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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Aber wir fanden sie nicht; nimmer umarm-
ten wir sie.
Frühlinge werden noch blühen zu tausenden, spros-
sen und welken
Werden der Sommer noch viel, ehe der
letzte verblüht.
Vieler noch werden der hohen geflügelten himmli-
schen Wesen
Zwischen den Blumen der Flur wandeln in
menschlichem Reiz.
Aber, sie werden nicht uns, nur unsern Gräbern
begegnen;
Nimmer erkannten sie uns, nimmer umarm-
ten wir sie.
Wenige schnelle Minuten (wir Sterblichen nennen
sie Jahre)
Wandeln wir über dem Staub, welcher
uns morgen bedeckt.
Wenige holde Gestalten begegnen uns; freudig er-
schreckend
Zittern wir ihnen ans Herz, schmiegen uns
innig an sie.
Dreymal krähet der Hahn; und was wir umarmten,
ist Asche!
Ach, des Entzückens Krampf knickte das
zuckende Herz.

X 2
Aber wir fanden sie nicht; nimmer umarm-
ten wir sie.
Frühlinge werden noch blühen zu tausenden, spros-
sen und welken
Werden der Sommer noch viel, ehe der
letzte verblüht.
Vieler noch werden der hohen geflügelten himmli-
schen Wesen
Zwischen den Blumen der Flur wandeln in
menschlichem Reiz.
Aber, sie werden nicht uns, nur unsern Gräbern
begegnen;
Nimmer erkannten sie uns, nimmer umarm-
ten wir sie.
Wenige schnelle Minuten (wir Sterblichen nennen
sie Jahre)
Wandeln wir über dem Staub, welcher
uns morgen bedeckt.
Wenige holde Gestalten begegnen uns; freudig er-
schreckend
Zittern wir ihnen ans Herz, schmiegen uns
innig an sie.
Dreymal krähet der Hahn; und was wir umarmten,
ist Asche!
Ach, des Entzückens Krampf knickte das
zuckende Herz.

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[323/0343] Aber wir fanden sie nicht; nimmer umarm- ten wir sie. Frühlinge werden noch blühen zu tausenden, spros- sen und welken Werden der Sommer noch viel, ehe der letzte verblüht. Vieler noch werden der hohen geflügelten himmli- schen Wesen Zwischen den Blumen der Flur wandeln in menschlichem Reiz. Aber, sie werden nicht uns, nur unsern Gräbern begegnen; Nimmer erkannten sie uns, nimmer umarm- ten wir sie. Wenige schnelle Minuten (wir Sterblichen nennen sie Jahre) Wandeln wir über dem Staub, welcher uns morgen bedeckt. Wenige holde Gestalten begegnen uns; freudig er- schreckend Zittern wir ihnen ans Herz, schmiegen uns innig an sie. Dreymal krähet der Hahn; und was wir umarmten, ist Asche! Ach, des Entzückens Krampf knickte das zuckende Herz. X 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/343>, abgerufen am 22.11.2024.