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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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gischen Auswanderer so groß ist, daß man sogar in frem-
den Ländern genöthigt wird, eigne Verordnungen wegen
ihres Durchzuges zu machen, das ist wohl der Aufmerk-
samkeit werth. --

Zwischen Erfurt und Gotha.

Hier, auf dieser trefflich unterhaltenen Chaussee, wird
man einmal des Reisens froh, und alle die Segenswün-
sche, die der Reisende in Sachsen zurückhalten mußte,
strömen jetzt reichlich über den Herzog von Gotha aus.
Zwar muß man viel Chausseegeld zahlen, aber man thut
es gern. Die einzige Unbequemlichkeit ist das öftere
Zahlen. Warum wird man alle Augenblicke auf der Stra-
ße angehalten? -- Eine löbliche Gewohnheit, die bis jetzt
nur im südlichen Deutschland herrschte, ist auch vom Her-
zog von Gotha eingeführt worden; die Straße ist nehm-
lich zu beiden Seiten mit vielen tausend Obstbäumen be-
pflanzt. Durstige und müde Wanderer werden künftig hier
Schatten und Erquickung finden. Wahrlich! ein guter
Weg, mit Obstbäumen eingefaßt, ist dem Fürsten ein schö-
neres Denkmahl, als das kostbarste Gartenhaus in Chine-
sischem oder sonst irgend einem Geschmacke. -- Schade,
daß man für die Erhaltung der jungen Obstbäume auf
der Straße nach Gotha nicht Sorge genug zu tragen scheint.
Schöne, starke Pfähle stehen zwar überall neben den Bäu-
men; aber selten sind diese daran gebunden, sondern
beugen sich schutzlos im Winde; auch sah ich die verdorr-
ten nirgends ersetzt. -- Jch muß bey dieser Gelegenheit
einen Gedanken laut werden lassen, der mir schon oft vor-
schwebte. Der Obstbau ist doch wohl ohne Zweifel der höch-
sten Aufmerksamkeit der Regierung würdig, da er immer
die Nahrung des Landmanns ansehnlich vermehrt, und ihn

gischen Auswanderer so groß ist, daß man sogar in frem-
den Laͤndern genoͤthigt wird, eigne Verordnungen wegen
ihres Durchzuges zu machen, das ist wohl der Aufmerk-
samkeit werth. —

Zwischen Erfurt und Gotha.

Hier, auf dieser trefflich unterhaltenen Chaussee, wird
man einmal des Reisens froh, und alle die Segenswuͤn-
sche, die der Reisende in Sachsen zuruͤckhalten mußte,
stroͤmen jetzt reichlich uͤber den Herzog von Gotha aus.
Zwar muß man viel Chausseegeld zahlen, aber man thut
es gern. Die einzige Unbequemlichkeit ist das oͤftere
Zahlen. Warum wird man alle Augenblicke auf der Stra-
ße angehalten? — Eine loͤbliche Gewohnheit, die bis jetzt
nur im suͤdlichen Deutschland herrschte, ist auch vom Her-
zog von Gotha eingefuͤhrt worden; die Straße ist nehm-
lich zu beiden Seiten mit vielen tausend Obstbaͤumen be-
pflanzt. Durstige und muͤde Wanderer werden kuͤnftig hier
Schatten und Erquickung finden. Wahrlich! ein guter
Weg, mit Obstbaͤumen eingefaßt, ist dem Fuͤrsten ein schoͤ-
neres Denkmahl, als das kostbarste Gartenhaus in Chine-
sischem oder sonst irgend einem Geschmacke. — Schade,
daß man fuͤr die Erhaltung der jungen Obstbaͤume auf
der Straße nach Gotha nicht Sorge genug zu tragen scheint.
Schoͤne, starke Pfaͤhle stehen zwar uͤberall neben den Baͤu-
men; aber selten sind diese daran gebunden, sondern
beugen sich schutzlos im Winde; auch sah ich die verdorr-
ten nirgends ersetzt. — Jch muß bey dieser Gelegenheit
einen Gedanken laut werden lassen, der mir schon oft vor-
schwebte. Der Obstbau ist doch wohl ohne Zweifel der hoͤch-
sten Aufmerksamkeit der Regierung wuͤrdig, da er immer
die Nahrung des Landmanns ansehnlich vermehrt, und ihn

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[7/0011] gischen Auswanderer so groß ist, daß man sogar in frem- den Laͤndern genoͤthigt wird, eigne Verordnungen wegen ihres Durchzuges zu machen, das ist wohl der Aufmerk- samkeit werth. — Zwischen Erfurt und Gotha. Hier, auf dieser trefflich unterhaltenen Chaussee, wird man einmal des Reisens froh, und alle die Segenswuͤn- sche, die der Reisende in Sachsen zuruͤckhalten mußte, stroͤmen jetzt reichlich uͤber den Herzog von Gotha aus. Zwar muß man viel Chausseegeld zahlen, aber man thut es gern. Die einzige Unbequemlichkeit ist das oͤftere Zahlen. Warum wird man alle Augenblicke auf der Stra- ße angehalten? — Eine loͤbliche Gewohnheit, die bis jetzt nur im suͤdlichen Deutschland herrschte, ist auch vom Her- zog von Gotha eingefuͤhrt worden; die Straße ist nehm- lich zu beiden Seiten mit vielen tausend Obstbaͤumen be- pflanzt. Durstige und muͤde Wanderer werden kuͤnftig hier Schatten und Erquickung finden. Wahrlich! ein guter Weg, mit Obstbaͤumen eingefaßt, ist dem Fuͤrsten ein schoͤ- neres Denkmahl, als das kostbarste Gartenhaus in Chine- sischem oder sonst irgend einem Geschmacke. — Schade, daß man fuͤr die Erhaltung der jungen Obstbaͤume auf der Straße nach Gotha nicht Sorge genug zu tragen scheint. Schoͤne, starke Pfaͤhle stehen zwar uͤberall neben den Baͤu- men; aber selten sind diese daran gebunden, sondern beugen sich schutzlos im Winde; auch sah ich die verdorr- ten nirgends ersetzt. — Jch muß bey dieser Gelegenheit einen Gedanken laut werden lassen, der mir schon oft vor- schwebte. Der Obstbau ist doch wohl ohne Zweifel der hoͤch- sten Aufmerksamkeit der Regierung wuͤrdig, da er immer die Nahrung des Landmanns ansehnlich vermehrt, und ihn

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/11>, abgerufen am 21.11.2024.