei Tausenden kommen, so sind<lb/>
es keine Wilddiebe mehr.</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Und wenn mein Grauschim-<lb/>
mel gefehlt hat, was kann ich dafu&#x0364;r? &#x2013;<lb/>
ich bin doch die Frau Pachterin.</p>
            </sp>
            <sp who="#GRAF">
              <speaker>Graf.</speaker>
              <p> Du hast recht; fu&#x0364;r dich muß ge-<lb/>
sorgt werden.</p>
            </sp>
            <sp who="#BA">
              <speaker>Bar.</speaker>
              <p> Es stu&#x0364;nde ja wohl bei dir, deinen<lb/>
Mann zu verlassen, wenn er dumme Strei-<lb/>
che macht.</p>
            </sp>
            <sp who="#GRAFI">
              <speaker>Gra&#x0364;fin.</speaker>
              <p> Seht doch, wie warm sich die<lb/>
Herren fu&#x0364;r die Unschuld interessiren. Aber<lb/>
Mann und Frau du&#x0364;rfen auch im Unglu&#x0364;ck<lb/>
nicht getrennt werden. Nicht wahr, Gret-<lb/>
chen, du kamst hierher, um fu&#x0364;r deinen Mann<lb/>
zu bitten?</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Freilich. Mein Mann sag-<lb/>
te &#x2013; <stage>(sie lacht verscha&#x0364;mt).</stage></p>
            </sp>
            <sp who="#GRAFI">
              <speaker>Gra&#x0364;fin.</speaker>
              <p> Nun, was sagte er denn?</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Ei, er sagte: ich wa&#x0364;re hu&#x0364;bsch
</p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0071] Wegnehmer bei Tausenden kommen, so sind es keine Wilddiebe mehr. Baronin. Und wenn mein Grauschim- mel gefehlt hat, was kann ich dafuͤr? – ich bin doch die Frau Pachterin. Graf. Du hast recht; fuͤr dich muß ge- sorgt werden. Bar. Es stuͤnde ja wohl bei dir, deinen Mann zu verlassen, wenn er dumme Strei- che macht. Graͤfin. Seht doch, wie warm sich die Herren fuͤr die Unschuld interessiren. Aber Mann und Frau duͤrfen auch im Ungluͤck nicht getrennt werden. Nicht wahr, Gret- chen, du kamst hierher, um fuͤr deinen Mann zu bitten? Baronin. Freilich. Mein Mann sag- te – (sie lacht verschaͤmt). Graͤfin. Nun, was sagte er denn? Baronin. Ei, er sagte: ich waͤre huͤbsch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/71
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/71>, abgerufen am 22.12.2024.