Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
seinem Schwiegervater wegen einer Dach-
rinne.
Fr. M. Ah das ist ein Andres.
Fr. St. Ich denke den Herrn General-
Postgüterbeschauer Holbein?
Fr. M. Um Gotteswillen nicht Frau
Muhme! der hat eine unausstehliche Frau!
fast alle Sonntage ein neues Kleid. Das
rauscht an den Kirchenstühlen vorüber --
Fr. Br. Das trägt die Nase so hoch --
Fr. M. Und man kennt sie doch noch
recht gut --
Fr. Br. Ja wohl, wie sie das graue
Leibgen mit der grünen Schürze trug.
Fr. M. Man munkelt auch Allerley, wo-
her sie es nimmt.
Fr. Br. Nein, da mögt' ich lieber den
Herrn Kreis-Trank-Schock- und Quatem-
bersteuer- auch Imposteinnehmer Runkel vor-
schlagen.
Fr. St. Mit dem bleiben Sie mir vom
Leibe, Frau Muhme; der ist ein Grobian!
Glauben
ſeinem Schwiegervater wegen einer Dach-
rinne.
Fr. M. Ah das iſt ein Andres.
Fr. St. Ich denke den Herrn General-
Poſtguͤterbeſchauer Holbein?
Fr. M. Um Gotteswillen nicht Frau
Muhme! der hat eine unausſtehliche Frau!
faſt alle Sonntage ein neues Kleid. Das
rauſcht an den Kirchenſtuͤhlen voruͤber —
Fr. Br. Das traͤgt die Naſe ſo hoch —
Fr. M. Und man kennt ſie doch noch
recht gut —
Fr. Br. Ja wohl, wie ſie das graue
Leibgen mit der gruͤnen Schuͤrze trug.
Fr. M. Man munkelt auch Allerley, wo-
her ſie es nimmt.
Fr. Br. Nein, da moͤgt’ ich lieber den
Herrn Kreis-Trank-Schock- und Quatem-
berſteuer- auch Impoſteinnehmer Runkel vor-
ſchlagen.
Fr. St. Mit dem bleiben Sie mir vom
Leibe, Frau Muhme; der iſt ein Grobian!
Glauben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#BRENDEL ">
            <p><pb facs="#f0051" n="45"/>
&#x017F;einem Schwiegervater wegen einer Dach-<lb/>
rinne.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MORGEN ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker>
            <p>Ah das i&#x017F;t ein Andres.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRSTAAR ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</speaker>
            <p>Ich denke den Herrn General-<lb/>
Po&#x017F;tgu&#x0364;terbe&#x017F;chauer Holbein?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MORGEN ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker>
            <p>Um Gotteswillen nicht Frau<lb/>
Muhme! der hat eine unaus&#x017F;tehliche Frau!<lb/>
fa&#x017F;t alle Sonntage ein neues Kleid. Das<lb/>
rau&#x017F;cht an den Kirchen&#x017F;tu&#x0364;hlen voru&#x0364;ber &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRENDEL ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. Br</hi>.</speaker>
            <p>Das tra&#x0364;gt die Na&#x017F;e &#x017F;o hoch &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MORGEN ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker>
            <p>Und man kennt &#x017F;ie doch noch<lb/>
recht gut &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRENDEL ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. Br</hi>.</speaker>
            <p>Ja wohl, wie &#x017F;ie das graue<lb/>
Leibgen mit der gru&#x0364;nen Schu&#x0364;rze trug.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MORGEN ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr</hi>. M.</speaker>
            <p>Man munkelt auch Allerley, wo-<lb/>
her &#x017F;ie es nimmt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BRENDEL ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. Br</hi>.</speaker>
            <p>Nein, da mo&#x0364;gt&#x2019; ich lieber den<lb/>
Herrn Kreis-Trank-Schock- und Quatem-<lb/>
ber&#x017F;teuer- auch Impo&#x017F;teinnehmer Runkel vor-<lb/>
&#x017F;chlagen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRSTAAR ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</speaker>
            <p>Mit dem bleiben Sie mir vom<lb/>
Leibe, Frau Muhme; der i&#x017F;t ein Grobian!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Glauben</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0051] ſeinem Schwiegervater wegen einer Dach- rinne. Fr. M. Ah das iſt ein Andres. Fr. St. Ich denke den Herrn General- Poſtguͤterbeſchauer Holbein? Fr. M. Um Gotteswillen nicht Frau Muhme! der hat eine unausſtehliche Frau! faſt alle Sonntage ein neues Kleid. Das rauſcht an den Kirchenſtuͤhlen voruͤber — Fr. Br. Das traͤgt die Naſe ſo hoch — Fr. M. Und man kennt ſie doch noch recht gut — Fr. Br. Ja wohl, wie ſie das graue Leibgen mit der gruͤnen Schuͤrze trug. Fr. M. Man munkelt auch Allerley, wo- her ſie es nimmt. Fr. Br. Nein, da moͤgt’ ich lieber den Herrn Kreis-Trank-Schock- und Quatem- berſteuer- auch Impoſteinnehmer Runkel vor- ſchlagen. Fr. St. Mit dem bleiben Sie mir vom Leibe, Frau Muhme; der iſt ein Grobian! Glauben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/51
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/51>, abgerufen am 06.05.2024.