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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Ich will nicht singen Thaten entschlafner Zeit,
Ich will nicht singen schlummernder Helden Ruhm;
Ich will der Freundschaft Preise feyern,
Preise der seligen Geisterfreundschaft.
Dich meines Geistes Freundin -- vermagst du ganz
Des Wortes Sinn zu fassen? vermagst den Flug
Des Sonnenadlers zu erfliegen? --
Dich will ich singen, o Fredegunde!
Wie Hauch in Hauch versäuselt, wie Duft in Duft
Verrieselt, wie Gesang in Gesang verhallt,
Wie Thau in Thau zerschmilzt -- so schmelzen
Seelen in Seelen von gleichem Wohllaut.
So schmolz, Geliebte, öfter mein Flammengeist
In Eins mit deinem. Öfter an deine Brust
Mich lehnend, hört' ich meinem Herzen
Deines harmonisch entgegenklopfen.
Verloren ist mir, welche der Ewige
Aus Einem Sonnenstrahle mit mir erschuf.
Verloren ist für mich Sulvina --
Aber sie denket noch ihres Dichters.

Ich will nicht singen Thaten entschlafner Zeit,
Ich will nicht singen schlummernder Helden Ruhm;
Ich will der Freundschaft Preise feyern,
Preise der seligen Geisterfreundschaft.
Dich meines Geistes Freundin — vermagst du ganz
Des Wortes Sinn zu fassen? vermagst den Flug
Des Sonnenadlers zu erfliegen? —
Dich will ich singen, o Fredegunde!
Wie Hauch in Hauch versäuselt, wie Duft in Duft
Verrieselt, wie Gesang in Gesang verhallt,
Wie Thau in Thau zerschmilzt — so schmelzen
Seelen in Seelen von gleichem Wohllaut.
So schmolz, Geliebte, öfter mein Flammengeist
In Eins mit deinem. Öfter an deine Brust
Mich lehnend, hört' ich meinem Herzen
Deines harmonisch entgegenklopfen.
Verloren ist mir, welche der Ewige
Aus Einem Sonnenstrahle mit mir erschuf.
Verloren ist für mich Sulvina
Aber sie denket noch ihres Dichters.

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[87/0103] Ich will nicht singen Thaten entschlafner Zeit, Ich will nicht singen schlummernder Helden Ruhm; Ich will der Freundschaft Preise feyern, Preise der seligen Geisterfreundschaft. Dich meines Geistes Freundin — vermagst du ganz Des Wortes Sinn zu fassen? vermagst den Flug Des Sonnenadlers zu erfliegen? — Dich will ich singen, o Fredegunde! Wie Hauch in Hauch versäuselt, wie Duft in Duft Verrieselt, wie Gesang in Gesang verhallt, Wie Thau in Thau zerschmilzt — so schmelzen Seelen in Seelen von gleichem Wohllaut. So schmolz, Geliebte, öfter mein Flammengeist In Eins mit deinem. Öfter an deine Brust Mich lehnend, hört' ich meinem Herzen Deines harmonisch entgegenklopfen. Verloren ist mir, welche der Ewige Aus Einem Sonnenstrahle mit mir erschuf. Verloren ist für mich Sulvina — Aber sie denket noch ihres Dichters.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/103>, abgerufen am 29.03.2024.