Die du zu lange verzogst, erscheine, Geliebte, er- scheine, Stille das schlagende Herz, letze den lechzen- den Durst, Dein beraubt verschmachtet das Herz, wie die wel- kende Blume In der Schwüle des Tags schmachtet nach Abend und Thau. Lieber entbehr' ich des Lichts, als deines begei- sternden Anschauns, Lieber des Liedes Besuch, als dein entzücken- des Nahn. Silberner klingt mir dein Gruss, als der Lyra Lis- pel; ich höre Lieber von dir mich genannt, als von der Zun- ge des Ruhms. Seliger ruht es sich, Edle, an deinem steigenden Busen, Als in der Mutter Natur blüthenbeschneyetem Schooss. Glücklicher bin ich, umweht von deinen goldenen Locken, Als von des röthlichen May's schimmernden Blüthen beschneyt. Tausend sind der Blüthen des May's, und tausend- mal tausend Würzige Düft' entwehn seinem balsamischen Hauch.
Die du zu lange verzogst, erscheine, Geliebte, er- scheine, Stille das schlagende Herz, letze den lechzen- den Durst, Dein beraubt verschmachtet das Herz, wie die wel- kende Blume In der Schwüle des Tags schmachtet nach Abend und Thau. Lieber entbehr' ich des Lichts, als deines begei- sternden Anschauns, Lieber des Liedes Besuch, als dein entzücken- des Nahn. Silberner klingt mir dein Gruſs, als der Lyra Lis- pel; ich höre Lieber von dir mich genannt, als von der Zun- ge des Ruhms. Seliger ruht es sich, Edle, an deinem steigenden Busen, Als in der Mutter Natur blüthenbeschneyetem Schooſs. Glücklicher bin ich, umweht von deinen goldenen Locken, Als von des röthlichen May's schimmernden Blüthen beschneyt. Tausend sind der Blüthen des May's, und tausend- mal tausend Würzige Düft' entwehn seinem balsamischen Hauch.
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Die du zu lange verzogst, erscheine, Geliebte, er-
scheine,
Stille das schlagende Herz, letze den lechzen-
den Durst,
Dein beraubt verschmachtet das Herz, wie die wel-
kende Blume
In der Schwüle des Tags schmachtet nach
Abend und Thau.
Lieber entbehr' ich des Lichts, als deines begei-
sternden Anschauns,
Lieber des Liedes Besuch, als dein entzücken-
des Nahn.
Silberner klingt mir dein Gruſs, als der Lyra Lis-
pel; ich höre
Lieber von dir mich genannt, als von der Zun-
ge des Ruhms.
Seliger ruht es sich, Edle, an deinem steigenden
Busen,
Als in der Mutter Natur blüthenbeschneyetem
Schooſs.
Glücklicher bin ich, umweht von deinen goldenen
Locken,
Als von des röthlichen May's schimmernden
Blüthen beschneyt.
Tausend sind der Blüthen des May's, und tausend-
mal tausend
Würzige Düft' entwehn seinem balsamischen
Hauch.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/291>, abgerufen am 21.11.2024.
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