Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Sie. O Herzeleid! O Erdenfreud! Wie wechselt ihr so bald! Der Tag so blau, Die Luft so lau, Und plötzlich schwarz und kalt. Du sprichst: Fahr wohl? Du meinst ich soll Von dir mich scheiden, Freund! Ich mich von dir? Du dich von mir? Nein so ist's nicht gemeint! Fährst du dahin, Fällt zum Gewinn Nur Jammer mir und Pein. Drum sey was sey, Dir hold und treu Bleib' ich, und dir allein. Er. Ich glaube zwar Du redest wahr Für morgen und für heut. Du trägst um mich Wie ich um dich Wohl Anfangs grosses Leid. Doch lass vergeh'n Ein'n Tag und zwe'n Und anders wird uns seyn. Was hülf auch dir Der Gram und mir, Es wär' verlorne Pein! Thu du wie ich Drum bitt' ich dich So herzlich ich nur kann: Lass mich alsbald In wilden Wald Mich den gebannten Mann. Sie. O Herzeleid! O Erdenfreud! Wie wechselt ihr so bald! Der Tag so blau, Die Luft so lau, Und plötzlich schwarz und kalt. Du sprichst: Fahr wohl? Du meinst ich soll Von dir mich scheiden, Freund! Ich mich von dir? Du dich von mir? Nein so ist's nicht gemeint! Fährst du dahin, Fällt zum Gewinn Nur Jammer mir und Pein. Drum sey was sey, Dir hold und treu Bleib' ich, und dir allein. Er. Ich glaube zwar Du redest wahr Für morgen und für heut. Du trägst um mich Wie ich um dich Wohl Anfangs groſses Leid. Doch laſs vergeh'n Ein'n Tag und zwe'n Und anders wird uns seyn. Was hülf auch dir Der Gram und mir, Es wär' verlorne Pein! Thu du wie ich Drum bitt' ich dich So herzlich ich nur kann: Laſs mich alsbald In wilden Wald Mich den gebannten Mann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0077" n="57"/> <lg> <head><hi rendition="#g">Sie</hi>.</head><lb/> <lg n="6"> <l>O Herzeleid! O Erdenfreud!</l><lb/> <l>Wie wechselt ihr so bald!</l><lb/> <l>Der Tag so blau, Die Luft so lau,</l><lb/> <l>Und plötzlich schwarz und kalt.</l><lb/> <l>Du sprichst: Fahr wohl? Du meinst ich soll</l><lb/> <l>Von dir mich scheiden, Freund!</l><lb/> <l>Ich mich von dir? Du dich von mir?</l><lb/> <l>Nein so ist's nicht gemeint!</l><lb/> <l>Fährst du dahin, Fällt zum Gewinn</l><lb/> <l>Nur Jammer mir und Pein.</l><lb/> <l>Drum sey was sey, Dir hold und treu</l><lb/> <l>Bleib' ich, und dir allein.</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head><hi rendition="#g">Er</hi>.</head><lb/> <lg n="7"> <l>Ich glaube zwar Du redest wahr</l><lb/> <l>Für morgen und für heut.</l><lb/> <l>Du trägst um mich Wie ich um dich</l><lb/> <l>Wohl Anfangs groſses Leid.</l><lb/> <l>Doch laſs vergeh'n Ein'n Tag und zwe'n</l><lb/> <l>Und anders wird uns seyn.</l><lb/> <l>Was hülf auch dir Der Gram und mir,</l><lb/> <l>Es wär' verlorne Pein!</l><lb/> <l>Thu du wie ich Drum bitt' ich dich</l><lb/> <l>So herzlich ich nur kann:</l><lb/> <l>Laſs mich alsbald In wilden Wald</l><lb/> <l>Mich den gebannten Mann.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0077]
Sie.
O Herzeleid! O Erdenfreud!
Wie wechselt ihr so bald!
Der Tag so blau, Die Luft so lau,
Und plötzlich schwarz und kalt.
Du sprichst: Fahr wohl? Du meinst ich soll
Von dir mich scheiden, Freund!
Ich mich von dir? Du dich von mir?
Nein so ist's nicht gemeint!
Fährst du dahin, Fällt zum Gewinn
Nur Jammer mir und Pein.
Drum sey was sey, Dir hold und treu
Bleib' ich, und dir allein.
Er.
Ich glaube zwar Du redest wahr
Für morgen und für heut.
Du trägst um mich Wie ich um dich
Wohl Anfangs groſses Leid.
Doch laſs vergeh'n Ein'n Tag und zwe'n
Und anders wird uns seyn.
Was hülf auch dir Der Gram und mir,
Es wär' verlorne Pein!
Thu du wie ich Drum bitt' ich dich
So herzlich ich nur kann:
Laſs mich alsbald In wilden Wald
Mich den gebannten Mann.
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/77>, abgerufen am 03.07.2024. |