Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Sie gehn. Ein fernes Grollen Erschreckt ihr lauschend Ohr. Sie schauen auf. Da rollen Gewitter hoch empor. Des Spätroths letzte Schimmer Erkranken und verblühn. Der Sterne grüne Flimmer Erblassen, kämpfen, fliehn. Es blitzt aus Ost und Westen; Es kracht aus Nord und Süd. Des Himmels alte Festen Erdonnern. Ängstlich müht Der Mond sich durch die Dunkel, Erlischt in Graus und Nacht. Und dunkler wird das Dunkel, Und nächtlicher die Nacht. Allwina bebt. Ein Schauer, Wie Ahnden, weht sie an. Sie schmiegt in banger Trauer Sich fest an Allwill an. Bey jedem Donnerschlage, Bey jedem Wetterstrahl Wird zager noch die Zage, Noch lauter ihre Qual. Sie gehn. Ein fernes Grollen Erschreckt ihr lauschend Ohr. Sie schauen auf. Da rollen Gewitter hoch empor. Des Spätroths letzte Schimmer Erkranken und verblühn. Der Sterne grüne Flimmer Erblassen, kämpfen, fliehn. Es blitzt aus Ost und Westen; Es kracht aus Nord und Süd. Des Himmels alte Festen Erdonnern. Ängstlich müht Der Mond sich durch die Dunkel, Erlischt in Graus und Nacht. Und dunkler wird das Dunkel, Und nächtlicher die Nacht. Allwina bebt. Ein Schauer, Wie Ahnden, weht sie an. Sie schmiegt in banger Trauer Sich fest an Allwill an. Bey jedem Donnerschlage, Bey jedem Wetterstrahl Wird zager noch die Zage, Noch lauter ihre Qual. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0244" n="202"/> <lg n="5"> <l>Sie gehn. Ein fernes Grollen</l><lb/> <l>Erschreckt ihr lauschend Ohr.</l><lb/> <l>Sie schauen auf. Da rollen</l><lb/> <l>Gewitter hoch empor.</l><lb/> <l>Des Spätroths letzte Schimmer</l><lb/> <l>Erkranken und verblühn.</l><lb/> <l>Der Sterne grüne Flimmer</l><lb/> <l>Erblassen, kämpfen, fliehn.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Es blitzt aus Ost und Westen;</l><lb/> <l>Es kracht aus Nord und Süd.</l><lb/> <l>Des Himmels alte Festen</l><lb/> <l>Erdonnern. Ängstlich müht</l><lb/> <l>Der Mond sich durch die Dunkel,</l><lb/> <l>Erlischt in Graus und Nacht.</l><lb/> <l>Und dunkler wird das Dunkel,</l><lb/> <l>Und nächtlicher die Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Allwina bebt. Ein Schauer,</l><lb/> <l>Wie Ahnden, weht sie an.</l><lb/> <l>Sie schmiegt in banger Trauer</l><lb/> <l>Sich fest an Allwill an.</l><lb/> <l>Bey jedem Donnerschlage,</l><lb/> <l>Bey jedem Wetterstrahl</l><lb/> <l>Wird zager noch die Zage,</l><lb/> <l>Noch lauter ihre Qual.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0244]
Sie gehn. Ein fernes Grollen
Erschreckt ihr lauschend Ohr.
Sie schauen auf. Da rollen
Gewitter hoch empor.
Des Spätroths letzte Schimmer
Erkranken und verblühn.
Der Sterne grüne Flimmer
Erblassen, kämpfen, fliehn.
Es blitzt aus Ost und Westen;
Es kracht aus Nord und Süd.
Des Himmels alte Festen
Erdonnern. Ängstlich müht
Der Mond sich durch die Dunkel,
Erlischt in Graus und Nacht.
Und dunkler wird das Dunkel,
Und nächtlicher die Nacht.
Allwina bebt. Ein Schauer,
Wie Ahnden, weht sie an.
Sie schmiegt in banger Trauer
Sich fest an Allwill an.
Bey jedem Donnerschlage,
Bey jedem Wetterstrahl
Wird zager noch die Zage,
Noch lauter ihre Qual.
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