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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Eingedenk der Vermahnung des heiligen Paul und
des Arztes,
Wenige Gläser des röthlichen Medok. Der schel-
mische Gottfried
Lauschet genau auf die Neig', und schlürfet sie lü-
stern hinunter.

Eingenommen ist schon das Mahl. Die gesät-
tigten Kindlein
Hüpfen hinaus in das duftende Grün. Der schlä-
fernde Vater,
Von der Schwüle des Tags erschöpft und der gei-
stigen Arbeit,
Wandelt hinauf in sein stilles Gemach, um im
schwellenden Polster
Wenige stille Minuten zu ruhn. Um den Ruhenden
gaukeln
Leicht und luftig unzählige Bilder. Gleich stöbern-
den Schlossen
Treiben und jagen und kreuzen sie sich, verschmel-
zen doch endlich
In ein grosses dämmerndes Ganzes. In süsser Be-
täubung
Sink' ich zusammen, erwach' aus luftigem Schlum-
mer, und fühle
Jeden Nerv gestrafft, und jede ermattete Fiber.

Eingedenk der Vermahnung des heiligen Paul und
des Arztes,
Wenige Gläser des röthlichen Medok. Der schel-
mische Gottfried
Lauschet genau auf die Neig', und schlürfet sie lü-
stern hinunter.

Eingenommen ist schon das Mahl. Die gesät-
tigten Kindlein
Hüpfen hinaus in das duftende Grün. Der schlä-
fernde Vater,
Von der Schwüle des Tags erschöpft und der gei-
stigen Arbeit,
Wandelt hinauf in sein stilles Gemach, um im
schwellenden Polster
Wenige stille Minuten zu ruhn. Um den Ruhenden
gaukeln
Leicht und luftig unzählige Bilder. Gleich stöbern-
den Schlossen
Treiben und jagen und kreuzen sie sich, verschmel-
zen doch endlich
In ein grosses dämmerndes Ganzes. In süsser Be-
täubung
Sink' ich zusammen, erwach' aus luftigem Schlum-
mer, und fühle
Jeden Nerv gestrafft, und jede ermattete Fiber.
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[377/0401] Eingedenk der Vermahnung des heiligen Paul und des Arztes, Wenige Gläser des röthlichen Medok. Der schel- mische Gottfried Lauschet genau auf die Neig', und schlürfet sie lü- stern hinunter. Eingenommen ist schon das Mahl. Die gesät- tigten Kindlein Hüpfen hinaus in das duftende Grün. Der schlä- fernde Vater, Von der Schwüle des Tags erschöpft und der gei- stigen Arbeit, Wandelt hinauf in sein stilles Gemach, um im schwellenden Polster Wenige stille Minuten zu ruhn. Um den Ruhenden gaukeln Leicht und luftig unzählige Bilder. Gleich stöbern- den Schlossen Treiben und jagen und kreuzen sie sich, verschmel- zen doch endlich In ein grosses dämmerndes Ganzes. In süsser Be- täubung Sink' ich zusammen, erwach' aus luftigem Schlum- mer, und fühle Jeden Nerv gestrafft, und jede ermattete Fiber.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/401>, abgerufen am 28.03.2024.