Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Sie. Hab' ich bisher Getheilt mit dir All' Lust und Fröhlichkeit; So ziemt sich auch Nach altem Brauch Zu theilen itzt dein Leid. Es bleibt allzeit Mir Eine Freud', Und diese Freud' ist die: In deinem Arm Rührt mich kein Harm, Quält mich die Reue nie. Drum Freund genug! Lass ohn Verzug Uns flüchten in den Hayn. Sey was da sey Dir hold und treu Bleib ich, und dir allein. Er. Noch frommt es, noch! Bedenke doch, Es giebt im grünen Hayn Nicht Tisch noch Bank, Nicht Speis' noch Trank, Nicht Bier, noch Meth, noch Wein! Kein Himmelbett Mit Decken nett Mit Tüchern blank und rein! Zur Lagerstatt Dient Halm und Blatt Zum Kissen dient ein Stein. Solch Leben ach! Macht krank und schwach; Gern meidet wer es kann. Drum lass allein Mich in den Hayn, Mich den gebannten Mann. Sie. Hab' ich bisher Getheilt mit dir All' Lust und Fröhlichkeit; So ziemt sich auch Nach altem Brauch Zu theilen itzt dein Leid. Es bleibt allzeit Mir Eine Freud', Und diese Freud' ist die: In deinem Arm Rührt mich kein Harm, Quält mich die Reue nie. Drum Freund genug! Laſs ohn Verzug Uns flüchten in den Hayn. Sey was da sey Dir hold und treu Bleib ich, und dir allein. Er. Noch frommt es, noch! Bedenke doch, Es giebt im grünen Hayn Nicht Tisch noch Bank, Nicht Speis' noch Trank, Nicht Bier, noch Meth, noch Wein! Kein Himmelbett Mit Decken nett Mit Tüchern blank und rein! Zur Lagerstatt Dient Halm und Blatt Zum Kissen dient ein Stein. Solch Leben ach! Macht krank und schwach; Gern meidet wer es kann. Drum laſs allein Mich in den Hayn, Mich den gebannten Mann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0082" n="62"/> <lg> <head>Sie.</head><lb/> <lg n="16"> <l>Hab' ich bisher Getheilt mit dir</l><lb/> <l>All' Lust und Fröhlichkeit;</l><lb/> <l>So ziemt sich auch Nach altem Brauch</l><lb/> <l>Zu theilen itzt dein Leid.</l><lb/> <l>Es bleibt allzeit Mir Eine Freud',</l><lb/> <l>Und diese Freud' ist die:</l><lb/> <l>In deinem Arm Rührt mich kein Harm,</l><lb/> <l>Quält mich die Reue nie.</l><lb/> <l>Drum Freund genug! Laſs ohn Verzug</l><lb/> <l>Uns flüchten in den Hayn.</l><lb/> <l>Sey was da sey Dir hold und treu</l><lb/> <l>Bleib ich, und dir allein.</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>Er.</head><lb/> <lg n="17"> <l>Noch frommt es, noch! Bedenke doch,</l><lb/> <l>Es giebt im grünen Hayn</l><lb/> <l>Nicht Tisch noch Bank, Nicht Speis' noch Trank,</l><lb/> <l>Nicht Bier, noch Meth, noch Wein!</l><lb/> <l>Kein Himmelbett Mit Decken nett</l><lb/> <l>Mit Tüchern blank und rein!</l><lb/> <l>Zur Lagerstatt Dient Halm und Blatt</l><lb/> <l>Zum Kissen dient ein Stein.</l><lb/> <l>Solch Leben ach! Macht krank und schwach;</l><lb/> <l>Gern meidet wer es kann.</l><lb/> <l>Drum laſs allein Mich in den Hayn,</l><lb/> <l>Mich den gebannten Mann.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0082]
Sie.
Hab' ich bisher Getheilt mit dir
All' Lust und Fröhlichkeit;
So ziemt sich auch Nach altem Brauch
Zu theilen itzt dein Leid.
Es bleibt allzeit Mir Eine Freud',
Und diese Freud' ist die:
In deinem Arm Rührt mich kein Harm,
Quält mich die Reue nie.
Drum Freund genug! Laſs ohn Verzug
Uns flüchten in den Hayn.
Sey was da sey Dir hold und treu
Bleib ich, und dir allein.
Er.
Noch frommt es, noch! Bedenke doch,
Es giebt im grünen Hayn
Nicht Tisch noch Bank, Nicht Speis' noch Trank,
Nicht Bier, noch Meth, noch Wein!
Kein Himmelbett Mit Decken nett
Mit Tüchern blank und rein!
Zur Lagerstatt Dient Halm und Blatt
Zum Kissen dient ein Stein.
Solch Leben ach! Macht krank und schwach;
Gern meidet wer es kann.
Drum laſs allein Mich in den Hayn,
Mich den gebannten Mann.
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