Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.jus. -- Ein trefflich erhaltener Sarkophag vergnügt Ariadne auf dem Felsen von Naxos Jch gestehe gern, daß der Jnhalt des Saals der jus. — Ein trefflich erhaltener Sarkophag vergnuͤgt Ariadne auf dem Felsen von Naxos Jch gestehe gern, daß der Jnhalt des Saals der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0158" n="154"/> jus. — Ein trefflich erhaltener <hi rendition="#g">Sarkophag</hi> vergnuͤgt<lb/> durch seine kunstreichen Basreliefs, vorne die neun Mu-<lb/> sen, an beiden Seiten <hi rendition="#g">Calliope,</hi> die Muse des epi-<lb/> schen Gedichts, mit <hi rendition="#g">Homer;</hi> und <hi rendition="#g">Erato,</hi> die Muse<lb/> der Philosophie, mit <hi rendition="#g">Socrates</hi> sich unterhaltend. —<lb/> Ein <hi rendition="#g">ruhender Faun</hi> war mir deshalb merkwuͤrdig,<lb/> weil er in einem Landhause des <hi rendition="#g">guten Marc Aurel</hi><lb/> ausgegraben worden, der sich vielleicht oft daran ergoͤtzt<lb/> hat. Dann hat er auch einen sehr hohen Kunstwerth,<lb/> weil man aus guten Gruͤnden vermuthet, es sey eine<lb/> Copie in Marmor des <hi rendition="#g">Faun</hi> von <hi rendition="#g">Bronze</hi> des <hi rendition="#g">Pra-<lb/> xiteles,</hi> der in ganz Griechenland so beruͤhmt war,<lb/> daß man ihn nur periboëtos, den Beruͤhmten nannte.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ariadne auf dem Felsen von Naxos</hi><lb/> schlummernd, wird wohl nicht auf Jedermann einen so<lb/> starken Eindruck hervorbringen, als sie auf mich gemacht<lb/> hat, denn es ist die nemliche Bildsaͤule, die unter dem<lb/> Namen Cleopatra bekannt ist, (ein Jrrthum, zu wel-<lb/> chem ein Armband in Form einer Schlange Gelegenheit<lb/> gegeben), die nemliche, von welcher eine treffliche Co-<lb/> pie auf der Treppenruh im Michailowschen Pallast stand;<lb/> die nemliche, vor der ich Paul den Ersten zwoͤlf Stun-<lb/> den vor seinem Tode zum letztenmale sah und sprach.<lb/> Die Erinnerung an ihn wurde um so lebhafter, da der<lb/> Herrscher, in dessen Lande ich mich eben befand, ihm in<lb/> so manchen Stuͤcken gleicht. —</p><lb/> <p>Jch gestehe gern, daß der Jnhalt des <hi rendition="#g">Saals der<lb/> beruͤhmten Maͤnner</hi> mich weit mehr interessirt hat,<lb/> als die Bildsaͤulen aller Goͤtter und Goͤttinnen. Hier<lb/> findet man <hi rendition="#g">Zeno,</hi> das Haupt der Stoiker, und <hi rendition="#g">De-<lb/> mosthenes,</hi> den Fuͤrsten der Redner. Der letztere<lb/> sitzt, entwickelt ein Buch auf seinen Knieen und scheint<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0158]
jus. — Ein trefflich erhaltener Sarkophag vergnuͤgt
durch seine kunstreichen Basreliefs, vorne die neun Mu-
sen, an beiden Seiten Calliope, die Muse des epi-
schen Gedichts, mit Homer; und Erato, die Muse
der Philosophie, mit Socrates sich unterhaltend. —
Ein ruhender Faun war mir deshalb merkwuͤrdig,
weil er in einem Landhause des guten Marc Aurel
ausgegraben worden, der sich vielleicht oft daran ergoͤtzt
hat. Dann hat er auch einen sehr hohen Kunstwerth,
weil man aus guten Gruͤnden vermuthet, es sey eine
Copie in Marmor des Faun von Bronze des Pra-
xiteles, der in ganz Griechenland so beruͤhmt war,
daß man ihn nur periboëtos, den Beruͤhmten nannte.
Ariadne auf dem Felsen von Naxos
schlummernd, wird wohl nicht auf Jedermann einen so
starken Eindruck hervorbringen, als sie auf mich gemacht
hat, denn es ist die nemliche Bildsaͤule, die unter dem
Namen Cleopatra bekannt ist, (ein Jrrthum, zu wel-
chem ein Armband in Form einer Schlange Gelegenheit
gegeben), die nemliche, von welcher eine treffliche Co-
pie auf der Treppenruh im Michailowschen Pallast stand;
die nemliche, vor der ich Paul den Ersten zwoͤlf Stun-
den vor seinem Tode zum letztenmale sah und sprach.
Die Erinnerung an ihn wurde um so lebhafter, da der
Herrscher, in dessen Lande ich mich eben befand, ihm in
so manchen Stuͤcken gleicht. —
Jch gestehe gern, daß der Jnhalt des Saals der
beruͤhmten Maͤnner mich weit mehr interessirt hat,
als die Bildsaͤulen aller Goͤtter und Goͤttinnen. Hier
findet man Zeno, das Haupt der Stoiker, und De-
mosthenes, den Fuͤrsten der Redner. Der letztere
sitzt, entwickelt ein Buch auf seinen Knieen und scheint
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