Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.
antworten gegen meine eigene, bessere Ueberzeu- gung? Denn bey Gott! Er hat Recht. Ein ehe- brecherisches Weib ist ein Schandfleck ihres Ge- schlechts, und ihr verzeihen, heißt ihre Schande theilen. Wenn auch ein Weib, wie Eulalia, hier eine Ausnahme macht, ein funfzehnjähriges, ver- führtes Geschöpf, das so lange, so strenge, so auf- richtig büßte, so kehrt sich doch die Welt nicht dar- an. -- Die Welt? Nun, die muß er fliehen; der muß er auf immer entsagen. Eulalia gewährt zehn- fachen Ersatz für sie. Sie herrscht noch in seinem Herzen, und auf diese Herrschaft gründ' ich den glücklichen Ausgang meines Unternehmens. Sechster Auftritt. Franz. (mit den beyden Kindern) Wilhelm. Mal- chen. Der Major. Wilhelm. Ich bin müde. Malchen. Ich auch. Wilh. Haben wir noch weit bis nach Hause! Franz. Nein, wir sind gleich da. Major. Halt! was sind das für Kinder? Franz. Die Kinder meines Herrn.
antworten gegen meine eigene, beſſere Ueberzeu- gung? Denn bey Gott! Er hat Recht. Ein ehe- brecheriſches Weib iſt ein Schandfleck ihres Ge- ſchlechts, und ihr verzeihen, heißt ihre Schande theilen. Wenn auch ein Weib, wie Eulalia, hier eine Ausnahme macht, ein funfzehnjaͤhriges, ver- fuͤhrtes Geſchoͤpf, das ſo lange, ſo ſtrenge, ſo auf- richtig buͤßte, ſo kehrt ſich doch die Welt nicht dar- an. — Die Welt? Nun, die muß er fliehen; der muß er auf immer entſagen. Eulalia gewaͤhrt zehn- fachen Erſatz fuͤr ſie. Sie herrſcht noch in ſeinem Herzen, und auf dieſe Herrſchaft gruͤnd’ ich den gluͤcklichen Ausgang meines Unternehmens. Sechſter Auftritt. Franz. (mit den beyden Kindern) Wilhelm. Mal- chen. Der Major. Wilhelm. Ich bin muͤde. Malchen. Ich auch. Wilh. Haben wir noch weit bis nach Hauſe! Franz. Nein, wir ſind gleich da. Major. Halt! was ſind das fuͤr Kinder? Franz. Die Kinder meines Herrn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAJ"> <p><pb facs="#f0158" n="150"/> antworten gegen meine eigene, beſſere <choice><sic>Ueberzen-</sic><corr>Ueberzeu-</corr></choice><lb/> gung? Denn bey Gott! Er hat Recht. Ein ehe-<lb/> brecheriſches Weib iſt ein Schandfleck ihres Ge-<lb/> ſchlechts, und ihr verzeihen, heißt ihre Schande<lb/> theilen. Wenn auch ein Weib, wie Eulalia, hier<lb/> eine Ausnahme macht, ein funfzehnjaͤhriges, ver-<lb/> fuͤhrtes Geſchoͤpf, das ſo lange, ſo ſtrenge, ſo auf-<lb/> richtig buͤßte, ſo kehrt ſich doch die Welt nicht dar-<lb/> an. — Die Welt? Nun, die muß er fliehen; der<lb/> muß er auf immer entſagen. Eulalia gewaͤhrt zehn-<lb/> fachen Erſatz fuͤr ſie. Sie herrſcht noch in ſeinem<lb/> Herzen, und auf dieſe Herrſchaft gruͤnd’ ich den<lb/> gluͤcklichen Ausgang meines Unternehmens.</p> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sechſter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/> <stage>Franz. (mit den beyden Kindern) Wilhelm. Mal-<lb/> chen. Der Major.</stage><lb/> <sp who="#WIL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Wilhelm.</hi> </speaker> <p>Ich bin muͤde.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Malchen.</hi> </speaker> <p>Ich auch.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Wilh.</hi> </speaker> <p>Haben wir noch weit bis nach Hauſe!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Nein, wir ſind gleich da.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker> <p>Halt! was ſind das fuͤr Kinder?</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Die Kinder meines Herrn.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0158]
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gung? Denn bey Gott! Er hat Recht. Ein ehe-
brecheriſches Weib iſt ein Schandfleck ihres Ge-
ſchlechts, und ihr verzeihen, heißt ihre Schande
theilen. Wenn auch ein Weib, wie Eulalia, hier
eine Ausnahme macht, ein funfzehnjaͤhriges, ver-
fuͤhrtes Geſchoͤpf, das ſo lange, ſo ſtrenge, ſo auf-
richtig buͤßte, ſo kehrt ſich doch die Welt nicht dar-
an. — Die Welt? Nun, die muß er fliehen; der
muß er auf immer entſagen. Eulalia gewaͤhrt zehn-
fachen Erſatz fuͤr ſie. Sie herrſcht noch in ſeinem
Herzen, und auf dieſe Herrſchaft gruͤnd’ ich den
gluͤcklichen Ausgang meines Unternehmens.
Sechſter Auftritt.
Franz. (mit den beyden Kindern) Wilhelm. Mal-
chen. Der Major.
Wilhelm. Ich bin muͤde.
Malchen. Ich auch.
Wilh. Haben wir noch weit bis nach Hauſe!
Franz. Nein, wir ſind gleich da.
Major. Halt! was ſind das fuͤr Kinder?
Franz. Die Kinder meines Herrn.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/158>, abgerufen am 16.07.2024. |