Meine Ida, du leidest, und ferne von deinem Ge- treuen. Dennoch zucket dein Ach mir durch das innerste Mark; Dennoch fährt mir dein ungesehener Schmerz durch das Leben. Mich durchschauern, wie dich, wechselnd die Schwül' und der Frost. Unstät wandl' ich im Zimmer, und gebe nicht Ant- wort dem Frager, Fahr' aus Träumen empor, schweig' und bedenke nur dich, Durste nach deinem Anblick und zaubre mich dir in die Arme -- Meine Ida, ach, wann wird mich dein Anblick erfreun? Wann wird wieder mein Auge dem deinen begegnen? Dein Lächeln Mich umglänzen, und mich seliges Ahnen umwehn? -- Ida, Ida, getrost! Mir lispelt die Liebe: Nicht lange Siehe, so wird sich dein Blick hellen, und rosiger wird Deine Wange sich röthen. Du wirst aus dem Dun- kel der Krankheit, Eine Blum' aus dem Sturm, duftiger, schöner erstehn --
Meine Ida, du leidest, und ferne von deinem Ge- treuen. Dennoch zucket dein Ach mir durch das innerste Mark; Dennoch fährt mir dein ungesehener Schmerz durch das Leben. Mich durchschauern, wie dich, wechselnd die Schwül' und der Frost. Unstät wandl' ich im Zimmer, und gebe nicht Ant- wort dem Frager, Fahr' aus Träumen empor, schweig' und bedenke nur dich, Durste nach deinem Anblick und zaubre mich dir in die Arme — Meine Ida, ach, wann wird mich dein Anblick erfreun? Wann wird wieder mein Auge dem deinen begegnen? Dein Lächeln Mich umglänzen, und mich seliges Ahnen umwehn? — Ida, Ida, getrost! Mir lispelt die Liebe: Nicht lange Siehe, so wird sich dein Blick hellen, und rosiger wird Deine Wange sich röthen. Du wirst aus dem Dun- kel der Krankheit, Eine Blum' aus dem Sturm, duftiger, schöner erstehn —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0333"n="287"/><l>Meine Ida, du leidest, und ferne von deinem Ge-</l><lb/><l>treuen.</l><lb/><l>Dennoch zucket dein Ach mir durch das</l><lb/><l>innerste Mark;</l><lb/><l>Dennoch fährt mir dein ungesehener Schmerz durch</l><lb/><l>das Leben.</l><lb/><l>Mich durchschauern, wie dich, wechselnd</l><lb/><l>die Schwül' und der Frost.</l><lb/><l>Unstät wandl' ich im Zimmer, und gebe nicht Ant-</l><lb/><l>wort dem Frager,</l><lb/><l>Fahr' aus Träumen empor, schweig' und</l><lb/><l>bedenke nur dich,</l><lb/><l>Durste nach deinem Anblick und zaubre mich dir</l><lb/><l>in die Arme —</l><lb/><l>Meine Ida, ach, wann wird mich dein</l><lb/><l>Anblick erfreun?</l><lb/><l>Wann wird wieder mein Auge dem deinen begegnen?</l><lb/><l>Dein Lächeln</l><lb/><l>Mich umglänzen, und mich seliges Ahnen</l><lb/><l>umwehn? —</l><lb/><l>Ida, Ida, getrost! Mir lispelt die Liebe: Nicht</l><lb/><l>lange</l><lb/><l>Siehe, so wird sich dein Blick hellen, und</l><lb/><l>rosiger wird</l><lb/><l>Deine Wange sich röthen. Du wirst aus dem Dun-</l><lb/><l>kel der Krankheit,</l><lb/><l>Eine Blum' aus dem Sturm, duftiger, schöner</l><lb/><l>erstehn —</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[287/0333]
Meine Ida, du leidest, und ferne von deinem Ge-
treuen.
Dennoch zucket dein Ach mir durch das
innerste Mark;
Dennoch fährt mir dein ungesehener Schmerz durch
das Leben.
Mich durchschauern, wie dich, wechselnd
die Schwül' und der Frost.
Unstät wandl' ich im Zimmer, und gebe nicht Ant-
wort dem Frager,
Fahr' aus Träumen empor, schweig' und
bedenke nur dich,
Durste nach deinem Anblick und zaubre mich dir
in die Arme —
Meine Ida, ach, wann wird mich dein
Anblick erfreun?
Wann wird wieder mein Auge dem deinen begegnen?
Dein Lächeln
Mich umglänzen, und mich seliges Ahnen
umwehn? —
Ida, Ida, getrost! Mir lispelt die Liebe: Nicht
lange
Siehe, so wird sich dein Blick hellen, und
rosiger wird
Deine Wange sich röthen. Du wirst aus dem Dun-
kel der Krankheit,
Eine Blum' aus dem Sturm, duftiger, schöner
erstehn —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/333>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.