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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Schluchzend des Schläfers Hügel besucht, wo meine
Allwine
Jammernd den Vater ruft, den nie erwachenden
Vater,
Während bestürzt die Unmündigen dastehn, wenig
es ahnend,
Was dem Schwesterchen sey und der händeringen-
den Mutter.
Dieses bedenkend durchwandl' ich des Gartens schat-
tende Gänge.
Dunkler werden die Schatten um mich. Wie Grä-
bergedüfte
Wehen mich an die Gerüche des blühenden Flieders.
Des Rohrspaz
Dumpfes Rufen gemahnt mich wie Todtengeläute,
bis etwa
Sich der thränende Blick erhebt zum ewigen Him-
mel,
Bis mit der Nacht entschleyertem Glanz, mit dem
Schimmer der Sterne,
Mit des Arkturus röthlichem Licht, mit dem Fun-
keln der Wega
Strahlend in mir der Gedank' erwacht, das hohe
Bewusstseyn:
Dass wir sind, um ewig zu seyn! -- Gestärkt und
getröstet
Wandl' ich nun heim auf mein stilles Gemach. Die
Wolke des Schlummers

Schluchzend des Schläfers Hügel besucht, wo meine
Allwine
Jammernd den Vater ruft, den nie erwachenden
Vater,
Während bestürzt die Unmündigen dastehn, wenig
es ahnend,
Was dem Schwesterchen sey und der händeringen-
den Mutter.
Dieses bedenkend durchwandl' ich des Gartens schat-
tende Gänge.
Dunkler werden die Schatten um mich. Wie Grä-
bergedüfte
Wehen mich an die Gerüche des blühenden Flieders.
Des Rohrspaz
Dumpfes Rufen gemahnt mich wie Todtengeläute,
bis etwa
Sich der thränende Blick erhebt zum ewigen Him-
mel,
Bis mit der Nacht entschleyertem Glanz, mit dem
Schimmer der Sterne,
Mit des Arkturus röthlichem Licht, mit dem Fun-
keln der Wega
Strahlend in mir der Gedank' erwacht, das hohe
Bewusstseyn:
Dass wir sind, um ewig zu seyn! — Gestärkt und
getröstet
Wandl' ich nun heim auf mein stilles Gemach. Die
Wolke des Schlummers

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[393/0417] Schluchzend des Schläfers Hügel besucht, wo meine Allwine Jammernd den Vater ruft, den nie erwachenden Vater, Während bestürzt die Unmündigen dastehn, wenig es ahnend, Was dem Schwesterchen sey und der händeringen- den Mutter. Dieses bedenkend durchwandl' ich des Gartens schat- tende Gänge. Dunkler werden die Schatten um mich. Wie Grä- bergedüfte Wehen mich an die Gerüche des blühenden Flieders. Des Rohrspaz Dumpfes Rufen gemahnt mich wie Todtengeläute, bis etwa Sich der thränende Blick erhebt zum ewigen Him- mel, Bis mit der Nacht entschleyertem Glanz, mit dem Schimmer der Sterne, Mit des Arkturus röthlichem Licht, mit dem Fun- keln der Wega Strahlend in mir der Gedank' erwacht, das hohe Bewusstseyn: Dass wir sind, um ewig zu seyn! — Gestärkt und getröstet Wandl' ich nun heim auf mein stilles Gemach. Die Wolke des Schlummers

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/417>, abgerufen am 23.11.2024.