Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Feyerlich ruht sie im Leichengewande des blenden-
den Schneees,
Bis sie verjüngt und verschönt wieder den
Gräbern entblüht.
Ja, es ist süss zu athmen auf Gottes herrlich be-
gabter
Schöner Erd'. Es ist Wonne, zu wandeln
auf ihr.
Wonne ist es, zu schaun des Frühlings funkelnden
Brautschmuck,
Wonne zu schauen den Wald glimmen im
silbernen Reif.
Hohe Wonn' ists zu schaun des Menschen göttliches
Antlitz,
Glühend von tiefem Gefühl, feuernd von
Thatenbegier.
Höhere Wonn' ists, Herzen erobern, am Busen der
Freundschaft
Hoch aufathmen, im Arm liebender Lieb-
linge ruhn.
Aber die höchste der hohen, der seligen Wonnen
ist Wohlthun,
Übung der eigenen Kraft, Leistung der hei-
ligen Pflicht.
Diese Wonne sey dein! In dieser Wonnen Um-
schlingung
Möge dein Leben so hell, meine Geliebte,
verwehn,

2 F

Feyerlich ruht sie im Leichengewande des blenden-
den Schneees,
Bis sie verjüngt und verschönt wieder den
Gräbern entblüht.
Ja, es ist süss zu athmen auf Gottes herrlich be-
gabter
Schöner Erd'. Es ist Wonne, zu wandeln
auf ihr.
Wonne ist es, zu schaun des Frühlings funkelnden
Brautschmuck,
Wonne zu schauen den Wald glimmen im
silbernen Reif.
Hohe Wonn' ists zu schaun des Menschen göttliches
Antlitz,
Glühend von tiefem Gefühl, feuernd von
Thatenbegier.
Höhere Wonn' ists, Herzen erobern, am Busen der
Freundschaft
Hoch aufathmen, im Arm liebender Lieb-
linge ruhn.
Aber die höchste der hohen, der seligen Wonnen
ist Wohlthun,
Übung der eigenen Kraft, Leistung der hei-
ligen Pflicht.
Diese Wonne sey dein! In dieser Wonnen Um-
schlingung
Möge dein Leben so hell, meine Geliebte,
verwehn,

2 F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>
                <pb facs="#f0097" n="81"/>
              </l>
              <l>Feyerlich ruht sie im Leichengewande des blenden-</l><lb/>
              <l>den Schneees,</l><lb/>
              <l>Bis sie verjüngt und verschönt wieder den</l><lb/>
              <l>Gräbern entblüht.</l><lb/>
              <l>Ja, es ist süss zu athmen auf Gottes herrlich be-</l><lb/>
              <l>gabter</l><lb/>
              <l>Schöner Erd'. Es ist Wonne, zu wandeln</l><lb/>
              <l>auf ihr.</l><lb/>
              <l>Wonne ist es, zu schaun des Frühlings funkelnden</l><lb/>
              <l>Brautschmuck,</l><lb/>
              <l>Wonne zu schauen den Wald glimmen im</l><lb/>
              <l>silbernen Reif.</l><lb/>
              <l>Hohe Wonn' ists zu schaun des Menschen göttliches</l><lb/>
              <l>Antlitz,</l><lb/>
              <l>Glühend von tiefem Gefühl, feuernd von</l><lb/>
              <l>Thatenbegier.</l><lb/>
              <l>Höhere Wonn' ists, Herzen erobern, am Busen der</l><lb/>
              <l>Freundschaft</l><lb/>
              <l>Hoch aufathmen, im Arm liebender Lieb-</l><lb/>
              <l>linge ruhn.</l><lb/>
              <l>Aber die höchste der hohen, der seligen Wonnen</l><lb/>
              <l>ist Wohlthun,</l><lb/>
              <l>Übung der eigenen Kraft, Leistung der hei-</l><lb/>
              <l>ligen Pflicht.</l><lb/>
              <l>Diese Wonne sey dein! In dieser Wonnen Um-</l><lb/>
              <l>schlingung</l><lb/>
              <l>Möge dein Leben so hell, meine Geliebte,</l><lb/>
              <l>verwehn,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">2 F</fw><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0097] Feyerlich ruht sie im Leichengewande des blenden- den Schneees, Bis sie verjüngt und verschönt wieder den Gräbern entblüht. Ja, es ist süss zu athmen auf Gottes herrlich be- gabter Schöner Erd'. Es ist Wonne, zu wandeln auf ihr. Wonne ist es, zu schaun des Frühlings funkelnden Brautschmuck, Wonne zu schauen den Wald glimmen im silbernen Reif. Hohe Wonn' ists zu schaun des Menschen göttliches Antlitz, Glühend von tiefem Gefühl, feuernd von Thatenbegier. Höhere Wonn' ists, Herzen erobern, am Busen der Freundschaft Hoch aufathmen, im Arm liebender Lieb- linge ruhn. Aber die höchste der hohen, der seligen Wonnen ist Wohlthun, Übung der eigenen Kraft, Leistung der hei- ligen Pflicht. Diese Wonne sey dein! In dieser Wonnen Um- schlingung Möge dein Leben so hell, meine Geliebte, verwehn, 2 F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/97
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/97>, abgerufen am 20.04.2024.