Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798."Kalte Winde bereifen. Wo bleibt der Zauderer?" -- Über die Pfade zu Land' und über die Pfade zu Wasser Harrt die Mutter des Wellenverschlungnen und schmachtet nach Zeitung Von dem Geliebten, dem Erstgebornen. Ach schmachte, Verarmte, Nicht so sehnlich nach ihr! Sie kommt und schmet- tert dich nieder! Tief in des Stroms kristallenem Sarge liegt mein Geliebter Starr und gestaltlos. Es haben die Fröste die strö- mende Fülle Seiner Locken gefesselt, gehemmt des Starken Ver- mögen. Tief in des Stroms gefrorenem Schoosse schlum- mert mein Liebling. -- Kehre, Frühling, und löse die Bande des Starren, und hilf ihm Meinen Liebling betten ins Grab des heiligen Welt- meers. „Kalte Winde bereifen. Wo bleibt der Zauderer?“ — Über die Pfade zu Land' und über die Pfade zu Wasser Harrt die Mutter des Wellenverschlungnen und schmachtet nach Zeitung Von dem Geliebten, dem Erstgebornen. Ach schmachte, Verarmte, Nicht so sehnlich nach ihr! Sie kommt und schmet- tert dich nieder! Tief in des Stroms kristallenem Sarge liegt mein Geliebter Starr und gestaltlos. Es haben die Fröste die strö- mende Fülle Seiner Locken gefesselt, gehemmt des Starken Ver- mögen. Tief in des Stroms gefrorenem Schooſse schlum- mert mein Liebling. — Kehre, Frühling, und löse die Bande des Starren, und hilf ihm Meinen Liebling betten ins Grab des heiligen Welt- meers. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="11"> <pb facs="#f0286" n="244"/> <l>„Kalte Winde bereifen. Wo bleibt der Zauderer?“ —</l><lb/> <l>Rufe,</l><lb/> <l>Rufe dem Zauderer nicht! Sein Ohr ist auf ewig</l><lb/> <l>geschlossen!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Über die Pfade zu Land' und über die Pfade zu</l><lb/> <l>Wasser</l><lb/> <l>Harrt die Mutter des Wellenverschlungnen und</l><lb/> <l>schmachtet nach Zeitung</l><lb/> <l>Von dem Geliebten, dem Erstgebornen. Ach</l><lb/> <l>schmachte, Verarmte,</l><lb/> <l>Nicht so sehnlich nach ihr! Sie kommt und schmet-</l><lb/> <l>tert dich nieder!</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Tief in des Stroms kristallenem Sarge liegt mein</l><lb/> <l>Geliebter</l><lb/> <l>Starr und gestaltlos. Es haben die Fröste die strö-</l><lb/> <l>mende Fülle</l><lb/> <l>Seiner Locken gefesselt, gehemmt des Starken Ver-</l><lb/> <l>mögen.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Tief in des Stroms gefrorenem Schooſse schlum-</l><lb/> <l>mert mein Liebling. —</l><lb/> <l>Kehre, Frühling, und löse die Bande des Starren,</l><lb/> <l>und hilf ihm</l><lb/> <l>Meinen Liebling betten ins Grab des heiligen Welt-</l><lb/> <l>meers.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [244/0286]
„Kalte Winde bereifen. Wo bleibt der Zauderer?“ —
Rufe,
Rufe dem Zauderer nicht! Sein Ohr ist auf ewig
geschlossen!
Über die Pfade zu Land' und über die Pfade zu
Wasser
Harrt die Mutter des Wellenverschlungnen und
schmachtet nach Zeitung
Von dem Geliebten, dem Erstgebornen. Ach
schmachte, Verarmte,
Nicht so sehnlich nach ihr! Sie kommt und schmet-
tert dich nieder!
Tief in des Stroms kristallenem Sarge liegt mein
Geliebter
Starr und gestaltlos. Es haben die Fröste die strö-
mende Fülle
Seiner Locken gefesselt, gehemmt des Starken Ver-
mögen.
Tief in des Stroms gefrorenem Schooſse schlum-
mert mein Liebling. —
Kehre, Frühling, und löse die Bande des Starren,
und hilf ihm
Meinen Liebling betten ins Grab des heiligen Welt-
meers.
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