Tage hab' ich um dich verschmachtet mit rastlosem Schmachten. Nächte hab' ich um dich sinnend und seh- nend verwacht. Hingeschlichen sind nun mit Schneckenträgheit die Öden; Und ich liesse dich schon? Ida, ich lasse dich nicht. Halten will ich dich, Bange, mit kühnumschlin- gendem Arme, Drücken will ich dich fest an das verlan- gende Herz. Laben will ich sein heisses Verlangen mit labenden Strömen, Letzen den lechzenden Durst, letzen mit köstlichem Wein, Mit dem süssen berauschenden Weine des Habens und Haltens, Und Geniessens, bis mir schwinden das Licht und der Schall -- Ida, ich habe dich wieder. Ich hab', ich halte dich wieder, Fühle wieder der Hand lebenerschütternden Druck, Schaue wieder dein grosses blaues schmachtendes Auge, Gürte den schlanken Leib wieder mit brün- stigem Arm,
Tage hab' ich um dich verschmachtet mit rastlosem Schmachten. Nächte hab' ich um dich sinnend und seh- nend verwacht. Hingeschlichen sind nun mit Schneckenträgheit die Öden; Und ich lieſse dich schon? Ida, ich lasse dich nicht. Halten will ich dich, Bange, mit kühnumschlin- gendem Arme, Drücken will ich dich fest an das verlan- gende Herz. Laben will ich sein heiſses Verlangen mit labenden Strömen, Letzen den lechzenden Durst, letzen mit köstlichem Wein, Mit dem süſsen berauschenden Weine des Habens und Haltens, Und Genieſsens, bis mir schwinden das Licht und der Schall — Ida, ich habe dich wieder. Ich hab', ich halte dich wieder, Fühle wieder der Hand lebenerschütternden Druck, Schaue wieder dein groſses blaues schmachtendes Auge, Gürte den schlanken Leib wieder mit brün- stigem Arm,
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Tage hab' ich um dich verschmachtet mit rastlosem
Schmachten.
Nächte hab' ich um dich sinnend und seh-
nend verwacht.
Hingeschlichen sind nun mit Schneckenträgheit die
Öden;
Und ich lieſse dich schon? Ida, ich lasse
dich nicht.
Halten will ich dich, Bange, mit kühnumschlin-
gendem Arme,
Drücken will ich dich fest an das verlan-
gende Herz.
Laben will ich sein heiſses Verlangen mit labenden
Strömen,
Letzen den lechzenden Durst, letzen mit
köstlichem Wein,
Mit dem süſsen berauschenden Weine des Habens
und Haltens,
Und Genieſsens, bis mir schwinden das
Licht und der Schall —
Ida, ich habe dich wieder. Ich hab', ich halte
dich wieder,
Fühle wieder der Hand lebenerschütternden
Druck,
Schaue wieder dein groſses blaues schmachtendes
Auge,
Gürte den schlanken Leib wieder mit brün-
stigem Arm,
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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