Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Bleicht nicht die Wange Geniusschwüle mir? Blitzt nicht des Schnitters Sense mir ferneher? Und schüttelt nicht des Riesen Rechte Öfter, wie Wirbelwind, deine Feste? Dess wollen wir nicht trauern, Geliebteste! Dess sey uns doppelt theuer der Augenblick, Und doppelt labend jeder Tropfe, Welcher dem Kelch der Natur entstiebet! Schon schwingt den Rosenfittig der holde Lenz, Zu uns zurückzukehren. Wie ringeln ihm Die krausen Hyazinthenlocken Über den lilienhellen Nacken! Wie weht sein Veilchenathem! Wie will ich mich In seinem Necktarbecher berauschen, will Mich baden in des Frühroths Wogen, Und in den Gluthen der Abendröthe! Will mit den jüngsten Blüthen mich kränzen, will Mich lagern auf dem seidensten Rasen, will Mich freun der schönen Erde Gottes, Bis ich entschlummer' an ihrem Busen. Bleicht nicht die Wange Geniusschwüle mir? Blitzt nicht des Schnitters Sense mir ferneher? Und schüttelt nicht des Riesen Rechte Öfter, wie Wirbelwind, deine Feste? Dess wollen wir nicht trauern, Geliebteste! Dess sey uns doppelt theuer der Augenblick, Und doppelt labend jeder Tropfe, Welcher dem Kelch der Natur entstiebet! Schon schwingt den Rosenfittig der holde Lenz, Zu uns zurückzukehren. Wie ringeln ihm Die krausen Hyazinthenlocken Über den lilienhellen Nacken! Wie weht sein Veilchenathem! Wie will ich mich In seinem Necktarbecher berauschen, will Mich baden in des Frühroths Wogen, Und in den Gluthen der Abendröthe! Will mit den jüngsten Blüthen mich kränzen, will Mich lagern auf dem seidensten Rasen, will Mich freun der schönen Erde Gottes, Bis ich entschlummer' an ihrem Busen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0105" n="89"/> </l> <lg n="13"> <l>Bleicht nicht die Wange Geniusschwüle mir?</l><lb/> <l>Blitzt nicht des Schnitters Sense mir ferneher?</l><lb/> <l>Und schüttelt nicht des Riesen Rechte</l><lb/> <l>Öfter, wie Wirbelwind, deine Feste?</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Dess wollen wir nicht trauern, Geliebteste!</l><lb/> <l>Dess sey uns doppelt theuer der Augenblick,</l><lb/> <l>Und doppelt labend jeder Tropfe,</l><lb/> <l>Welcher dem Kelch der Natur entstiebet!</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Schon schwingt den Rosenfittig der holde Lenz,</l><lb/> <l>Zu uns zurückzukehren. Wie ringeln ihm</l><lb/> <l>Die krausen Hyazinthenlocken</l><lb/> <l>Über den lilienhellen Nacken!</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Wie weht sein Veilchenathem! Wie will ich mich</l><lb/> <l>In seinem Necktarbecher berauschen, will</l><lb/> <l>Mich baden in des Frühroths Wogen,</l><lb/> <l>Und in den Gluthen der Abendröthe!</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Will mit den jüngsten Blüthen mich kränzen, will</l><lb/> <l>Mich lagern auf dem seidensten Rasen, will</l><lb/> <l>Mich freun der schönen Erde Gottes,</l><lb/> <l>Bis ich entschlummer' an ihrem Busen.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0105]
Bleicht nicht die Wange Geniusschwüle mir?
Blitzt nicht des Schnitters Sense mir ferneher?
Und schüttelt nicht des Riesen Rechte
Öfter, wie Wirbelwind, deine Feste?
Dess wollen wir nicht trauern, Geliebteste!
Dess sey uns doppelt theuer der Augenblick,
Und doppelt labend jeder Tropfe,
Welcher dem Kelch der Natur entstiebet!
Schon schwingt den Rosenfittig der holde Lenz,
Zu uns zurückzukehren. Wie ringeln ihm
Die krausen Hyazinthenlocken
Über den lilienhellen Nacken!
Wie weht sein Veilchenathem! Wie will ich mich
In seinem Necktarbecher berauschen, will
Mich baden in des Frühroths Wogen,
Und in den Gluthen der Abendröthe!
Will mit den jüngsten Blüthen mich kränzen, will
Mich lagern auf dem seidensten Rasen, will
Mich freun der schönen Erde Gottes,
Bis ich entschlummer' an ihrem Busen.
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