Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
"Es lächelt hoch oben dir schöner, als hier.
"Komm, trauliche Schwester, komm freudig mit
mir!
"Was schauest du rückwärts? -- Er folget dir nach.
"Komm, folge mir freudig. Ich bring' ihn dir
nach." --
So lispelt, so singt es der Engel ihr zu,
Und wiegt ihr die zagende Seele in Ruh.
Wie lächelt im Schlummer ihr blasses Gesicht!
Wie umstrahlt die Erwachende himmlisches Licht!
"O Liebe, was trauerst, was zagst du so
sehr?
"Der Lauben der Liebe blühn oben noch mehr!
"Es durchbohrt mir die Seele dein schneidendes
Ach!
"Ach sieh nicht so starrend! Du folgest mir nach.
"Aus Tausenden hab' ich dich einzig erwählt.
"Du bist mir vor Himmel und Engeln vermählt.
"Es trennen die Himmel die Liebenden nicht;
"Sie finden sich wieder im himmlischen Licht.
"Ach, sieh nicht so starr, so düster mich an!
"Du folgest, mein Trauter; ich gehe voran.
"Erzürne den Himmel mit Hadern nur nicht,
"So sehn wir uns wieder im himmlischen Licht.
„Es lächelt hoch oben dir schöner, als hier.
„Komm, trauliche Schwester, komm freudig mit
mir!
„Was schauest du rückwärts? — Er folget dir nach.
„Komm, folge mir freudig. Ich bring' ihn dir
nach.“ —
So lispelt, so singt es der Engel ihr zu,
Und wiegt ihr die zagende Seele in Ruh.
Wie lächelt im Schlummer ihr blasses Gesicht!
Wie umstrahlt die Erwachende himmlisches Licht!
„O Liebe, was trauerst, was zagst du so
sehr?
„Der Lauben der Liebe blühn oben noch mehr!
„Es durchbohrt mir die Seele dein schneidendes
Ach!
„Ach sieh nicht so starrend! Du folgest mir nach.
„Aus Tausenden hab' ich dich einzig erwählt.
„Du bist mir vor Himmel und Engeln vermählt.
„Es trennen die Himmel die Liebenden nicht;
„Sie finden sich wieder im himmlischen Licht.
„Ach, sieh nicht so starr, so düster mich an!
„Du folgest, mein Trauter; ich gehe voran.
„Erzürne den Himmel mit Hadern nur nicht,
„So sehn wir uns wieder im himmlischen Licht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0261" n="219"/>
            <lg n="33">
              <l>&#x201E;Es lächelt hoch oben dir schöner, als hier.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Komm, trauliche Schwester, komm freudig mit</l><lb/>
              <l>mir!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was schauest du rückwärts? &#x2014; Er folget dir nach.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Komm, folge mir freudig. Ich bring' ihn dir</l><lb/>
              <l>nach.&#x201C; &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="34">
              <l>So lispelt, so singt es der Engel ihr zu,</l><lb/>
              <l>Und wiegt ihr die zagende Seele in Ruh.</l><lb/>
              <l>Wie lächelt im Schlummer ihr blasses Gesicht!</l><lb/>
              <l>Wie umstrahlt die Erwachende himmlisches Licht!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="35">
              <l>&#x201E;O Liebe, was trauerst, was zagst du so</l><lb/>
              <l>sehr?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der Lauben der Liebe blühn oben noch mehr!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Es durchbohrt mir die Seele dein schneidendes</l><lb/>
              <l>Ach!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ach sieh nicht so starrend! Du folgest mir nach.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="36">
              <l>&#x201E;Aus Tausenden hab' ich dich einzig erwählt.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du bist mir vor Himmel und Engeln vermählt.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Es trennen die Himmel die Liebenden nicht;</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sie finden sich wieder im himmlischen Licht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="37">
              <l>&#x201E;Ach, sieh nicht so starr, so düster mich an!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du folgest, mein Trauter; ich gehe voran.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Erzürne den Himmel mit Hadern nur nicht,</l><lb/>
              <l>&#x201E;So sehn wir uns wieder im himmlischen Licht.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0261] „Es lächelt hoch oben dir schöner, als hier. „Komm, trauliche Schwester, komm freudig mit mir! „Was schauest du rückwärts? — Er folget dir nach. „Komm, folge mir freudig. Ich bring' ihn dir nach.“ — So lispelt, so singt es der Engel ihr zu, Und wiegt ihr die zagende Seele in Ruh. Wie lächelt im Schlummer ihr blasses Gesicht! Wie umstrahlt die Erwachende himmlisches Licht! „O Liebe, was trauerst, was zagst du so sehr? „Der Lauben der Liebe blühn oben noch mehr! „Es durchbohrt mir die Seele dein schneidendes Ach! „Ach sieh nicht so starrend! Du folgest mir nach. „Aus Tausenden hab' ich dich einzig erwählt. „Du bist mir vor Himmel und Engeln vermählt. „Es trennen die Himmel die Liebenden nicht; „Sie finden sich wieder im himmlischen Licht. „Ach, sieh nicht so starr, so düster mich an! „Du folgest, mein Trauter; ich gehe voran. „Erzürne den Himmel mit Hadern nur nicht, „So sehn wir uns wieder im himmlischen Licht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/261
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/261>, abgerufen am 22.11.2024.