Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

spielt aber höchst mittelmäßig, auch schien dieses Theater
wenig besucht.

14) Theatre du marais. Recht artig, im griechi-
schen Geschmacke, Grau in Grau gemalt. Der Saal ist
nicht klein, er hat drei Reihen Logen und Gallerien. Die
Schauspieler sind aber bloße Marionetten.

15) Theatre de l'ecole dramatique gleicht mehr
einem Gesellschaftstheater, ist jedoch recht niedlich deko-
rirt. Die Schauspieler waren der aufgeführten Stücke,
und die Zuschauer Beider würdig. Alles unter der Kri-
tik. Jn der Loge, in welcher ich mich befand, waren
auch einige Herren und Damen, die sich Bier bringen
ließen; zu meinem Unglücke war das Bier sehr gut, es
sprengte den Stöpsel aus der Flasche, und mir seinen
Schaum auf die Kleider.

16) Theatre de la Cite. Ein hübsches Haus und
ziemlich groß. Auch hier hielt ich einen Akt von Men-
schenhaß und Reue aus. Meinau's Kostum war dassel-
be wie auf dem theatre francais. C'est le costume
Allemand, das bleibt ausgemacht. Diese Madame
Müller hatte gewiß nie Reue empfunden.

17) Theatre de Moliere. Der Schauspielsaal ver-
dient allerdings mit Moliere's Namen zu prangen. Alle
Logen haben Spiegelwände, und auch die übrigen Verzie-
rungen sind sehr geschmackvoll, die Dekorationen gut,
die Kostume reich und richtig; kurz, Nichts ist schlecht
als die Schauspieler und die Stücke, welche sie aufführen.

Außer diesen 17 Bühnen giebt es, wo ich nicht sehr
irre, noch ein paar, die ich nicht gesehen habe, z. B.
das Theatre mareaux. -- Jch schließe mit einer auf-
fallenden Bemerkung. Mehrmalen wurde in den Pa-
riser Tageblättern, ich weis nicht mehr, auf welchem

spielt aber hoͤchst mittelmaͤßig, auch schien dieses Theater
wenig besucht.

14) Theatre du marais. Recht artig, im griechi-
schen Geschmacke, Grau in Grau gemalt. Der Saal ist
nicht klein, er hat drei Reihen Logen und Gallerien. Die
Schauspieler sind aber bloße Marionetten.

15) Theatre de l'école dramatique gleicht mehr
einem Gesellschaftstheater, ist jedoch recht niedlich deko-
rirt. Die Schauspieler waren der aufgefuͤhrten Stuͤcke,
und die Zuschauer Beider wuͤrdig. Alles unter der Kri-
tik. Jn der Loge, in welcher ich mich befand, waren
auch einige Herren und Damen, die sich Bier bringen
ließen; zu meinem Ungluͤcke war das Bier sehr gut, es
sprengte den Stoͤpsel aus der Flasche, und mir seinen
Schaum auf die Kleider.

16) Theatre de la Cité. Ein huͤbsches Haus und
ziemlich groß. Auch hier hielt ich einen Akt von Men-
schenhaß und Reue aus. Meinau's Kostum war dassel-
be wie auf dem theatre français. C'est le costume
Allemand, das bleibt ausgemacht. Diese Madame
Muͤller hatte gewiß nie Reue empfunden.

17) Theatre de Molière. Der Schauspielsaal ver-
dient allerdings mit Moliere's Namen zu prangen. Alle
Logen haben Spiegelwaͤnde, und auch die uͤbrigen Verzie-
rungen sind sehr geschmackvoll, die Dekorationen gut,
die Kostume reich und richtig; kurz, Nichts ist schlecht
als die Schauspieler und die Stuͤcke, welche sie auffuͤhren.

Außer diesen 17 Buͤhnen giebt es, wo ich nicht sehr
irre, noch ein paar, die ich nicht gesehen habe, z. B.
das Theatre mareaux. — Jch schließe mit einer auf-
fallenden Bemerkung. Mehrmalen wurde in den Pa-
riser Tageblaͤttern, ich weis nicht mehr, auf welchem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="150"/>
spielt aber ho&#x0364;chst mittelma&#x0364;ßig, auch schien dieses Theater<lb/>
wenig besucht.</p><lb/>
        <p>14) Theatre du marais. Recht artig, im griechi-<lb/>
schen Geschmacke, Grau in Grau gemalt. Der Saal ist<lb/>
nicht klein, er hat drei Reihen Logen und Gallerien. Die<lb/>
Schauspieler sind aber bloße Marionetten.</p><lb/>
        <p>15) Theatre de l'école dramatique gleicht mehr<lb/>
einem Gesellschaftstheater, ist jedoch recht niedlich deko-<lb/>
rirt. Die Schauspieler waren der aufgefu&#x0364;hrten Stu&#x0364;cke,<lb/>
und die Zuschauer Beider wu&#x0364;rdig. Alles unter der Kri-<lb/>
tik. Jn der Loge, in welcher ich mich befand, waren<lb/>
auch einige Herren und Damen, die sich <hi rendition="#g">Bier</hi> bringen<lb/>
ließen; zu meinem Unglu&#x0364;cke war das Bier sehr gut, es<lb/>
sprengte den Sto&#x0364;psel aus der Flasche, und mir seinen<lb/>
Schaum auf die Kleider.</p><lb/>
        <p>16) Theatre de la Cité. Ein hu&#x0364;bsches Haus und<lb/>
ziemlich groß. Auch hier hielt ich einen Akt von Men-<lb/>
schenhaß und Reue aus. Meinau's Kostum war dassel-<lb/>
be wie auf dem theatre français. C'est le costume<lb/>
Allemand, das bleibt ausgemacht. <hi rendition="#g">Diese</hi> Madame<lb/>
Mu&#x0364;ller hatte gewiß nie Reue empfunden.</p><lb/>
        <p>17) Theatre de Molière. Der Schauspielsaal ver-<lb/>
dient allerdings mit Moliere's Namen zu prangen. Alle<lb/>
Logen haben Spiegelwa&#x0364;nde, und auch die u&#x0364;brigen Verzie-<lb/>
rungen sind sehr geschmackvoll, die Dekorationen gut,<lb/>
die Kostume reich und richtig; kurz, Nichts ist schlecht<lb/>
als die Schauspieler und die Stu&#x0364;cke, welche sie auffu&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>Außer diesen 17 Bu&#x0364;hnen giebt es, wo ich nicht sehr<lb/>
irre, noch ein paar, die ich nicht gesehen habe, z. B.<lb/>
das Theatre mareaux. &#x2014; Jch schließe mit einer auf-<lb/>
fallenden Bemerkung. <hi rendition="#g">Mehrmalen</hi> wurde in den Pa-<lb/>
riser Tagebla&#x0364;ttern, ich weis nicht mehr, auf welchem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0150] spielt aber hoͤchst mittelmaͤßig, auch schien dieses Theater wenig besucht. 14) Theatre du marais. Recht artig, im griechi- schen Geschmacke, Grau in Grau gemalt. Der Saal ist nicht klein, er hat drei Reihen Logen und Gallerien. Die Schauspieler sind aber bloße Marionetten. 15) Theatre de l'école dramatique gleicht mehr einem Gesellschaftstheater, ist jedoch recht niedlich deko- rirt. Die Schauspieler waren der aufgefuͤhrten Stuͤcke, und die Zuschauer Beider wuͤrdig. Alles unter der Kri- tik. Jn der Loge, in welcher ich mich befand, waren auch einige Herren und Damen, die sich Bier bringen ließen; zu meinem Ungluͤcke war das Bier sehr gut, es sprengte den Stoͤpsel aus der Flasche, und mir seinen Schaum auf die Kleider. 16) Theatre de la Cité. Ein huͤbsches Haus und ziemlich groß. Auch hier hielt ich einen Akt von Men- schenhaß und Reue aus. Meinau's Kostum war dassel- be wie auf dem theatre français. C'est le costume Allemand, das bleibt ausgemacht. Diese Madame Muͤller hatte gewiß nie Reue empfunden. 17) Theatre de Molière. Der Schauspielsaal ver- dient allerdings mit Moliere's Namen zu prangen. Alle Logen haben Spiegelwaͤnde, und auch die uͤbrigen Verzie- rungen sind sehr geschmackvoll, die Dekorationen gut, die Kostume reich und richtig; kurz, Nichts ist schlecht als die Schauspieler und die Stuͤcke, welche sie auffuͤhren. Außer diesen 17 Buͤhnen giebt es, wo ich nicht sehr irre, noch ein paar, die ich nicht gesehen habe, z. B. das Theatre mareaux. — Jch schließe mit einer auf- fallenden Bemerkung. Mehrmalen wurde in den Pa- riser Tageblaͤttern, ich weis nicht mehr, auf welchem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/150
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/150>, abgerufen am 06.05.2024.