Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Und inniger umschlang ich die Liebliche. Erhaben schwärmend wand ich aus ihrem Arm Mich los, und sah des Himmelswagens Goldne Deichsel das Laub durchfunkeln. Emporgetragen über das Irdische, Ergriff ich Idens Lilienhand, und sprach: "Siehst du des hohen Himmelswagens "Goldene Deichsel? sie sey uns heilig! "Einst werd' ich um dich trauren in öder Fern'. "Einst wirst du nach mir schmachten in öder Fern'. "Dann seyd, ihr Glänzenden, uns Bürgen "Unsrer Vereinung auf schönern Fluren!" Ich sprachs, und eine Thräne der Wehmuth rann Von Idens blasser Wange. Sie rinnt seitdem Ihr oft die Wang' hinab, wenn Dämmrung Rings um sie wallt und die Sterne funkeln -- Der du des Wagens Rosse beflügeltest, Zum Sphärentanz die Lyra besaitetest, Den Diamant der Krone fasstest, Schliffst den kristallenen Freudenbecher. Und inniger umschlang ich die Liebliche. Erhaben schwärmend wand ich aus ihrem Arm Mich los, und sah des Himmelswagens Goldne Deichsel das Laub durchfunkeln. Emporgetragen über das Irdische, Ergriff ich Idens Lilienhand, und sprach: „Siehst du des hohen Himmelswagens „Goldene Deichsel? sie sey uns heilig! „Einst werd' ich um dich trauren in öder Fern'. „Einst wirst du nach mir schmachten in öder Fern'. „Dann seyd, ihr Glänzenden, uns Bürgen „Unsrer Vereinung auf schönern Fluren!“ Ich sprachs, und eine Thräne der Wehmuth rann Von Idens blasser Wange. Sie rinnt seitdem Ihr oft die Wang' hinab, wenn Dämmrung Rings um sie wallt und die Sterne funkeln — Der du des Wagens Rosse beflügeltest, Zum Sphärentanz die Lyra besaitetest, Den Diamant der Krone faſstest, Schliffst den kristallenen Freudenbecher. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0357" n="311"/> <lg n="8"> <l>Und inniger umschlang ich die Liebliche.</l><lb/> <l>Erhaben schwärmend wand ich aus ihrem Arm</l><lb/> <l>Mich los, und sah des Himmelswagens</l><lb/> <l>Goldne Deichsel das Laub durchfunkeln.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Emporgetragen über das Irdische,</l><lb/> <l>Ergriff ich Idens Lilienhand, und sprach:</l><lb/> <l>„Siehst du des hohen Himmelswagens</l><lb/> <l>„Goldene Deichsel? sie sey uns heilig!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>„Einst werd' ich um dich trauren in öder Fern'.</l><lb/> <l>„Einst wirst du nach mir schmachten in öder Fern'.</l><lb/> <l>„Dann seyd, ihr Glänzenden, uns Bürgen</l><lb/> <l>„Unsrer Vereinung auf schönern Fluren!“</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Ich sprachs, und eine Thräne der Wehmuth rann</l><lb/> <l>Von Idens blasser Wange. Sie rinnt seitdem</l><lb/> <l>Ihr oft die Wang' hinab, wenn Dämmrung</l><lb/> <l>Rings um sie wallt und die Sterne funkeln —</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Der du des <hi rendition="#g">Wagens</hi> Rosse beflügeltest,</l><lb/> <l>Zum Sphärentanz die <hi rendition="#g">Lyra</hi> besaitetest,</l><lb/> <l>Den <hi rendition="#g">Diamant</hi> der <hi rendition="#g">Krone</hi> faſstest,</l><lb/> <l>Schliffst den kristallenen Freuden<hi rendition="#g">becher</hi>.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0357]
Und inniger umschlang ich die Liebliche.
Erhaben schwärmend wand ich aus ihrem Arm
Mich los, und sah des Himmelswagens
Goldne Deichsel das Laub durchfunkeln.
Emporgetragen über das Irdische,
Ergriff ich Idens Lilienhand, und sprach:
„Siehst du des hohen Himmelswagens
„Goldene Deichsel? sie sey uns heilig!
„Einst werd' ich um dich trauren in öder Fern'.
„Einst wirst du nach mir schmachten in öder Fern'.
„Dann seyd, ihr Glänzenden, uns Bürgen
„Unsrer Vereinung auf schönern Fluren!“
Ich sprachs, und eine Thräne der Wehmuth rann
Von Idens blasser Wange. Sie rinnt seitdem
Ihr oft die Wang' hinab, wenn Dämmrung
Rings um sie wallt und die Sterne funkeln —
Der du des Wagens Rosse beflügeltest,
Zum Sphärentanz die Lyra besaitetest,
Den Diamant der Krone faſstest,
Schliffst den kristallenen Freudenbecher.
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