zwei Lotteriebüreaus. Die erstere geben baares Geld für gutes Pfand, und die letztern Hoffnung für baares Geld. -- Kurz, man kann im Palais-Royal sich Zeitlebens einsperren lassen, und man wird, wenn man nur Geld hat, dennoch nie Etwas von allem Dem ent- behren, was das Leben angenehm macht, vom Theatre francais an, bis auf die Schuhputzerbude, mit der pompösen Jnschrift: aux artistes reunis.
Die Kaffeehäuser wetteifern mit einander im artigen Aufputz. Eins nennt sich aux milles colonnes, (zu den tausend Säulen,) weil seine Säle etwa von einem halben Dutzend Säulen getragen werden, die sich in den Spiegelwänden rings umher zu einigen Dutzenden, und folglich Tausenden vervielfältigen. Ein anderes, au mont St. Bernard, nennt sich unique, und das Mittel, wodurch es sich auszeichnet, ist auch in der That selt- sam genug. Man hat nämlich einen ziemlichen Raum des einen Saales aufgeopfert, um eine Art von Modell des Bernhardsberges dahin zu stellen, ungefähr so verfertigt, wie die Zuckerbäcker in Berlin ihre Weihnachts- ausstellungen machen. Ferner sind alle Wände mit ei- ner unendlichen Menge kleiner, in Handlung gesetzter Puppen, unter Glas und Rahmen verziert. Sie bilden zum Theil allerlei Nationen nach, und sind besonders aus Cooks Reisen entlehnt, zum Theil stellen sie auch französische Landleute aus entfernten Provinzen vor, und sind wirklich sehr gut gemacht. Allerdings kann man hier, während man eine Tasse Kaffee trinkt, sich recht angenehm unterhalten.
zwei Lotteriebuͤreaus. Die erstere geben baares Geld fuͤr gutes Pfand, und die letztern Hoffnung fuͤr baares Geld. — Kurz, man kann im Palais-Royal sich Zeitlebens einsperren lassen, und man wird, wenn man nur Geld hat, dennoch nie Etwas von allem Dem ent- behren, was das Leben angenehm macht, vom Théatre français an, bis auf die Schuhputzerbude, mit der pompoͤsen Jnschrift: aux artistes réunis.
Die Kaffeehaͤuser wetteifern mit einander im artigen Aufputz. Eins nennt sich aux milles colonnes, (zu den tausend Saͤulen,) weil seine Saͤle etwa von einem halben Dutzend Saͤulen getragen werden, die sich in den Spiegelwaͤnden rings umher zu einigen Dutzenden, und folglich Tausenden vervielfaͤltigen. Ein anderes, au mont St. Bernard, nennt sich unique, und das Mittel, wodurch es sich auszeichnet, ist auch in der That selt- sam genug. Man hat naͤmlich einen ziemlichen Raum des einen Saales aufgeopfert, um eine Art von Modell des Bernhardsberges dahin zu stellen, ungefaͤhr so verfertigt, wie die Zuckerbaͤcker in Berlin ihre Weihnachts- ausstellungen machen. Ferner sind alle Waͤnde mit ei- ner unendlichen Menge kleiner, in Handlung gesetzter Puppen, unter Glas und Rahmen verziert. Sie bilden zum Theil allerlei Nationen nach, und sind besonders aus Cooks Reisen entlehnt, zum Theil stellen sie auch franzoͤsische Landleute aus entfernten Provinzen vor, und sind wirklich sehr gut gemacht. Allerdings kann man hier, waͤhrend man eine Tasse Kaffee trinkt, sich recht angenehm unterhalten.
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zwei Lotteriebuͤreaus. Die erstere geben baares
Geld fuͤr gutes Pfand, und die letztern Hoffnung fuͤr
baares Geld. — Kurz, man kann im Palais-Royal
sich Zeitlebens einsperren lassen, und man wird, wenn
man nur Geld hat, dennoch nie Etwas von allem Dem ent-
behren, was das Leben angenehm macht, vom Théatre
français an, bis auf die Schuhputzerbude, mit der
pompoͤsen Jnschrift: aux artistes réunis.
Die Kaffeehaͤuser wetteifern mit einander im artigen
Aufputz. Eins nennt sich aux milles colonnes, (zu
den tausend Saͤulen,) weil seine Saͤle etwa von einem
halben Dutzend Saͤulen getragen werden, die sich in den
Spiegelwaͤnden rings umher zu einigen Dutzenden, und
folglich Tausenden vervielfaͤltigen. Ein anderes, au
mont St. Bernard, nennt sich unique, und das Mittel,
wodurch es sich auszeichnet, ist auch in der That selt-
sam genug. Man hat naͤmlich einen ziemlichen Raum
des einen Saales aufgeopfert, um eine Art von Modell
des Bernhardsberges dahin zu stellen, ungefaͤhr so
verfertigt, wie die Zuckerbaͤcker in Berlin ihre Weihnachts-
ausstellungen machen. Ferner sind alle Waͤnde mit ei-
ner unendlichen Menge kleiner, in Handlung gesetzter
Puppen, unter Glas und Rahmen verziert. Sie bilden
zum Theil allerlei Nationen nach, und sind besonders
aus Cooks Reisen entlehnt, zum Theil stellen sie auch
franzoͤsische Landleute aus entfernten Provinzen vor, und
sind wirklich sehr gut gemacht. Allerdings kann man
hier, waͤhrend man eine Tasse Kaffee trinkt, sich recht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/74>, abgerufen am 31.07.2024.
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