Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
Bürg. (öffnet den Brief) Wie? was? von
Sr. Excellenz dem dirigirenden Herrn Mini-
ster? dem hohen Gönner und Patron dieser
Stadt? -- man schweige -- man verwundre
sich -- man höre --
(er liest) "Mein lieber
Herr Bürgermeister" -- O ja! Se. Excel-
lenz haben mich immer geliebt. -- "Ueber-
bringer dieses, mein alter Schul- und Uni-
versitätsfreund, Herr Olmers --
Sab. (bey Seite) Er ists!
Fr. St. Herr Olmers schlechtweg? ein
Freund des Ministers?
Bürg. Stille! (er liest) "hat viel Gu-
tes von Ihnen und Ihrer Stadt gehört, und
wünscht einige Wochen da zuzubringen" --
Hört ihr Kinder? in der Residenz sprechen sie
von nichts, als von mir und unserer Stadt.
-- "Da ich ihn nun sehr liebe und hoch-
schätze, so wünsche ich, Sie mögten die Ge-
fälligkeit für mich haben" -- unterthänigster
Diener! -- "ihn in Ihrem Hause aufzuneh-
men" -- Ew. Excellenz haben zu befehlen! --
"sein
Buͤrg. (oͤffnet den Brief) Wie? was? von
Sr. Excellenz dem dirigirenden Herrn Mini-
ſter? dem hohen Goͤnner und Patron dieſer
Stadt? — man ſchweige — man verwundre
ſich — man hoͤre —
(er lieſt) „Mein lieber
Herr Buͤrgermeiſter“ — O ja! Se. Excel-
lenz haben mich immer geliebt. — „Ueber-
bringer dieſes, mein alter Schul- und Uni-
verſitaͤtsfreund, Herr Olmers —
Sab. (bey Seite) Er iſts!
Fr. St. Herr Olmers ſchlechtweg? ein
Freund des Miniſters?
Buͤrg. Stille! (er lieſt) „hat viel Gu-
tes von Ihnen und Ihrer Stadt gehoͤrt, und
wuͤnſcht einige Wochen da zuzubringen“ —
Hoͤrt ihr Kinder? in der Reſidenz ſprechen ſie
von nichts, als von mir und unſerer Stadt.
— „Da ich ihn nun ſehr liebe und hoch-
ſchaͤtze, ſo wuͤnſche ich, Sie moͤgten die Ge-
faͤlligkeit fuͤr mich haben“ — unterthaͤnigſter
Diener! — „ihn in Ihrem Hauſe aufzuneh-
men“ — Ew. Excellenz haben zu befehlen! —
„ſein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0033" n="27"/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <stage>(o&#x0364;ffnet den Brief)</stage>
            <p>Wie? was? von<lb/>
Sr. Excellenz dem dirigirenden Herrn Mini-<lb/>
&#x017F;ter? dem hohen Go&#x0364;nner und Patron die&#x017F;er<lb/>
Stadt? &#x2014; man &#x017F;chweige &#x2014; man verwundre<lb/>
&#x017F;ich &#x2014; man ho&#x0364;re &#x2014;</p>
            <stage>(er lie&#x017F;t)</stage>
            <p>&#x201E;Mein lieber<lb/>
Herr Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter&#x201C; &#x2014; O ja! Se. Excel-<lb/>
lenz haben mich immer geliebt. &#x2014; &#x201E;Ueber-<lb/>
bringer die&#x017F;es, mein alter Schul- und Uni-<lb/>
ver&#x017F;ita&#x0364;tsfreund, Herr Olmers &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <stage>(bey Seite)</stage>
            <p>Er i&#x017F;ts!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRSTAAR ">
            <speaker><hi rendition="#g">Fr. St</hi>.</speaker>
            <p>Herr Olmers &#x017F;chlechtweg? ein<lb/>
Freund des Mini&#x017F;ters?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BUERGERM">
            <speaker><hi rendition="#g">Bu&#x0364;rg</hi>.</speaker>
            <p>Stille!</p>
            <stage>(er lie&#x017F;t)</stage>
            <p>&#x201E;hat viel Gu-<lb/>
tes von Ihnen und Ihrer Stadt geho&#x0364;rt, und<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;cht einige Wochen da zuzubringen&#x201C; &#x2014;<lb/>
Ho&#x0364;rt ihr Kinder? in der Re&#x017F;idenz &#x017F;prechen &#x017F;ie<lb/>
von nichts, als von mir und un&#x017F;erer Stadt.<lb/>
&#x2014; &#x201E;Da ich ihn nun &#x017F;ehr liebe und hoch-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tze, &#x017F;o wu&#x0364;n&#x017F;che ich, Sie mo&#x0364;gten die Ge-<lb/>
fa&#x0364;lligkeit fu&#x0364;r mich haben&#x201C; &#x2014; untertha&#x0364;nig&#x017F;ter<lb/>
Diener! &#x2014; &#x201E;ihn in Ihrem Hau&#x017F;e aufzuneh-<lb/>
men&#x201C; &#x2014; Ew. Excellenz haben zu befehlen! &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;&#x017F;ein</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] Buͤrg. (oͤffnet den Brief) Wie? was? von Sr. Excellenz dem dirigirenden Herrn Mini- ſter? dem hohen Goͤnner und Patron dieſer Stadt? — man ſchweige — man verwundre ſich — man hoͤre — (er lieſt) „Mein lieber Herr Buͤrgermeiſter“ — O ja! Se. Excel- lenz haben mich immer geliebt. — „Ueber- bringer dieſes, mein alter Schul- und Uni- verſitaͤtsfreund, Herr Olmers — Sab. (bey Seite) Er iſts! Fr. St. Herr Olmers ſchlechtweg? ein Freund des Miniſters? Buͤrg. Stille! (er lieſt) „hat viel Gu- tes von Ihnen und Ihrer Stadt gehoͤrt, und wuͤnſcht einige Wochen da zuzubringen“ — Hoͤrt ihr Kinder? in der Reſidenz ſprechen ſie von nichts, als von mir und unſerer Stadt. — „Da ich ihn nun ſehr liebe und hoch- ſchaͤtze, ſo wuͤnſche ich, Sie moͤgten die Ge- faͤlligkeit fuͤr mich haben“ — unterthaͤnigſter Diener! — „ihn in Ihrem Hauſe aufzuneh- men“ — Ew. Excellenz haben zu befehlen! — „ſein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/33
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/33>, abgerufen am 18.04.2024.