Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Ich steh' auf stickelm Felsen, Und schaue rings umher. Der Sturmwind schwingt die Flügel, Und geisselt Luft und Meer. Ich schwärme durch die Klippen, Durch struppiges Gesträuch, Durch dichtverwachsne Schründe, Und suche rastlos euch! Der Eichwald heult entblättert; Erstorben starrt die Au. Um öde Stoppeln sauset Der Herbstwind, feucht und rauh. Warum so traurend, Aue? Warum so jammernd, Hayn? Seyd ihr, wie ich, verlassen? Seyd ihr, wie ich, allein? Allein bin ich. In fremdem, In ödem Land' allein. Die lange Dämmrung lichtet Kein Stern -- kein Mondenschein. Die heisse Wange fächelt Kein lispelnd Abendkühl, Noch schmelzt des Spätroths Blässe Das Herz in Ruhgefühl. Ich steh' auf stickelm Felsen, Und schaue rings umher. Der Sturmwind schwingt die Flügel, Und geiſselt Luft und Meer. Ich schwärme durch die Klippen, Durch struppiges Gesträuch, Durch dichtverwachsne Schründe, Und suche rastlos euch! Der Eichwald heult entblättert; Erstorben starrt die Au. Um öde Stoppeln sauset Der Herbstwind, feucht und rauh. Warum so traurend, Aue? Warum so jammernd, Hayn? Seyd ihr, wie ich, verlassen? Seyd ihr, wie ich, allein? Allein bin ich. In fremdem, In ödem Land' allein. Die lange Dämmrung lichtet Kein Stern — kein Mondenschein. Die heiſse Wange fächelt Kein lispelnd Abendkühl, Noch schmelzt des Spätroths Blässe Das Herz in Ruhgefühl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0288" n="246"/> <lg n="2"> <l>Ich steh' auf stickelm Felsen,</l><lb/> <l>Und schaue rings umher.</l><lb/> <l>Der Sturmwind schwingt die Flügel,</l><lb/> <l>Und geiſselt Luft und Meer.</l><lb/> <l>Ich schwärme durch die Klippen,</l><lb/> <l>Durch struppiges Gesträuch,</l><lb/> <l>Durch dichtverwachsne Schründe,</l><lb/> <l>Und suche rastlos euch!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Eichwald heult entblättert;</l><lb/> <l>Erstorben starrt die Au.</l><lb/> <l>Um öde Stoppeln sauset</l><lb/> <l>Der Herbstwind, feucht und rauh.</l><lb/> <l>Warum so traurend, Aue?</l><lb/> <l>Warum so jammernd, Hayn?</l><lb/> <l>Seyd ihr, wie ich, verlassen?</l><lb/> <l>Seyd ihr, wie ich, allein?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Allein bin ich. In fremdem,</l><lb/> <l>In ödem Land' allein.</l><lb/> <l>Die lange Dämmrung lichtet</l><lb/> <l>Kein Stern — kein Mondenschein.</l><lb/> <l>Die heiſse Wange fächelt</l><lb/> <l>Kein lispelnd Abendkühl,</l><lb/> <l>Noch schmelzt des Spätroths Blässe</l><lb/> <l>Das Herz in Ruhgefühl.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0288]
Ich steh' auf stickelm Felsen,
Und schaue rings umher.
Der Sturmwind schwingt die Flügel,
Und geiſselt Luft und Meer.
Ich schwärme durch die Klippen,
Durch struppiges Gesträuch,
Durch dichtverwachsne Schründe,
Und suche rastlos euch!
Der Eichwald heult entblättert;
Erstorben starrt die Au.
Um öde Stoppeln sauset
Der Herbstwind, feucht und rauh.
Warum so traurend, Aue?
Warum so jammernd, Hayn?
Seyd ihr, wie ich, verlassen?
Seyd ihr, wie ich, allein?
Allein bin ich. In fremdem,
In ödem Land' allein.
Die lange Dämmrung lichtet
Kein Stern — kein Mondenschein.
Die heiſse Wange fächelt
Kein lispelnd Abendkühl,
Noch schmelzt des Spätroths Blässe
Das Herz in Ruhgefühl.
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