Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Satt des langen Zwangs zerreisst Sein Gespinnst der ew'ge Geist -- Fleusst in lauen Wellen Nicht mein Leben purpurn fort? Fühl' ich nicht zerschlitzt den Ort, Den die Seufzer schwellen? Sonne, nie erlahmt dein Schwung, Ewig frisch und ewig jung Grün'st du, schöne Erde. Über Land und Wasser schwebt Gottes Hauch. Das All belebt Sein erbarmend Werde. Wir nur, wir . . . gefärbter Schaum . . . Einer Lenznacht nicht'ger Traum . . . Kommen und verschwinden. Kaum vom schweren Schlummer wach, Schaun wir mühsam in den Tag, Blinzeln und erblinden. -- -- Doch der dunkle Tropfe sinkt Und des lautrern Aethers trinkt Der genes'ne Sieche. Los des düstern Sarkophags, Freut sich des entflorten Tags Die erlös'te Psyche. -- Satt des langen Zwangs zerreiſst Sein Gespinnst der ew'ge Geist — Fleuſst in lauen Wellen Nicht mein Leben purpurn fort? Fühl' ich nicht zerschlitzt den Ort, Den die Seufzer schwellen? Sonne, nie erlahmt dein Schwung, Ewig frisch und ewig jung Grün'st du, schöne Erde. Über Land und Wasser schwebt Gottes Hauch. Das All belebt Sein erbarmend Werde. Wir nur, wir . . . gefärbter Schaum . . . Einer Lenznacht nicht'ger Traum . . . Kommen und verschwinden. Kaum vom schweren Schlummer wach, Schaun wir mühsam in den Tag, Blinzeln und erblinden. — — Doch der dunkle Tropfe sinkt Und des lautrern Aethers trinkt Der genes'ne Sieche. Los des düstern Sarkophags, Freut sich des entflorten Tags Die erlös'te Psyche. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0129" n="109"/> <lg n="3"> <l>Satt des langen Zwangs zerreiſst</l><lb/> <l>Sein Gespinnst der ew'ge Geist —</l><lb/> <l>Fleuſst in lauen Wellen</l><lb/> <l>Nicht mein Leben purpurn fort?</l><lb/> <l>Fühl' ich nicht zerschlitzt den Ort,</l><lb/> <l>Den die Seufzer schwellen?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sonne, nie erlahmt dein Schwung,</l><lb/> <l>Ewig frisch und ewig jung</l><lb/> <l>Grün'st du, schöne Erde.</l><lb/> <l>Über Land und Wasser schwebt</l><lb/> <l>Gottes Hauch. Das All belebt</l><lb/> <l>Sein erbarmend Werde.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wir nur, wir . . . gefärbter Schaum . . .</l><lb/> <l>Einer Lenznacht nicht'ger Traum . . .</l><lb/> <l>Kommen und verschwinden.</l><lb/> <l>Kaum vom schweren Schlummer wach,</l><lb/> <l>Schaun wir mühsam in den Tag,</l><lb/> <l>Blinzeln und erblinden. — —</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch der dunkle Tropfe sinkt</l><lb/> <l>Und des lautrern Aethers trinkt</l><lb/> <l>Der genes'ne Sieche.</l><lb/> <l>Los des düstern Sarkophags,</l><lb/> <l>Freut sich des entflorten Tags</l><lb/> <l>Die erlös'te Psyche. —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0129]
Satt des langen Zwangs zerreiſst
Sein Gespinnst der ew'ge Geist —
Fleuſst in lauen Wellen
Nicht mein Leben purpurn fort?
Fühl' ich nicht zerschlitzt den Ort,
Den die Seufzer schwellen?
Sonne, nie erlahmt dein Schwung,
Ewig frisch und ewig jung
Grün'st du, schöne Erde.
Über Land und Wasser schwebt
Gottes Hauch. Das All belebt
Sein erbarmend Werde.
Wir nur, wir . . . gefärbter Schaum . . .
Einer Lenznacht nicht'ger Traum . . .
Kommen und verschwinden.
Kaum vom schweren Schlummer wach,
Schaun wir mühsam in den Tag,
Blinzeln und erblinden. — —
Doch der dunkle Tropfe sinkt
Und des lautrern Aethers trinkt
Der genes'ne Sieche.
Los des düstern Sarkophags,
Freut sich des entflorten Tags
Die erlös'te Psyche. —
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