Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Sonst erquickten deine Blicke Mich, wie Mayen-Sonnenschein; Deine Winke, deine Nicke Bebten mir durch Mark und Bein; Deines Athems duftend Wehen Kühlten meiner Inbrunst Gluth; Deiner Stimme rührend Flehen Stillte meine wildste Wuth. Deiner Hand beredtes Drücken, Deiner Lippen Honigkuss, Dein Umfangen, dein Umstricken, Deiner Schöne Vollgenuss, Dein Umflechten, dein Umranken, Arm in Arm, und Brust an Brust, Heilte ganz den Sehnsuchtkranken, Tränkte mich mit Edenslust. Aber itzt erwacht der Morgen; Und die Hoffnung, dich zu sehn, Lindert nicht mein zärtlich Sorgen, Nicht der Trennung heisse Weh'n. Ich durchschwärme trüb' und traurig Brach und Thal, und Wald und Flur, Und die Welt dünkt mir so schaurig, Und ein Grabmahl die Natur. Sonst erquickten deine Blicke Mich, wie Mayen-Sonnenschein; Deine Winke, deine Nicke Bebten mir durch Mark und Bein; Deines Athems duftend Wehen Kühlten meiner Inbrunst Gluth; Deiner Stimme rührend Flehen Stillte meine wildste Wuth. Deiner Hand beredtes Drücken, Deiner Lippen Honigkuſs, Dein Umfangen, dein Umstricken, Deiner Schöne Vollgenuſs, Dein Umflechten, dein Umranken, Arm in Arm, und Brust an Brust, Heilte ganz den Sehnsuchtkranken, Tränkte mich mit Edenslust. Aber itzt erwacht der Morgen; Und die Hoffnung, dich zu sehn, Lindert nicht mein zärtlich Sorgen, Nicht der Trennung heiſse Weh'n. Ich durchschwärme trüb' und traurig Brach und Thal, und Wald und Flur, Und die Welt dünkt mir so schaurig, Und ein Grabmahl die Natur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0364" n="318"/> <lg n="2"> <l>Sonst erquickten deine Blicke</l><lb/> <l>Mich, wie Mayen-Sonnenschein;</l><lb/> <l>Deine Winke, deine Nicke</l><lb/> <l>Bebten mir durch Mark und Bein;</l><lb/> <l>Deines Athems duftend Wehen</l><lb/> <l>Kühlten meiner Inbrunst Gluth;</l><lb/> <l>Deiner Stimme rührend Flehen</l><lb/> <l>Stillte meine wildste Wuth.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Deiner Hand beredtes Drücken,</l><lb/> <l>Deiner Lippen Honigkuſs,</l><lb/> <l>Dein Umfangen, dein Umstricken,</l><lb/> <l>Deiner Schöne Vollgenuſs,</l><lb/> <l>Dein Umflechten, dein Umranken,</l><lb/> <l>Arm in Arm, und Brust an Brust,</l><lb/> <l>Heilte ganz den Sehnsuchtkranken,</l><lb/> <l>Tränkte mich mit Edenslust.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Aber itzt erwacht der Morgen;</l><lb/> <l>Und die Hoffnung, dich zu sehn,</l><lb/> <l>Lindert nicht mein zärtlich Sorgen,</l><lb/> <l>Nicht der Trennung heiſse Weh'n.</l><lb/> <l>Ich durchschwärme trüb' und traurig</l><lb/> <l>Brach und Thal, und Wald und Flur,</l><lb/> <l>Und die Welt dünkt mir so schaurig,</l><lb/> <l>Und ein Grabmahl die Natur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0364]
Sonst erquickten deine Blicke
Mich, wie Mayen-Sonnenschein;
Deine Winke, deine Nicke
Bebten mir durch Mark und Bein;
Deines Athems duftend Wehen
Kühlten meiner Inbrunst Gluth;
Deiner Stimme rührend Flehen
Stillte meine wildste Wuth.
Deiner Hand beredtes Drücken,
Deiner Lippen Honigkuſs,
Dein Umfangen, dein Umstricken,
Deiner Schöne Vollgenuſs,
Dein Umflechten, dein Umranken,
Arm in Arm, und Brust an Brust,
Heilte ganz den Sehnsuchtkranken,
Tränkte mich mit Edenslust.
Aber itzt erwacht der Morgen;
Und die Hoffnung, dich zu sehn,
Lindert nicht mein zärtlich Sorgen,
Nicht der Trennung heiſse Weh'n.
Ich durchschwärme trüb' und traurig
Brach und Thal, und Wald und Flur,
Und die Welt dünkt mir so schaurig,
Und ein Grabmahl die Natur.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |