Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

"Lag ich, wie trunken. Wie träumend, vernahm
ich die Stimme des Vaters:
""Zeuch in Frieden, o Sohn! Zeuch hin zu Cidli,
und grüsse
""Tausendmal grüsse die Süsse von uns!"" Ja, Cidli,
dich grüssen
"Vater und Mutter, es grüssen dich, Trauteste,
Lili und Lilla.
"Tausendmal grüssen sie dich, und lieben uns ewig,
Geliebte."

Also entquoll es den Lippen des Knaben, wie
Lautengelispel.
Feuriger itzt umschlang den Liebling die freudige
Schwester.
Zärtlich umschmiegte die zitternde Schwester der
liebliche Meli.
Zilia aber, in Rührung zerschmolzen, umfasste
die Kleinen,
Drückte sie heiss an das schlagende Herz, und
feyerlich sprach sie:
"Ich bin Zilia. Ich bin die Mutter des Mannes,
"Welchen Ihr Vater grüsstet, bin eure Mutter,
ihr Lieben.
"Wenige Lenze nur sah ich die schwellende Knospe
des Knaben.
2 Z

„Lag ich, wie trunken. Wie träumend, vernahm
ich die Stimme des Vaters:
„„Zeuch in Frieden, o Sohn! Zeuch hin zu Cidli,
und grüsse
„„Tausendmal grüsse die Süsse von uns!““ Ja, Cidli,
dich grüssen
„Vater und Mutter, es grüssen dich, Trauteste,
Lili und Lilla.
„Tausendmal grüssen sie dich, und lieben uns ewig,
Geliebte.“

Also entquoll es den Lippen des Knaben, wie
Lautengelispel.
Feuriger itzt umschlang den Liebling die freudige
Schwester.
Zärtlich umschmiegte die zitternde Schwester der
liebliche Meli.
Zilia aber, in Rührung zerschmolzen, umfasste
die Kleinen,
Drückte sie heiss an das schlagende Herz, und
feyerlich sprach sie:
„Ich bin Zilia. Ich bin die Mutter des Mannes,
„Welchen Ihr Vater grüsstet, bin eure Mutter,
ihr Lieben.
„Wenige Lenze nur sah ich die schwellende Knospe
des Knaben.
2 Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="13">
              <pb facs="#f0377" n="353"/>
              <l>&#x201E;Lag ich, wie trunken. Wie träumend, vernahm</l><lb/>
              <l>ich die Stimme des Vaters:</l><lb/>
              <l>&#x201E;&#x201E;Zeuch in Frieden, o Sohn! Zeuch hin zu Cidli,</l><lb/>
              <l>und grüsse</l><lb/>
              <l>&#x201E;&#x201E;Tausendmal grüsse die Süsse von uns!&#x201C;&#x201C; Ja, Cidli,</l><lb/>
              <l>dich grüssen</l><lb/>
              <l>&#x201E;Vater und Mutter, es grüssen dich, Trauteste,</l><lb/>
              <l>Lili und Lilla.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Tausendmal grüssen sie dich, und lieben uns ewig,</l><lb/>
              <l>Geliebte.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Also entquoll es den Lippen des Knaben, wie</l><lb/>
              <l>Lautengelispel.</l><lb/>
              <l>Feuriger itzt umschlang den Liebling die freudige</l><lb/>
              <l>Schwester.</l><lb/>
              <l>Zärtlich umschmiegte die zitternde Schwester der</l><lb/>
              <l>liebliche Meli.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Zilia aber, in Rührung zerschmolzen, umfasste</l><lb/>
              <l>die Kleinen,</l><lb/>
              <l>Drückte sie heiss an das schlagende Herz, und</l><lb/>
              <l>feyerlich sprach sie:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>&#x201E;Ich bin Zilia. Ich bin die Mutter des Mannes,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Welchen Ihr Vater grüsstet, bin eure Mutter,</l><lb/>
              <l>ihr Lieben.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenige Lenze nur sah ich die schwellende Knospe</l><lb/>
              <l>des Knaben.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">2 Z</fw><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0377] „Lag ich, wie trunken. Wie träumend, vernahm ich die Stimme des Vaters: „„Zeuch in Frieden, o Sohn! Zeuch hin zu Cidli, und grüsse „„Tausendmal grüsse die Süsse von uns!““ Ja, Cidli, dich grüssen „Vater und Mutter, es grüssen dich, Trauteste, Lili und Lilla. „Tausendmal grüssen sie dich, und lieben uns ewig, Geliebte.“ Also entquoll es den Lippen des Knaben, wie Lautengelispel. Feuriger itzt umschlang den Liebling die freudige Schwester. Zärtlich umschmiegte die zitternde Schwester der liebliche Meli. Zilia aber, in Rührung zerschmolzen, umfasste die Kleinen, Drückte sie heiss an das schlagende Herz, und feyerlich sprach sie: „Ich bin Zilia. Ich bin die Mutter des Mannes, „Welchen Ihr Vater grüsstet, bin eure Mutter, ihr Lieben. „Wenige Lenze nur sah ich die schwellende Knospe des Knaben. 2 Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/377
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/377>, abgerufen am 22.11.2024.