Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Mit jeder Purpurwolke, die empor Ich lagerte mich an des Flusses Saum, Von Kalmus rings umduftet. Gottes Hauch Umsauste mich. -- Da rudert' aus dem Schilf, Voll hohen Anstands, Adels, Majestät, Doch alles Dünkels, alles Wahnes baar, Hervor ein königlicher Schwan. Er war Weiss angethan, so blendend weiss, als sey Sein glänzendes Gefieder aus dem Schaum Des Meers geblasen. Langsam rudert' er Und ernst einher. Sein melancholisch Haupt Auf seine reine Brust gesenkt. So fand Ich Iden einst das Auge thränenvoll, Den Schwanenhals auf ihre Schwanenbrust In stiller Schwermuth einsam hingeneigt. Ich lag und lauschte. Stille war umher: Die Sonne sank; die Lerche senkte sich Tiefkreisend auf ihr Nest im Waizenschlag; Und Gottes Odem hauchte leiser. -- Horch! Mit jeder Purpurwolke, die empor Ich lagerte mich an des Flusses Saum, Von Kalmus rings umduftet. Gottes Hauch Umsauste mich. — Da rudert' aus dem Schilf, Voll hohen Anstands, Adels, Majestät, Doch alles Dünkels, alles Wahnes baar, Hervor ein königlicher Schwan. Er war Weiſs angethan, so blendend weiſs, als sey Sein glänzendes Gefieder aus dem Schaum Des Meers geblasen. Langsam rudert' er Und ernst einher. Sein melancholisch Haupt Auf seine reine Brust gesenkt. So fand Ich Iden einst das Auge thränenvoll, Den Schwanenhals auf ihre Schwanenbrust In stiller Schwermuth einsam hingeneigt. Ich lag und lauschte. Stille war umher: Die Sonne sank; die Lerche senkte sich Tiefkreisend auf ihr Nest im Waizenschlag; Und Gottes Odem hauchte leiser. — Horch! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0318" n="292"/> <l>Mit jeder Purpurwolke, die empor</l><lb/> <l>Aus Westen flattert', in der reinen Fluth.</l><lb/> <l>So spiegelt Gott der Herr sich selbst mit Lust</l><lb/> <l>In einer Menschenseele, die noch rein</l><lb/> <l>Und unverfälscht und gut und redlich ist.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich lagerte mich an des Flusses Saum,</l><lb/> <l>Von Kalmus rings umduftet. Gottes Hauch</l><lb/> <l>Umsauste mich. — Da rudert' aus dem Schilf,</l><lb/> <l>Voll hohen Anstands, Adels, Majestät,</l><lb/> <l>Doch alles Dünkels, alles Wahnes baar,</l><lb/> <l>Hervor ein königlicher Schwan. Er war</l><lb/> <l>Weiſs angethan, so blendend weiſs, als sey</l><lb/> <l>Sein glänzendes Gefieder aus dem Schaum</l><lb/> <l>Des Meers geblasen. Langsam rudert' er</l><lb/> <l>Und ernst einher. Sein melancholisch Haupt</l><lb/> <l>Auf seine reine Brust gesenkt. So fand</l><lb/> <l>Ich Iden einst das Auge thränenvoll,</l><lb/> <l>Den Schwanenhals auf ihre Schwanenbrust</l><lb/> <l>In stiller Schwermuth einsam hingeneigt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich lag und lauschte. Stille war umher:</l><lb/> <l>Die Sonne sank; die Lerche senkte sich</l><lb/> <l>Tiefkreisend auf ihr Nest im Waizenschlag;</l><lb/> <l>Und Gottes Odem hauchte leiser. — Horch!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0318]
Mit jeder Purpurwolke, die empor
Aus Westen flattert', in der reinen Fluth.
So spiegelt Gott der Herr sich selbst mit Lust
In einer Menschenseele, die noch rein
Und unverfälscht und gut und redlich ist.
Ich lagerte mich an des Flusses Saum,
Von Kalmus rings umduftet. Gottes Hauch
Umsauste mich. — Da rudert' aus dem Schilf,
Voll hohen Anstands, Adels, Majestät,
Doch alles Dünkels, alles Wahnes baar,
Hervor ein königlicher Schwan. Er war
Weiſs angethan, so blendend weiſs, als sey
Sein glänzendes Gefieder aus dem Schaum
Des Meers geblasen. Langsam rudert' er
Und ernst einher. Sein melancholisch Haupt
Auf seine reine Brust gesenkt. So fand
Ich Iden einst das Auge thränenvoll,
Den Schwanenhals auf ihre Schwanenbrust
In stiller Schwermuth einsam hingeneigt.
Ich lag und lauschte. Stille war umher:
Die Sonne sank; die Lerche senkte sich
Tiefkreisend auf ihr Nest im Waizenschlag;
Und Gottes Odem hauchte leiser. — Horch!
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