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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und
Schmachten,
Wollest ihn lullen in deinem Schooss in heilenden
Schlummer.
Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling,
entgegengezappelt?
Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen
dem Regen?
Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden
Sturme?
Wollest nicht von dir stossen, o Gute, den flehen-
den Waller!
Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn
der Jugend
Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er
nicht ewig
Nach verwehetem Rausch hinstarr' in grässliche
Kälte!
Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges
Feuer,
Dass er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er-
fliege!
Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die
rüstige Lende,
Dass er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge-
tümmel,
Dass er trotz' an deinem Busen dem Neide des
Schicksals,

Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und
Schmachten,
Wollest ihn lullen in deinem Schooſs in heilenden
Schlummer.
Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling,
entgegengezappelt?
Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen
dem Regen?
Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden
Sturme?
Wollest nicht von dir stoſsen, o Gute, den flehen-
den Waller!
Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn
der Jugend
Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er
nicht ewig
Nach verwehetem Rausch hinstarr' in gräſsliche
Kälte!
Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges
Feuer,
Daſs er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er-
fliege!
Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die
rüstige Lende,
Daſs er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge-
tümmel,
Daſs er trotz' an deinem Busen dem Neide des
Schicksals,

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[31/0071] Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und Schmachten, Wollest ihn lullen in deinem Schooſs in heilenden Schlummer. Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling, entgegengezappelt? Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen dem Regen? Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden Sturme? Wollest nicht von dir stoſsen, o Gute, den flehen- den Waller! Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn der Jugend Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er nicht ewig Nach verwehetem Rausch hinstarr' in gräſsliche Kälte! Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges Feuer, Daſs er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er- fliege! Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die rüstige Lende, Daſs er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge- tümmel, Daſs er trotz' an deinem Busen dem Neide des Schicksals,

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/71>, abgerufen am 22.11.2024.