Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und
Brüder versöhnend,
Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel-
geborner?
Rede, wer bist du! wer trittst du einher so
trotzigen Schrittes?
Sey mir gegrüsst in deinem Vermögen! Dich grüssen
die Völker,
Grader gerechter Sinn! Des Rechtes ewiger
Eckstein!
Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken
des Drängers!
Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten-
den Unschuld.

Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem
schattenden Mayen,
Wie so sittsam verhüllt, umrollt von fliessenden
Locken,
Feuernd die Wange von Scham, die Brust von
Rosen umduftet,
Liebenswürdig und allgeliebt die heilige Un-
schuld!
Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen
Anblick!
Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge-
flister!
B 2

Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und
Brüder versöhnend,
Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel-
geborner?
Rede, wer bist du! wer trittst du einher so
trotzigen Schrittes?
Sey mir gegrüſst in deinem Vermögen! Dich grüſsen
die Völker,
Grader gerechter Sinn! Des Rechtes ewiger
Eckstein!
Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken
des Drängers!
Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten-
den Unschuld.

Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem
schattenden Mayen,
Wie so sittsam verhüllt, umrollt von flieſsenden
Locken,
Feuernd die Wange von Scham, die Brust von
Rosen umduftet,
Liebenswürdig und allgeliebt die heilige Un-
schuld!
Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen
Anblick!
Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge-
flister!
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="16">
              <pb facs="#f0059" n="19"/>
              <l>Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und</l><lb/>
              <l>Brüder versöhnend,</l><lb/>
              <l>Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel-</l><lb/>
              <l>geborner?</l><lb/>
              <l>Rede, wer bist du! wer trittst du einher so</l><lb/>
              <l>trotzigen Schrittes?</l><lb/>
              <l>Sey mir gegrü&#x017F;st in deinem Vermögen! Dich grü&#x017F;sen</l><lb/>
              <l>die Völker,</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Grader gerechter Sinn</hi>! Des Rechtes ewiger</l><lb/>
              <l>Eckstein!</l><lb/>
              <l>Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken</l><lb/>
              <l>des Drängers!</l><lb/>
              <l>Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten-</l><lb/>
              <l>den Unschuld.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem</l><lb/>
              <l>schattenden Mayen,</l><lb/>
              <l>Wie so sittsam verhüllt, umrollt von flie&#x017F;senden</l><lb/>
              <l>Locken,</l><lb/>
              <l>Feuernd die Wange von Scham, die Brust von</l><lb/>
              <l>Rosen umduftet,</l><lb/>
              <l>Liebenswürdig und allgeliebt die heilige <hi rendition="#g">Un-</hi></l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">schuld</hi>!</l><lb/>
              <l>Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen</l><lb/>
              <l>Anblick!</l><lb/>
              <l>Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge-</l><lb/>
              <l>flister!</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0059] Hader schlichtend, und Frieden gebietend, und Brüder versöhnend, Jene Schaaren durchwallst; wer bist du, Himmel- geborner? Rede, wer bist du! wer trittst du einher so trotzigen Schrittes? Sey mir gegrüſst in deinem Vermögen! Dich grüſsen die Völker, Grader gerechter Sinn! Des Rechtes ewiger Eckstein! Goldner Pfeiler der himmlischen Ordnung! Schrecken des Drängers! Aber der Leidenden Hort, ein Schild der flüchten- den Unschuld. Siehe, wie birget so blöde sich hinter dem schattenden Mayen, Wie so sittsam verhüllt, umrollt von flieſsenden Locken, Feuernd die Wange von Scham, die Brust von Rosen umduftet, Liebenswürdig und allgeliebt die heilige Un- schuld! Ach, wie senkt sich ihr Blick vor jedem fremderen Anblick! Ach, wie erschrickt ihr Ohr vor jedem leisen Ge- flister! B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/59
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/59>, abgerufen am 22.11.2024.