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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Aus dem silbernen Duft flimmre vertraulich, Freund,
Durch das schwankende Laub, das um mein Lager
schwirrt,
Um den duftenden Rasen,
Den ich mir für die Nacht erkohr.
Wahrlich, schön ist mein Bett. Duftendes weiches
Gras
Ist mein Polster; mein Pfühl ist der bemooste Stein;
Meine Kerze der Glühwurm,
Schilfgesäusel und Wachtelshlag
Sind mein Wiegengesang. Aber es wieget heut
Nicht das Säuseln des Schilfs, nicht das Geläut'
im Teich
Mich in Schlummer. Es wieget
Meine Seel' in erhabnen Ernst.
Viel zu hehr ist die Nacht, viel zu gedankenvoll
Schaut vom Himmel der Mond. Anger und Trifft
und Flur
Stehn so magisch im Nebel,
Der dem dampfenden Grund entwallt.
Du, der Zeiten des Tags herrlichste, heiligste,
Ahndungschwangere Nacht, Schwester der Ewigkeit
Traute Freundin des Kummers,
Süssschwermüthige Schwärmerin,
L 2
Aus dem silbernen Duft flimmre vertraulich, Freund,
Durch das schwankende Laub, das um mein Lager
schwirrt,
Um den duftenden Rasen,
Den ich mir für die Nacht erkohr.
Wahrlich, schön ist mein Bett. Duftendes weiches
Gras
Ist mein Polster; mein Pfühl ist der bemooste Stein;
Meine Kerze der Glühwurm,
Schilfgesäusel und Wachtelshlag
Sind mein Wiegengesang. Aber es wieget heut
Nicht das Säuseln des Schilfs, nicht das Geläut'
im Teich
Mich in Schlummer. Es wieget
Meine Seel' in erhabnen Ernst.
Viel zu hehr ist die Nacht, viel zu gedankenvoll
Schaut vom Himmel der Mond. Anger und Trifft
und Flur
Stehn so magisch im Nebel,
Der dem dampfenden Grund entwallt.
Du, der Zeiten des Tags herrlichste, heiligste,
Ahndungschwangere Nacht, Schwester der Ewigkeit
Traute Freundin des Kummers,
Süſsschwermüthige Schwärmerin,
L 2
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[163/0205] Aus dem silbernen Duft flimmre vertraulich, Freund, Durch das schwankende Laub, das um mein Lager schwirrt, Um den duftenden Rasen, Den ich mir für die Nacht erkohr. Wahrlich, schön ist mein Bett. Duftendes weiches Gras Ist mein Polster; mein Pfühl ist der bemooste Stein; Meine Kerze der Glühwurm, Schilfgesäusel und Wachtelshlag Sind mein Wiegengesang. Aber es wieget heut Nicht das Säuseln des Schilfs, nicht das Geläut' im Teich Mich in Schlummer. Es wieget Meine Seel' in erhabnen Ernst. Viel zu hehr ist die Nacht, viel zu gedankenvoll Schaut vom Himmel der Mond. Anger und Trifft und Flur Stehn so magisch im Nebel, Der dem dampfenden Grund entwallt. Du, der Zeiten des Tags herrlichste, heiligste, Ahndungschwangere Nacht, Schwester der Ewigkeit Traute Freundin des Kummers, Süſsschwermüthige Schwärmerin, L 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/205>, abgerufen am 04.12.2024.