Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Ha! schon seh' ich, Dwina, deine Fluthen
Überweht von Wimpeln sonder Zahl!
Wie sie lodern in des Frühroths Gluthen!
Wie sie flimmern in des Monden Strahl!
Wie die farbenreichen Flaggen wallen!
Wie des frohen Seemanns Jubel schallen!
Horch, die buchtenvollen Ufer hallen,
Und es lauscht des Hirten friedlich Thal.
Aber, wann die müde Schöpfung feyert,
Wann des Abends dunkles Negligee
Alle Flur und alle Fluth verschleyert,
So umwölkt mich heimverlangend Weh.
Sehnsuchtvoll entschleich' ich dem Gewimmel,
Wandle fern von lastendem Getümmel,
Schau' empor zum sternbesäten Himmel,
Horche traurend dem Gebrüll der See;
Und in ferne trauliche Gefilde
Träum' ich mich zu meinen Lieblingen,
Wandel' itzt an deinen Ufern, Hylde,
Itzt, o Peene, längs den deinigen,
Itzt in Grevesmühlens stillen Gründen,
Itzt, o Warn', im Schatten deiner Linden,
Itzt in Rügens Berg- und Waldgewinden,
Unter meinen Heimgebliebenen.

Ha! schon seh' ich, Dwina, deine Fluthen
Überweht von Wimpeln sonder Zahl!
Wie sie lodern in des Frühroths Gluthen!
Wie sie flimmern in des Monden Strahl!
Wie die farbenreichen Flaggen wallen!
Wie des frohen Seemanns Jubel schallen!
Horch, die buchtenvollen Ufer hallen,
Und es lauscht des Hirten friedlich Thal.
Aber, wann die müde Schöpfung feyert,
Wann des Abends dunkles Negligee
Alle Flur und alle Fluth verschleyert,
So umwölkt mich heimverlangend Weh.
Sehnsuchtvoll entschleich' ich dem Gewimmel,
Wandle fern von lastendem Getümmel,
Schau' empor zum sternbesäten Himmel,
Horche traurend dem Gebrüll der See;
Und in ferne trauliche Gefilde
Träum' ich mich zu meinen Lieblingen,
Wandel' itzt an deinen Ufern, Hylde,
Itzt, o Peene, längs den deinigen,
Itzt in Grevesmühlens stillen Gründen,
Itzt, o Warn', im Schatten deiner Linden,
Itzt in Rügens Berg- und Waldgewinden,
Unter meinen Heimgebliebenen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0175" n="159"/>
            </l>
            <lg n="5">
              <l>Ha! schon seh' ich, <hi rendition="#g">Dwina</hi>, deine Fluthen</l><lb/>
              <l>Überweht von Wimpeln sonder Zahl!</l><lb/>
              <l>Wie sie lodern in des Frühroths Gluthen!</l><lb/>
              <l>Wie sie flimmern in des Monden Strahl!</l><lb/>
              <l>Wie die farbenreichen Flaggen wallen!</l><lb/>
              <l>Wie des frohen Seemanns Jubel schallen!</l><lb/>
              <l>Horch, die buchtenvollen Ufer hallen,</l><lb/>
              <l>Und es lauscht des Hirten friedlich Thal.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Aber, wann die müde Schöpfung feyert,</l><lb/>
              <l>Wann des Abends dunkles Negligee</l><lb/>
              <l>Alle Flur und alle Fluth verschleyert,</l><lb/>
              <l>So umwölkt mich heimverlangend Weh.</l><lb/>
              <l>Sehnsuchtvoll entschleich' ich dem Gewimmel,</l><lb/>
              <l>Wandle fern von lastendem Getümmel,</l><lb/>
              <l>Schau' empor zum sternbesäten Himmel,</l><lb/>
              <l>Horche traurend dem Gebrüll der See;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Und in ferne trauliche Gefilde</l><lb/>
              <l>Träum' ich mich zu meinen Lieblingen,</l><lb/>
              <l>Wandel' itzt an deinen Ufern, <hi rendition="#g">Hylde</hi>,</l><lb/>
              <l>Itzt, o <hi rendition="#g">Peene</hi>, längs den deinigen,</l><lb/>
              <l>Itzt in <hi rendition="#g">Grevesmühlens</hi> stillen Gründen,</l><lb/>
              <l>Itzt, o <hi rendition="#g">Warn'</hi>, im Schatten deiner Linden,</l><lb/>
              <l>Itzt in Rügens Berg- und Waldgewinden,</l><lb/>
              <l>Unter meinen Heimgebliebenen.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0175] Ha! schon seh' ich, Dwina, deine Fluthen Überweht von Wimpeln sonder Zahl! Wie sie lodern in des Frühroths Gluthen! Wie sie flimmern in des Monden Strahl! Wie die farbenreichen Flaggen wallen! Wie des frohen Seemanns Jubel schallen! Horch, die buchtenvollen Ufer hallen, Und es lauscht des Hirten friedlich Thal. Aber, wann die müde Schöpfung feyert, Wann des Abends dunkles Negligee Alle Flur und alle Fluth verschleyert, So umwölkt mich heimverlangend Weh. Sehnsuchtvoll entschleich' ich dem Gewimmel, Wandle fern von lastendem Getümmel, Schau' empor zum sternbesäten Himmel, Horche traurend dem Gebrüll der See; Und in ferne trauliche Gefilde Träum' ich mich zu meinen Lieblingen, Wandel' itzt an deinen Ufern, Hylde, Itzt, o Peene, längs den deinigen, Itzt in Grevesmühlens stillen Gründen, Itzt, o Warn', im Schatten deiner Linden, Itzt in Rügens Berg- und Waldgewinden, Unter meinen Heimgebliebenen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/175
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/175>, abgerufen am 28.03.2024.