Ellwina. Hoffe immer, o Freund! Dem Lebenden lächelt die Hoffnung, Selbst auf der Schütte von Stroh, selbst auf gescheitertem Bret. Schau, es kreiset der Kelch; es jauchzen die fröh- lichen Zecher; Himmelan schwillt der Gesang. Freue dich, Erwin, mit uns!
Erwin. Freue dich, Holde. Es ziemt der Jugend und Schön heit die Freude. Mir nur geziemet sie nicht. Lass mir, Ge- liebte, den Gram. Meine Hoffnung erlosch; auch die letzte, beste ver- losch mir, Jene süssschmeichelnde, dir, Theuerste, theuer zu seyn!
Ellwina. Wie, mein Erwin, ich wähnte, dich trübte die himmlische Schwermuth, Die, der Begeisterung hold, gerne den Dichter besucht? Hüte dich, Erwin! Es ist des Unmuths launischer Dämon, Welcher dich peinigt und mich. Scheuche den Tückischen fort!
Ellwina. Hoffe immer, o Freund! Dem Lebenden lächelt die Hoffnung, Selbst auf der Schütte von Stroh, selbst auf gescheitertem Bret. Schau, es kreiset der Kelch; es jauchzen die fröh- lichen Zecher; Himmelan schwillt der Gesang. Freue dich, Erwin, mit uns!
Erwin. Freue dich, Holde. Es ziemt der Jugend und Schön heit die Freude. Mir nur geziemet sie nicht. Lass mir, Ge- liebte, den Gram. Meine Hoffnung erlosch; auch die letzte, beste ver- losch mir, Jene süssschmeichelnde, dir, Theuerste, theuer zu seyn!
Ellwina. Wie, mein Erwin, ich wähnte, dich trübte die himmlische Schwermuth, Die, der Begeisterung hold, gerne den Dichter besucht? Hüte dich, Erwin! Es ist des Unmuths launischer Dämon, Welcher dich peinigt und mich. Scheuche den Tückischen fort!
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Ellwina.
Hoffe immer, o Freund! Dem Lebenden lächelt
die Hoffnung,
Selbst auf der Schütte von Stroh, selbst auf
gescheitertem Bret.
Schau, es kreiset der Kelch; es jauchzen die fröh-
lichen Zecher;
Himmelan schwillt der Gesang. Freue dich,
Erwin, mit uns!
Erwin.
Freue dich, Holde. Es ziemt der Jugend und Schön
heit die Freude.
Mir nur geziemet sie nicht. Lass mir, Ge-
liebte, den Gram.
Meine Hoffnung erlosch; auch die letzte, beste ver-
losch mir,
Jene süssschmeichelnde, dir, Theuerste,
theuer zu seyn!
Ellwina.
Wie, mein Erwin, ich wähnte, dich trübte die
himmlische Schwermuth,
Die, der Begeisterung hold, gerne den
Dichter besucht?
Hüte dich, Erwin! Es ist des Unmuths launischer
Dämon,
Welcher dich peinigt und mich. Scheuche
den Tückischen fort!
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/241>, abgerufen am 16.02.2025.
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