Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Etwa die thauende Nacht erschloss, und die freund- Itzund träget der Diener der gabenreichen Le- vante Balsamhauchendes Öl hinan die Stufen. Nicht un- gern Folg' ich dem Knaben. Und während noch säuselt die freundliche Frühe, Während noch schlummern das liebende Weib und die lärmenden Kleinen, Tauch' ich hinunter in seliger Muss' in die Wonne des Denkens, Steige hinab in die Tiefen des Ich, in den Schacht des Bewusstseyns, Lüpfe den Schleyer des Denkens und lausch' am Vorhang des Wollens; Suche das ewig entschlüpfende Band, das mit dem Gedanken Das Gedachte verknüpft und mit dem Grunde die Wirkung;
Etwa die thauende Nacht erschloss, und die freund- Itzund träget der Diener der gabenreichen Le- vante Balsamhauchendes Öl hinan die Stufen. Nicht un- gern Folg' ich dem Knaben. Und während noch säuselt die freundliche Frühe, Während noch schlummern das liebende Weib und die lärmenden Kleinen, Tauch' ich hinunter in seliger Muss' in die Wonne des Denkens, Steige hinab in die Tiefen des Ich, in den Schacht des Bewusstseyns, Lüpfe den Schleyer des Denkens und lausch' am Vorhang des Wollens; Suche das ewig entschlüpfende Band, das mit dem Gedanken Das Gedachte verknüpft und mit dem Grunde die Wirkung; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <l> <pb facs="#f0391" n="367"/> </l> <l>Etwa die thauende Nacht erschloss, und die freund-</l><lb/> <l>liche Frühe,</l><lb/> <l>Breche die blühendste mir, die blätterreichste der</l><lb/> <l>Rosen,</l><lb/> <l>Höre der Melkerin Morgengesang, des tränkenden</l><lb/> <l>Jungen</l><lb/> <l>Frohes Gejauchz', und bedenke die Pflichten des</l><lb/> <l>eigenen Tagwerks.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Itzund träget der Diener der gabenreichen Le-</l><lb/> <l>vante</l><lb/> <l>Balsamhauchendes Öl hinan die Stufen. Nicht un-</l><lb/> <l>gern</l><lb/> <l>Folg' ich dem Knaben. Und während noch säuselt</l><lb/> <l>die freundliche Frühe,</l><lb/> <l>Während noch schlummern das liebende Weib und</l><lb/> <l>die lärmenden Kleinen,</l><lb/> <l>Tauch' ich hinunter in seliger Muss' in die Wonne</l><lb/> <l>des Denkens,</l><lb/> <l>Steige hinab in die Tiefen des Ich, in den Schacht</l><lb/> <l>des Bewusstseyns,</l><lb/> <l>Lüpfe den Schleyer des Denkens und lausch' am</l><lb/> <l>Vorhang des Wollens;</l><lb/> <l>Suche das ewig entschlüpfende Band, das mit dem</l><lb/> <l>Gedanken</l><lb/> <l>Das Gedachte verknüpft und mit dem Grunde die</l><lb/> <l>Wirkung;</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [367/0391]
Etwa die thauende Nacht erschloss, und die freund-
liche Frühe,
Breche die blühendste mir, die blätterreichste der
Rosen,
Höre der Melkerin Morgengesang, des tränkenden
Jungen
Frohes Gejauchz', und bedenke die Pflichten des
eigenen Tagwerks.
Itzund träget der Diener der gabenreichen Le-
vante
Balsamhauchendes Öl hinan die Stufen. Nicht un-
gern
Folg' ich dem Knaben. Und während noch säuselt
die freundliche Frühe,
Während noch schlummern das liebende Weib und
die lärmenden Kleinen,
Tauch' ich hinunter in seliger Muss' in die Wonne
des Denkens,
Steige hinab in die Tiefen des Ich, in den Schacht
des Bewusstseyns,
Lüpfe den Schleyer des Denkens und lausch' am
Vorhang des Wollens;
Suche das ewig entschlüpfende Band, das mit dem
Gedanken
Das Gedachte verknüpft und mit dem Grunde die
Wirkung;
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