Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Dir, Unsterblicher, dir jubelt mein Saitenspiel. Innig liebt dich mein Herz. Weckt nicht dein leiser Kuss Mich aus lähmendem Schlummer In des Daseyns Entzückungen? Heil dir, Strahlender, Heil! Gürte, so oft du kehrst, Meine Hüfte mit Kraft. Stähle zu festem Trotz Meine Schenkel. Erfülle Meine Röhren mit Löwenmark. Deine Jugend verwelkt nimmer. Die meinige Welkt in Kurzem. Nicht lang, siehe, so suchest du Mich vergebens im Felde, Rufst vergebens dem Schlummerer. Tief im Staub' ist mein Schlaf, niedrig mein grünend Haus. Thaue Thränen darauf, Holder, und röth' es sanft, Bis dein himmlischer Bruder Mich zum ewigen Tage weckt. Dir, Unsterblicher, dir jubelt mein Saitenspiel. Innig liebt dich mein Herz. Weckt nicht dein leiser Kuss Mich aus lähmendem Schlummer In des Daseyns Entzückungen? Heil dir, Strahlender, Heil! Gürte, so oft du kehrst, Meine Hüfte mit Kraft. Stähle zu festem Trotz Meine Schenkel. Erfülle Meine Röhren mit Löwenmark. Deine Jugend verwelkt nimmer. Die meinige Welkt in Kurzem. Nicht lang, siehe, so suchest du Mich vergebens im Felde, Rufst vergebens dem Schlummerer. Tief im Staub' ist mein Schlaf, niedrig mein grünend Haus. Thaue Thränen darauf, Holder, und röth' es sanft, Bis dein himmlischer Bruder Mich zum ewigen Tage weckt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0317" n="297"/> </l> <lg n="4"> <l>Dir, Unsterblicher, dir jubelt mein Saitenspiel.</l><lb/> <l>Innig liebt dich mein Herz. Weckt nicht dein leiser</l><lb/> <l>Kuss</l><lb/> <l>Mich aus lähmendem Schlummer</l><lb/> <l>In des Daseyns Entzückungen?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Heil dir, Strahlender, Heil! Gürte, so oft du</l><lb/> <l>kehrst,</l><lb/> <l>Meine Hüfte mit Kraft. Stähle zu festem Trotz</l><lb/> <l>Meine Schenkel. Erfülle</l><lb/> <l>Meine Röhren mit Löwenmark.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Deine Jugend verwelkt nimmer. Die meinige</l><lb/> <l>Welkt in Kurzem. Nicht lang, siehe, so suchest du</l><lb/> <l>Mich vergebens im Felde,</l><lb/> <l>Rufst vergebens dem Schlummerer.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Tief im Staub' ist mein Schlaf, niedrig mein grünend</l><lb/> <l>Haus.</l><lb/> <l>Thaue Thränen darauf, Holder, und röth' es sanft,</l><lb/> <l>Bis dein himmlischer Bruder</l><lb/> <l>Mich zum ewigen Tage weckt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [297/0317]
Dir, Unsterblicher, dir jubelt mein Saitenspiel.
Innig liebt dich mein Herz. Weckt nicht dein leiser
Kuss
Mich aus lähmendem Schlummer
In des Daseyns Entzückungen?
Heil dir, Strahlender, Heil! Gürte, so oft du
kehrst,
Meine Hüfte mit Kraft. Stähle zu festem Trotz
Meine Schenkel. Erfülle
Meine Röhren mit Löwenmark.
Deine Jugend verwelkt nimmer. Die meinige
Welkt in Kurzem. Nicht lang, siehe, so suchest du
Mich vergebens im Felde,
Rufst vergebens dem Schlummerer.
Tief im Staub' ist mein Schlaf, niedrig mein grünend
Haus.
Thaue Thränen darauf, Holder, und röth' es sanft,
Bis dein himmlischer Bruder
Mich zum ewigen Tage weckt.
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