Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Hör' auf zu heucheln! Störe nicht, Amande,
Den schönen Einklang, den die Schöpfung klingt.
Entwinde nicht rebellisch dich dem Bande,
Das Körperwelt und Geisterwelt umschlingt.
O komm, o stürze dich mit rührendem Ergeben
In meinen offnen Arm -- Der Himmel Melodie
Ist Liebe. Liebe klopft der Pulsschlag aller Leben,
Und Liebe klingt der Sphären Harmonie.
Sich, meine Reine, wie entzückt, wie lü-
stern
Die Erde rings um uns in süssen Schauern bebt!
Wie Liebe! Liebe! rings die Blätter flistern,
Und Liebe! Lieb'! in jedem Säusel webt!
Horch, wie aus Edens Flur die Palmen heller
rauschen,
Die ewiggrünen Myrten süssre Düfte streun!
Die Seligen von goldnen Wolken niederlauschen,
Und unsrer Seligkeit sich freun!
Mehr als der Andacht Psalm, mehr als des
Beters Knieen
Ehrt Menschenseligkeit den grossen guten Geist,
Der Mayenrosen blühn, und Morgenröthen glühen,
Und Orionen funkeln heisst.

Hör' auf zu heucheln! Störe nicht, Amande,
Den schönen Einklang, den die Schöpfung klingt.
Entwinde nicht rebellisch dich dem Bande,
Das Körperwelt und Geisterwelt umschlingt.
O komm, o stürze dich mit rührendem Ergeben
In meinen offnen Arm — Der Himmel Melodie
Ist Liebe. Liebe klopft der Pulsschlag aller Leben,
Und Liebe klingt der Sphären Harmonie.
Sich, meine Reine, wie entzückt, wie lü-
stern
Die Erde rings um uns in süssen Schauern bebt!
Wie Liebe! Liebe! rings die Blätter flistern,
Und Liebe! Lieb'! in jedem Säusel webt!
Horch, wie aus Edens Flur die Palmen heller
rauschen,
Die ewiggrünen Myrten süssre Düfte streun!
Die Seligen von goldnen Wolken niederlauschen,
Und unsrer Seligkeit sich freun!
Mehr als der Andacht Psalm, mehr als des
Beters Knieen
Ehrt Menschenseligkeit den grossen guten Geist,
Der Mayenrosen blühn, und Morgenröthen glühen,
Und Orionen funkeln heisst.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0258" n="240"/>
            </l>
            <lg n="13">
              <l>Hör' auf zu heucheln! Störe nicht, Amande,</l><lb/>
              <l>Den schönen Einklang, den die Schöpfung klingt.</l><lb/>
              <l>Entwinde nicht rebellisch dich dem Bande,</l><lb/>
              <l>Das Körperwelt und Geisterwelt umschlingt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>O komm, o stürze dich mit rührendem Ergeben</l><lb/>
              <l>In meinen offnen Arm &#x2014; Der Himmel Melodie</l><lb/>
              <l>Ist Liebe. Liebe klopft der Pulsschlag aller Leben,</l><lb/>
              <l>Und Liebe klingt der Sphären Harmonie.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Sich, meine Reine, wie entzückt, wie lü-</l><lb/>
              <l>stern</l><lb/>
              <l>Die Erde rings um uns in süssen Schauern bebt!</l><lb/>
              <l>Wie Liebe! Liebe! rings die Blätter flistern,</l><lb/>
              <l>Und Liebe! Lieb'! in jedem Säusel webt!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Horch, wie aus Edens Flur die Palmen heller</l><lb/>
              <l>rauschen,</l><lb/>
              <l>Die ewiggrünen Myrten süssre Düfte streun!</l><lb/>
              <l>Die Seligen von goldnen Wolken niederlauschen,</l><lb/>
              <l>Und unsrer Seligkeit sich freun!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Mehr als der Andacht Psalm, mehr als des</l><lb/>
              <l>Beters Knieen</l><lb/>
              <l>Ehrt Menschenseligkeit den grossen guten Geist,</l><lb/>
              <l>Der Mayenrosen blühn, und Morgenröthen glühen,</l><lb/>
              <l>Und Orionen funkeln heisst.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0258] Hör' auf zu heucheln! Störe nicht, Amande, Den schönen Einklang, den die Schöpfung klingt. Entwinde nicht rebellisch dich dem Bande, Das Körperwelt und Geisterwelt umschlingt. O komm, o stürze dich mit rührendem Ergeben In meinen offnen Arm — Der Himmel Melodie Ist Liebe. Liebe klopft der Pulsschlag aller Leben, Und Liebe klingt der Sphären Harmonie. Sich, meine Reine, wie entzückt, wie lü- stern Die Erde rings um uns in süssen Schauern bebt! Wie Liebe! Liebe! rings die Blätter flistern, Und Liebe! Lieb'! in jedem Säusel webt! Horch, wie aus Edens Flur die Palmen heller rauschen, Die ewiggrünen Myrten süssre Düfte streun! Die Seligen von goldnen Wolken niederlauschen, Und unsrer Seligkeit sich freun! Mehr als der Andacht Psalm, mehr als des Beters Knieen Ehrt Menschenseligkeit den grossen guten Geist, Der Mayenrosen blühn, und Morgenröthen glühen, Und Orionen funkeln heisst.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/258
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/258>, abgerufen am 25.11.2024.