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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Meidend der Doxis weichenden Sand, und die
Syrten der Skepsis,
Lausch' ich ein anderes Mal dem Wink der Erfah-
rung, durchwandle
In der Geschichte spärlichem Tag die Gefilde der
Vorzeit.
Mühsam tapp' ich den thürmenden Schutt, den
rankenden Epheu,
Mühsam die trümmernden Maale mich durch bis zur
Wiege der Menschheit;
Sehe den lallenden Säugling entfaltet zum tändeln-
den Knaben,
Sehe den Knaben erwachsen zum trotzigen Jüng-
ling, den Jüngling
Reifen zum rüstigen Mann, und bald von der blu-
migen Fessel
Der Cultur den Starken gebändigt, vom Becher des
Luxus
Seine Knie ihm gelöst, und den Mann verschrumpfet
zum Greise.
Völker seh' ich erblühn auf dem ewigändernden
Schauplatz,
Und die Erblüheten wieder verwelken, wie Gras
auf der Hayde;
Zeugungen seh' ich hinweggemäht von der Sense
des Chronos;
Lese von Tiegertoden, von Ländern, welche der
Fluthen
2 A a
Meidend der Doxis weichenden Sand, und die
Syrten der Skepsis,
Lausch' ich ein anderes Mal dem Wink der Erfah-
rung, durchwandle
In der Geschichte spärlichem Tag die Gefilde der
Vorzeit.
Mühsam tapp' ich den thürmenden Schutt, den
rankenden Epheu,
Mühsam die trümmernden Maale mich durch bis zur
Wiege der Menschheit;
Sehe den lallenden Säugling entfaltet zum tändeln-
den Knaben,
Sehe den Knaben erwachsen zum trotzigen Jüng-
ling, den Jüngling
Reifen zum rüstigen Mann, und bald von der blu-
migen Fessel
Der Cultur den Starken gebändigt, vom Becher des
Luxus
Seine Knie ihm gelöst, und den Mann verschrumpfet
zum Greise.
Völker seh' ich erblühn auf dem ewigändernden
Schauplatz,
Und die Erblüheten wieder verwelken, wie Gras
auf der Hayde;
Zeugungen seh' ich hinweggemäht von der Sense
des Chronos;
Lese von Tiegertoden, von Ländern, welche der
Fluthen
2 A a
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[369/0393] Meidend der Doxis weichenden Sand, und die Syrten der Skepsis, Lausch' ich ein anderes Mal dem Wink der Erfah- rung, durchwandle In der Geschichte spärlichem Tag die Gefilde der Vorzeit. Mühsam tapp' ich den thürmenden Schutt, den rankenden Epheu, Mühsam die trümmernden Maale mich durch bis zur Wiege der Menschheit; Sehe den lallenden Säugling entfaltet zum tändeln- den Knaben, Sehe den Knaben erwachsen zum trotzigen Jüng- ling, den Jüngling Reifen zum rüstigen Mann, und bald von der blu- migen Fessel Der Cultur den Starken gebändigt, vom Becher des Luxus Seine Knie ihm gelöst, und den Mann verschrumpfet zum Greise. Völker seh' ich erblühn auf dem ewigändernden Schauplatz, Und die Erblüheten wieder verwelken, wie Gras auf der Hayde; Zeugungen seh' ich hinweggemäht von der Sense des Chronos; Lese von Tiegertoden, von Ländern, welche der Fluthen 2 A a

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/393>, abgerufen am 28.09.2024.