Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Baronin. Ach ja! ich bin auch ganz un-
schuldig an der dummen Geschichte. Ich hab'
es meinem Mann gleich gesagt: Grauschim-
mel, hab' ich gesagt, laß du den Rehbock un-
geschossen; ein Hammelbraten ist eben so gut.
Gieb acht, es wird verrathen. Wo willst du
die Hörner lassen? was du verdienst, wird
Gott dir schon bescheren. - Da hat er ge-
sagt: das verstehst du nicht. Der Herr Amt-
schreiber will bei mir zu Gaste kommen, da
muß ich aufwichsen, denn die Gerichtsherren
sind Leckermäuler, wer die zum Freunde ha-
ben will, der muß sie brav traktiren.
Gräfin. Ich verstehe von der ganzen
Geschichte kein Wort.
Graf. Ich will es dir erklären. Der
Pachter hat gestern Abend in unserm Park
einen Rehbock geschossen; der Jäger Thomas
hat ihn auf frischer That ertappt und ihm die
Flinte weggenommen.
Baronin. Ach wenn es nur die Flinte
Baronin. Ach ja! ich bin auch ganz un-
schuldig an der dummen Geschichte. Ich hab'
es meinem Mann gleich gesagt: Grauschim-
mel, hab' ich gesagt, laß du den Rehbock un-
geschossen; ein Hammelbraten ist eben so gut.
Gieb acht, es wird verrathen. Wo willst du
die Hoͤrner lassen? was du verdienst, wird
Gott dir schon bescheren. – Da hat er ge-
sagt: das verstehst du nicht. Der Herr Amt-
schreiber will bei mir zu Gaste kommen, da
muß ich aufwichsen, denn die Gerichtsherren
sind Leckermaͤuler, wer die zum Freunde ha-
ben will, der muß sie brav traktiren.
Graͤfin. Ich verstehe von der ganzen
Geschichte kein Wort.
Graf. Ich will es dir erklaͤren. Der
Pachter hat gestern Abend in unserm Park
einen Rehbock geschossen; der Jaͤger Thomas
hat ihn auf frischer That ertappt und ihm die
Flinte weggenommen.
Baronin. Ach wenn es nur die Flinte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0069" n="63"/>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Ach ja! ich bin auch ganz un-<lb/>
schuldig an der dummen Geschichte. Ich hab'<lb/>
es meinem Mann gleich gesagt: Grauschim-<lb/>
mel, hab' ich gesagt, laß du den Rehbock un-<lb/>
geschossen; ein Hammelbraten ist eben so gut.<lb/>
Gieb acht, es wird verrathen. Wo willst du<lb/>
die Ho&#x0364;rner lassen? was du verdienst, wird<lb/>
Gott dir schon bescheren. &#x2013; Da hat er ge-<lb/>
sagt: das verstehst du nicht. Der Herr Amt-<lb/>
schreiber will bei mir zu Gaste kommen, da<lb/>
muß ich aufwichsen, denn die Gerichtsherren<lb/>
sind Leckerma&#x0364;uler, wer die zum Freunde ha-<lb/>
ben will, der muß sie brav traktiren.</p>
            </sp>
            <sp who="#GRAFI">
              <speaker>Gra&#x0364;fin.</speaker>
              <p> Ich verstehe von der ganzen<lb/>
Geschichte kein Wort.</p>
            </sp>
            <sp who="#GRAF">
              <speaker>Graf.</speaker>
              <p> Ich will es dir erkla&#x0364;ren. Der<lb/>
Pachter hat gestern Abend in unserm Park<lb/>
einen Rehbock geschossen; der Ja&#x0364;ger Thomas<lb/>
hat ihn auf frischer That ertappt und ihm die<lb/>
Flinte weggenommen.</p>
            </sp>
            <sp who="#BAR">
              <speaker>Baronin.</speaker>
              <p> Ach wenn es nur die Flinte
</p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0069] Baronin. Ach ja! ich bin auch ganz un- schuldig an der dummen Geschichte. Ich hab' es meinem Mann gleich gesagt: Grauschim- mel, hab' ich gesagt, laß du den Rehbock un- geschossen; ein Hammelbraten ist eben so gut. Gieb acht, es wird verrathen. Wo willst du die Hoͤrner lassen? was du verdienst, wird Gott dir schon bescheren. – Da hat er ge- sagt: das verstehst du nicht. Der Herr Amt- schreiber will bei mir zu Gaste kommen, da muß ich aufwichsen, denn die Gerichtsherren sind Leckermaͤuler, wer die zum Freunde ha- ben will, der muß sie brav traktiren. Graͤfin. Ich verstehe von der ganzen Geschichte kein Wort. Graf. Ich will es dir erklaͤren. Der Pachter hat gestern Abend in unserm Park einen Rehbock geschossen; der Jaͤger Thomas hat ihn auf frischer That ertappt und ihm die Flinte weggenommen. Baronin. Ach wenn es nur die Flinte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/69
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/69>, abgerufen am 22.12.2024.